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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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Schnee.
     
    »Frau Palfy! Frau Palfy? Was ist passiert?«
    Eine Hand packte Katinka bei der Schulter und wälzte sie herum. Katinka schnappte nach Luft, begann zu husten. Sie hustete so sehr, dass Tränen aus ihren Augen schossen. Keuchend würgte sie zähen Schleim hervor. Zitternd kämpfte sie sich auf die Knie, während sie das Zeug in den Schnee spuckte.
    Eva, die Hebamme aus dem Erdgeschoss, kniete neben ihr. »Frau Palfy, wer war der Typ?«
    »Was für ein Typ?«, krächzte Katinka. Ihr Kehlkopf schien wie gelähmt.
    »Ich habe eben mein Fahrrad in den Hof geschoben und gemerkt, dass das Licht nicht geht. Habe seltsame Geräusche gehört. Weil ich oft nachts draußen bin, habe ich immer eine Taschenlampe dabei. Ich habe Richtung Haustür geleuchtet. Da hat Sie einer in den Schnee gedrückt!«
    Stimmt, dachte Katinka. Ihr war so kalt, dass sie am liebsten losgeheult hätte. Doch der Schock über den Angriff ging in Euphorie über: Sie war am Leben.
    Eva Bohnstett half ihr hoch. Sie machte das mit derselben ruhigen Selbstverständlichkeit, mit der sie den Frauen half, ihre Babys auf die Welt zu bringen. Katinka lehnte sich dankbar an die Hauswand, während Eva aufschloss. »Ich komme mit rauf.«
    »Nicht nötig«, widersprach Katinka. Aber Eva ließ es sich nicht nehmen, Katinka bis zu ihrer Wohnung zu begleiten.
    »Würden Sie den Mann wiedererkennen?«, fragte Katinka. Jedes Wort, das sie aus ihrer brennenden Kehle quetschte, tat weh.
    »Der war so eingemummelt … als er mich kommen sah, ließ er Sie los, rannte an mir vorbei. Versuchte, mich umzustoßen. Zum Glück konnte ich ausweichen. Na, und da haben Sie sich schon gerührt, und draußen auf der Straße sprang ein Wagen an. Da hat er wohl gemacht, dass er wegkommt. Wer war das?«
    Endlich hatte Katinka ihre Hände so weit unter Kontrolle, dass sie den Wohnungsschlüssel ins Schloss stecken und umdrehen konnte. »Wir haben jetzt Videoüberwachung«, sagte sie cool. »Kommen Sie! Das finden wir gleich raus.«
    Eva folgte ihr in die Diele. Katinka schaltete das Licht ein und drehte den Kopf zu den Bildschirmen.
    Die Monitore waren dunkel.
    »Fuck!«
    »Was bedeutet das?«, flüsterte Eva.
    »Gute Frage. Da hat jemand manipuliert. Drei Kameras! Das muss man erst mal hinkriegen!« Katinka presste ihre Hand an den Hals. Außerdem spürte sie einen ziehenden Schmerz im Nacken, als hätten sich durch den Zweikampf draußen im Schnee sämtliche Wirbel in ihrem Rückgrat ausgerenkt. »Schauen wir nach!«
    Sie griff nach ihrer schweren Halogentaschenlampe. Eva folgte ihr in den Innenhof. Wieder tänzelten feine Schneeflocken durch die Luft. Trotz der Kälte traten Katinka Schweißtropfen auf die Stirn: Zeichen einer nahenden Panik.
    Wenige Minuten später hatten sie Gewissheit: Die Linsen aller drei Kameras waren überklebt.
    »Sollen wir zur Polizei?«, flüsterte Eva.
    »Augenblick!« Katinka überprüfte die Hoflampe. Das Kabel war durchtrennt. Da hatte jemand gründlich gearbeitet.
    Katinka wurde wütend. Richtig wütend. Wer war der Idiot, der meinte, hier den Brecher spielen zu können? Sie marschierte in den Keller und brachte zwei an lange Ständer montierte Baulampen und eine Kabeltrommel.
    Gleißendes Licht erhellte den Schnee. Katinka schoss mit dem Handy Fotos von der Stelle, wo der Angreifer sie überwältigt und im Schnee beinahe erstickt hätte. In weniger als einer halben Stunde wären die Spuren verwischt. Schon strickten sich die Schneeflocken eine neue Schlafdecke. Katinka schoss ein Foto der Stiefelabdrücke, die sicher nicht ihr oder Eva gehörten. Dazu waren sie schlicht zu riesig.
    »Die Studenten haben mir erzählt, hier hätte vor Kurzem eine tote Ratte gelegen«, begann Eva.
    »Ja. Ich habe gedacht, die hätte mir ein Mitarbeiter gebracht. Quasi als Beweis, dass er es schafft, Tierkadaver aufzutreiben.«
    Eva starrte Katinka verständnislos an.
    »Halb so wild. Für Sie besteht keine Gefahr. Ich schätze, da will jemand versuchen, mich vom Ermitteln abzuhalten.«
    »Na, ich weiß nicht. Erinnern Sie sich an das vergangene Frühjahr, als Sie am Überlegen waren, ob Sie dieses Haus kaufen sollten?«, fragte Eva. »Da drückten sich immer so komische Typen hier rum. Damals ging es um meine Mutter.«
    »Nicht ganz. Es ging um etwas sehr Wertvolles, was Ihre Mutter vorsichtshalber in Ihrem Backofen zwischenlagerte.« Die Panik flaute allmählich ab. Katinka war wieder auf sicherem Boden. Sondierte, analysierte.
    Eva wischte die Einwände

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