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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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dort sein.«
    »Beeil dich. Irgendwas passiert hier. Ein Wagen nähert sich. Du siehst unsere Autos an der Straße. Der Weg zur Hütte führt genau in die entgegengesetzte Richtung. Ich muss Schluss machen!«
    Katinka schob das Handy in die Hosentasche und zog ihre Beretta.
     
     
     
    43
     
    Artur Schweigau stieß die Fahrertür des knallroten Kleinwagens auf. Die Scheinwerfer leuchteten direkt auf die Forsthütte. Er ging um den Wagen herum und öffnete den Kofferraum.
    »Mach hinne!«, rief er. »Hilf mir! Glaubst du, ich stemme den Kerl allein?«
    Ein heißer Schauer lief Katinka über den Rücken.
    Den Kerl?
    Die Beifahrertür öffnete sich.
    Susanne!, durchfuhr es Katinka. Die Frau stapfte missmutig zu ihrem Mann. Beide beugten sich in den Kofferraum und luden ein in eine Plane gehülltes Paket aus.
    Sieht aus wie Frachtgut, dachte Katinka. Verdammt, wo steckt die Kallweit? Wer gibt eigentlich das Kommando für den Zugriff? Sie hatte Angst, dass die Schweigaus ihren Atem hören oder die Dampfwölkchen zwischen den Bäumen aufsteigen sehen könnten. Unrealistisch, schalt sich Katinka. Die sehen nicht mal unsere Fußspuren im Schnee! Sie sind zu beschäftigt mit ihren eigenen Problemen.
    Beide schleppten ihre offenkundig schwere Last zur Hütte.
    »Verdammte Scheiße!« Artur ließ seine Seite des Pakets fallen. Auch Susanne konnte nicht mehr. Das Paket sank in den Schnee. »Das Siegel ist erbrochen!«
    »Na und?«, keifte Susanne. »Wir hätten es ohnehin knacken müssen.«
    »Bist du wirklich so blöd?«, schnappte Artur. »Jemand war hier!«
    »Und wenn schon! Die Spurensicherung ist mit der Hütte längst durch. Wer weiß, wer sich da unterstellen wollte.«
    Ihr Mann ließ sich nicht ablenken. Er starrte auf den Boden rund um die Hütte. Im starken Licht der Autoscheinwerfer fielen ihm nun doch die frischen Fußspuren auf. Er blickte hoch. Mitten in den Wald hinein. Direkt in Katinkas Richtung. Sie entsicherte die Beretta. Das Klicken dröhnte durch den Wald, wie von 1.000 Lautsprechern verstärkt.
    Artur Schweigaus Hände glitten seinen Parka entlang.
    »Zugriff!«, schrie die Kallweit in diesem Augenblick. Sie fegte um die Ecke der Forsthütte und stieß Artur den Lauf ihrer Waffe in den Rücken. »Hände hinter den Kopf!«
    Katinka war mit wenigen Schritten bei Susanne. Die Frau wand sich, warf sich in den Schnee, strampelte und schrie wie am Spieß.
    »Halten Sie die Klappe!«, fuhr Katinka sie an. Sie tastete nach den Kabelbindern, die sie üblicherweise in der Tasche hatte. Nur heute nicht. Wieso heute nicht? Sie drückte Susanne Schweigau mit dem Knie in den Schnee und tastete über deren dicke Winterkleidung. Ein scharfer, harter Gegenstand beulte den Mantel aus. Katinka griff danach. Ein Messer.
    »Tragen Sie immer ein Messer mit sich herum?« Katinka zog es hervor und zeigte es der Kallweit. Die hatte Artur von sich gestoßen. Er lag an Händen und Füßen gefesselt im Schnee. »Ich habe gleich gewusst, das geht schief«, winselte er. »Aber meine Frau wollte ja nicht auf mich hören.«
    »Lügner!«, kreischte Susanne los. »Das war alles dein Plan!« Sie wand sich unter Katinkas Griff. Endlich kam Petronella Kallweit zu Hilfe.
    »Kümmern Sie sich um das Postpaket!« Vielsagend wies sie auf das unförmige Gebilde, das die Schweigaus hatten fallen lassen.
    Katinka betrachtete einen Moment das Küchenmesser in ihrer Hand, dann schlitzte sie die Plane auf. Darin lag Dante. Totenbleich. Mit einem Knebel zwischen blauen Lippen und hilflos verschnürt.
    »Wischnewski!« Katinka schüttelte ihn. »Sagen Sie was!« Sie riss ihm den Knebel aus dem Mund. Seinem Hals entrang sich ein Stöhnen. Er lebte. Er blinzelte sogar.
    »Rufen Sie den Notarzt!«, rief Katinka der Kommissarin zu, während sie anfing, die Schnüre aufzuschneiden. »Halten Sie durch, Wischnewski. Wir wärmen Sie gleich auf. Kurz durchhalten! Verstanden?«
    Alles, was Dante antworten konnte, kumulierte in einem erneuten Stöhnen, gefolgt von einem Hustenanfall. Katinka musste lächeln und hätte vor Erleichterung beinahe den Tumult hinter sich verpasst. Ein kurzer Aufschrei der Kallweit, ein Keuchen.
    »Sie türmt!« Kommissarin Kallweit lehnte an der Hüttenwand, die Hand an ihre Seite gedrückt.
    »Alles in Ordnung?«, schrie Katinka, ohne eine Antwort abzuwarten. Petronella Kallweit und Dante würden zurechtkommen. Artur stellte keine Gefahr mehr da.
    Susanne preschte durch den Wald. Schnell wie der Wind jagte sie in die Dunkelheit.

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