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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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Führerschein und Kreditkarte bei Rita gefunden sowie den Schlüssel zu einem Renault. Das dürfte ihr Prager Mietwagen sein, den wir als Nächstes aufspüren müssen. Wahrscheinlich steht er eingeschneit in der Botanik. Sie hatte auch ihren eigenen Ausweis dabei.«
    »Einen Moment! Sie meinen, Rita hat sich bei der Mietwagenfirma als Mann ausgegeben? Hat persönlich mit Ivos Papieren ein Auto gemietet?«
    »Es wäre möglich. Ich habe einen Experten nach Prag geschickt, der Phantombilder nach allen Regeln der Kunst entwirft und sich mit dem Angestellten bei Sixt mal näher unterhalten wird. Aber ich denke, wir können uns schon mal auf Rita einschießen. Ich habe Simone Mathieu angerufen: Sie bestätigt, dass Rita ein maskuliner Typ ist, mit eckigen Bewegungen, großen Händen, wenig Weiblichkeit. Dazu ein bisschen Verkleidung, und fertig ist der Lack.«
    Katinka rieb sich die Stirn. Das klang alles völlig irrsinnig. »Rita ist also im Besitz von Ivos Papieren. Das heißt, sie hatte Gelegenheit, sie ihm abzunehmen.«
    »Ich vermute, sie hat sie ihm kurz vor seinem Tod geklaut. Ansonsten hätte ja die Gefahr bestanden, dass er seine Dokumente vermisst und Krach schlägt. Hören Sie noch zu, Frau Palfy?«
    »Allerdings. Wenn wir weiterdenken, dann könnte Rita die Papiere dem unter Schock stehenden Ivo unmittelbar nach dem Unfall geraubt haben. Als er gerade mit seinem Auto in die Schneewehe gekullert war.« Wozu eine unvorstellbare Kaltschnäuzigkeit gehört, fügte Katinka im Stillen hinzu. »Wurde Rita ermordet?«, fragte sie.
    »Warten wir die Obduktion ab. Der Förster sagte, die Sicherung wäre rausgesprungen. Eventuell hat sie einen elektrischen Schlag bekommen, als sie den Lichtschalter angefasst hat. Angeblich liegt elektrotechnisch in der Hütte einiges im Argen, aber die Förster, die dort regelmäßig reinschneien, kennen die Tücken. Wahrscheinlich ist Rita zurückgeschreckt und hingefallen. An ihrem Hinterkopf hat sie eine Wunde und ein riesiges Hämatom. An der Tischkante klebt Blut.«
    »Also hatte sie einfach Pech?«
    »Die Technik stellt die Bude auf den Kopf. Man wird sehen.«
    »Was halten Sie von den Texten aus dem Online-Ordner?«
    »Ich weiß nicht, ob so ein Laien-Psychogramm ein ausreichendes Motiv darstellt. Ach ja, ich habe Frau Mathieu noch nicht gesagt, dass ihre Freundin tot ist«, sagte die Kommissarin. »Am Telefon geht sowas nicht. Könnten Sie …?«
    »Klar.«
    Die beiden Frauen verabschiedeten sich voneinander. Katinka stieß die Stiefel von den Füßen und setzte sich in ihre Küche. Damit war ihr Auftrag erledigt. Man hatte Rita gefunden. Gähnend legte sie die Füße hoch. Ihr blieb die Aufgabe, Simone die traurige Nachricht zu überbringen. Am besten, sie ging gleich bei ihr vorbei.
     
    Simone hörte Katinka mit gesenktem Blick zu. Mit hängenden Armen stand sie in Ritas Wohnzimmer und verkniff sich mit Mühe die Tränen. Katinka spürte ihren Schmerz und ihre Verzweiflung. Über die zerbrochene Freundschaft, die einen Bruch in Simones eigenem Lebenslauf bedeutete. Und über Ritas sinnlosen Tod.
    »Sie ist ermordet worden«, sagte Simone mit fester Stimme. »Ich bin mir hundertprozentig sicher.«
    »Warum denken Sie das?«, fragte Katinka, dankbar, dass Simone nicht hier vor ihren Augen zusammenbrach.
    »Weil Rita nicht einfach so hinfällt und erfriert. Sie ist sportlich, gesund, ein harter Knochen.«
    »Es könnte sein, dass sie einen elektrischen Schlag bekommen hat. Die Kommissarin sprach von Blut an einer Tischkante. Rita könnte von dem Stromstoß gegen den Tisch geschleudert worden sein. Sie hat eine Wunde am Hinterkopf.«
    »Oder jemand hat ihr die Wunde verpasst!« Empört blickte Simone Katinka an. »Ich bitte Sie, herauszufinden, wer Rita umgebracht hat. Ich meine, es ist doch offensichtlich: Der Literatur- und Fresszirkel … sie haben sich gerächt.«
    »Gerächt? Wofür?«
    »Diese grauenvollen Psychogramme, die Rita geschrieben hat. Man muss schon hartgesotten sein, um damit zurechtzukommen.«
    »Es ist eher die Frage, wie wichtig man die geistigen Ergüsse anderer Leute nimmt«, widersprach Katinka.
    Simones Blick flackerte. Sie knetete ihre Finger, während sie leise sagte: »Ich habe meinen Text gelöscht.«
    Katinka brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen. »Sie meinen, Rita hat auch etwas über Sie geschrieben?«
    Simone nickte. »Als wäre ich ein Teil des Zirkels.« Zu einem Personenkreis gerechnet zu werden, den sie verabscheute, schien sie mehr

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