Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee

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dort ein Feuer gemacht. Aber es sah so aus, als hätte Rita eine Weile in der Hütte kampiert. Es gab einen Schlafsack, mit dem sie in der Antarktis ausgehalten hätte, außerdem einen Gaskocher, Konserven, Kraftriegel.«
    »Meinen Sie, sie hat dort eine ganze Woche ausgeharrt? Seit sie verschwunden ist? Ehrlich gesagt, ich hatte Rita im Verdacht. Wegen Ivo, wegen Horst. Irgendwie …«
    »Ich habe sie nach wie vor auf dem Zettel«, knurrte die Kallweit. Ihre Locken schimmerten eine Spur röter, als Katinka sie in Erinnerung hatte.
    »Aber was ist das Motiv?«
    »Eben. Das Motiv. Keine Ahnung.«
    »Wann ist sie gestorben?«
    »Vorgestern in den frühen Morgenstunden.« Die Kallweit setzte sich auf die Tischplatte. Sie trug bunte Ringelstrumpfhosen unter ihrem Jeansrock. »Ich habe alle Informationen zu Rita Weiß zusammengetragen, die ich kriegen konnte. Daraus geht nichts Hilfreiches hervor. Sie hat keine Verwandten. War nie verheiratet. Unterhält zu niemandem engere Beziehungen als zu diesem bizarren Bücherklub, der sich immer weiter dezimiert.«
    »Der Hund liegt zwangsweise genau in diesem Zirkel begraben. Allerdings hatte sie vor Jahren eine Beziehung zu einem Mann.« Katinka berichtete, was sie von Walli erfahren hatte.
    »Hm. Hm.« Die Kallweit rieb sich die Stirn.
    »Hat sich Dante Wischnewski bei Ihnen gemeldet? So ein nerviger Kobold aus der Zeitungsbranche?«
    »Nein. Warum?«
    »Er war mit mir an dem Fall dran. Er ist gerade arbeitslos, und ich habe ihn quasi als meinen Assistenten beschäftigt.«
    »Wissen Sie, woran ich gerade denken muss?«, fragte die Kommissarin, ohne auf Katinkas Einwurf einzugehen.
    »Woran?«
    »Als Rita starb, war Artur nicht bei seiner Frau. Er könnte …«
    »… bei Rita gewesen sein?« Katinka lachte. »Artur und Rita!«
    »Nicht im Sinne einer Affäre.«
    »Sondern?« Konfus blickte Katinka die Kommissarin an. »In welchem Sinne?«
    »Ich weiß es eben nicht. Aber ist das nicht ein bisschen zu drollig? Rita stirbt am frühen Morgen des 19. Dezember. Am selben Tag dreht Arturs Frau durch, weil Artur angeblich nicht aufzufinden ist.«
    »Er sagt, er wäre bei Kunden in München gewesen. Sie hätten die behördliche Autorität, ihn unter Druck zu setzen«, sagte Katinka voller Neid.
    »Ich werde ihn pulverisieren.«
    »Kann man kein gemeinsames Motiv finden? Für die Morde an Horst und Ivo – und für den an Rita?«
    »Da zieht einer meuchelnd durch die Gegend!« Die Kallweit hopste vom Tisch. »Verdammt, das ist doch irre! Und dieser Mensch stellt es so geschickt an, dass letztlich immer die Kälte der Mörder ist. Horst Broicher erfriert in seinem Auto, nachdem er vorher mit einem Schlag auf die Stirn ausgeschaltet wurde. Ivo Leistner erfriert, nachdem sein Wagen einen Hang hinunterrutschte. Obwohl seine Verletzungen nicht besonders schwer waren, sagt die Rechtsmedizinerin, scheint der Schock ihn in der Kälte festgenagelt zu haben, sodass er, als er schließlich mitbekam, in welcher Situation er steckte, nicht mehr zur Straße hochkriechen konnte, um irgendwo Hilfe zu finden. Rita erfriert in einer Schutzhütte, nachdem sie mit dem Hinterkopf auf die Tischkante geschlagen ist. Unter Umständen durch einen Stromstoß.«
    »Gibt es vergleichbare Fälle?«
    »Ich habe das für unser Gebiet überprüfen lassen. Nein.«
    »Und anderswo in der Gegend? Schließlich erstreckt sich der Fall über ganz Oberfranken.«
    »Tut er das?«
    »Die beteiligten Leute kommen aus unterschiedlichen Städten. Die Opfer zumindest.«
    Die Kallweit ging zum Telefon und sprach ein paar Minuten. Derweil sortierte Katinka fieberhaft, was sie wussten. Es war nicht viel. Lauter Pillepalle von einer Gruppe Leute, die durch ein Hobby zusammengehalten wurden. Wobei der Zusammenhalt nur rein äußerlich existierte, und unter der Oberfläche eine Menge Unheil angerichtet wurde. Sie dachte an Margots Enttäuschung über Susannes Rückzug aus einer kuscheligen Frauenfreundschaft. Irmi Theissen fiel ihr ein. Sie hatte nach Margot die Beschützerinnenrolle für Susanne übernommen. Katinka warf einen Blick auf ihre Uhr. In der Karibik mussten sie mittlerweile wach sein. Sie würde gleich nach ihrem Gespräch mit Petronella Kallweit Irmi anrufen.
    »Na dann«, sagte die Kallweit gerade und donnerte den Telefonhörer auf die Gabel. »Sämtliche bayerischen Archive werden nach dem Muster ›ungeklärter Verkehrsunfall im Winter‹ durchsucht.«
    »Er muss nicht ungeklärt sein!«, wandte Katinka sofort