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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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diese. Ob die Information, die Sie als Bedeutung extrahiert haben, auch wirklich die eigentliche Bedeutung ist, das wäre die Frage.« Sie überquerten die Obere Rathausbrücke. An den Glühweinständen tummelten sich die Weihnachtsneurotiker. »Wie wäre es mit einem Gläschen Punsch? Um unsere geschäftliche, sozusagen offizielle Zusammenarbeit zu besiegeln?«
    Katinka zuckte die Schultern. Der Schock von eben saß ihr im Nacken. Ein wenig Alkohol zum Entspannen kam ihr gerade recht. Sie besorgten sich zwei Gläser Punsch und spazierten ein paar Schritte Richtung Lange Straße, um in dem immer dichter werdenden Rummel nicht unterzugehen.
    Die abendliche Dunkelheit lastete schwer auf der Bamberger Altstadt. Die Weihnachtsbeleuchtung kämpfte tapfer dagegen an. Das Kloster Michaelsberg jenseits der Regnitz hüllte sich in Finsternis. Nur das große der Stadt zugewandte Kreuz leuchtete flackernd auf. Wenn Katinka sich konzentrierte, hörte sie das Swasch von Autoreifen im Schneematsch. Die Motorisierten trauten sich allmählich wieder auf die Straße.
    Jemand hatte Katinka diese Ratte vor die Tür gelegt. Kurz darauf war der Renault auf sie zugeschossen. Absichtlich? Um sie und Dante aufs Korn zu nehmen? War das nicht zu weit hergeholt? Schließlich kam der Wagen zufällig genau in dem Moment den Kaulberg heruntergerast, als Dante und sie die Straße überquerten. Sie nippte am Glühwein. Eigentlich mochte sie das süße Zeug nicht, aber es wärmte den ganzen Körper, bis in die Finger und Zehen.
    Bei Walli und Horst hatte eine tote Ratte auf dem Fußabtreter gelegen. Horst war tot. Mord. Eindeutig. Voraussichtlich würde Kommissarin Kallweit keine Hinweise in Horsts beruflichem Umfeld finden. Ihrem Subtext gemäß schien sie nicht damit zu rechnen. Bei den Schweigaus hatte ebenfalls eine Ratte gelegen. Nun war Artur verschwunden. Und Rita und Ivo? Hatten sie womöglich auch einen toten Nager vorgefunden? Simone hatte davon nichts gesagt. Hatte jemand Rita umgebracht, ihre Leiche versteckt und ihren Wagen nach Prag gefahren? Wer war mit Ivos Kreditkarte bei der Prager Autovermietung gewesen, und wohin wollte der Mann sich absetzen?
    Artur konnte es nicht gewesen sein. Zum fraglichen Zeitpunkt hatte er seine Rolle in Bayreuth gespielt: ›Schatz, holst du uns ein Mineralwasser aus dem Keller?‹
    Es sei denn, Susanne deckte ihren Mann! Diese neue Möglichkeit elektrisierte Katinka. Das sähe ihr ähnlich. Sie tat, was Artur von ihr verlangte. Dazu würde sogar ihr verheulter Anruf von vorhin passen. Wenn also Artur viel früher als von Susanne behauptet, noch in tiefer Nacht, nach Prag aufgebrochen war, um dort auf Ivos Kreditkarte einen Wagen anzumieten? Von Bayreuth aus wäre er selbst bei Winterwetter in drei Stunden in der Goldenen Stadt. Aber worin sollte der tiefere Sinn des Ganzen liegen? Und wie hätte Artur an Ivos Kreditkarte und Führerschein kommen sollen? Zudem sah er völlig anders aus! Dennoch – ganz unmöglich war es nicht!
    Sie weihte Dante in ihre Gedankengänge ein. Stumm schwenkte er seinen Punschbecher.
    »Unwahrscheinlich ist es nicht, dass verdeckte erotische Spielereien in dem Zirkel für Unruhe sorgen. Drei Paare, wenn man die Theissens einrechnet, ansonsten Singles. Bringt man sich aber wegen derartiger Tändeleien gegenseitig um die Ecke?«, fragte Katinka.
    »Wir sollten uns mit der Chronologie der Ereignisse befassen. Zuerst macht Rita den Sittich, außerdem, in derselben Nacht, Ivo. Wiederum in derselben Nacht warten Walli, Horst, Susanne und Artur genau auf diese beiden. Sie telefonieren Rita hinterher, nicht Ivo. Angeblich, weil Ivo ohnehin nicht vorhatte, zu dem Treffen zu kommen. Warum eigentlich nicht? War er nicht sogar ein besonders eifriger Teilnehmer?«
    Er hat ein brillantes Gedächtnis, dachte Katinka, ehe sie antwortete: »War er. Laut Susanne jedenfalls. Aber Ivo ist tot. Er kann die Ratten nicht abgelegt haben, er kann Horst nicht umgebracht haben.«
    » Horst kann Ivo umgebracht haben.«
    »Wieso sollte er, Wischnewski? Was ist das Motiv? Außerdem war er mit Walli, Susanne und Artur zusammen. Sie haben gemeinsam auf Rita gewartet und er hat sogar bei der Polizei angerufen, als Rita nicht kam. Allenfalls könnten die drei anderen ihn decken, aber so ein erfundenes Alibi, für das mehrere Leute dichthalten müssen, ist schwer aufrecht zu halten. Aus reiner Freundschaft setzt sich niemand diesem Stress aus.«
    »Horst hat ein Verhältnis mit Rita. Supergeheim. Ivo kommt

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