Stille Gefahr #2
aufpassen.«
Ezra fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
Du liebe Zeit, wenn er sie noch besser im Auge behielte, wäre er wie ihr zweiter Schatten. Auch wenn ihm diese Vorstellung gar nicht so missfiel, würde es ihr vielleicht bald auf die Nerven gehen.
Er schnitt eine Grimasse und schaute noch einmal auf den Marktplatz hinaus, beobachtete die Passanten.
»Mit so etwas hätten Sie hier niemals gerechnet, wie?«, fragte er grüblerisch.
Einen Moment lang herrschte bedrückendes Schweigen, bevor Nielson seufzte. »Stimmt. Das habe ich tatsächlich nicht. Wissen Sie, der ein oder andere Polizist träumt wahrscheinlich von einem solchen Mist – mit genau so was macht man Karriere.«
Ezra nickte. Er kannte genügend Cops, die richtig scharf darauf wären, so einen üblen Fall zu bekommen.
»Sie auch?«, fragte er und schaute den Sheriff an.
»Überhaupt nicht«, antwortete Nielson kopfschüttelnd. »Ich wünschte wirklich, das Ganze wäre nie passiert – mehr als alles auf der Welt wünschte ich mir, nichts dergleichen hätte sich jemals in meiner Stadt abgespielt.«
Zoff mit einer Freundin war keine schöne Sache.
Dessen war sich Lena Riddle absolut bewusst.
Sie hatte nicht so viele enge Vertraute, dass sie es sich erlauben konnte, auch nur einen zurückzuweisen. Andererseits war sie genau deswegen umso wütender auf ihre angeblich gute Freundin Roz, die Law so schnell die Freundschaft gekündigt hatte.
Seit ihrem Streit waren mehrere Wochen vergangen, und dennoch, jedes Mal wenn sie das Inn betrat … na ja, dann fühlte es sich nicht mehr an wie ein zweites Zuhause.
Mit Pucks Leine in der Hand eilte sie also schnell in die Küche und hoffte, Roz hätte ein Telefonat oder wäre bei einer Besprechung. Himmel, wenn es nach ihr ging, könnte sie auch mit Carter in der Besenkammer vögeln.
Doch als sie die Küchentür aufstieß, stieg ihr der vertraute Duft von Roz’ Parfum in die Nase, und sie unterdrückte einen Seufzer.
»Hey, Lena!«
Die erzwungene Heiterkeit in der Stimme ihrer Freundin ließ Lena beinahe mit den Zähnen knirschen. »Roz.«
»Ich fahre am Sonntag vielleicht nach Lexington … willst du mitkommen?«
»Geht nicht, tut mir leid.« Glücklicherweise besaß sie sogar eine Ausrede. Sie hatte sich überlegt, eine kleine Grillparty zu geben – und wollte Law bitten, Hope mitzubringen. Die beiden mussten dringend mal aus dem Haus. »Law und Hope kommen zu mir zum Abendessen.«
»Oh … na gut. Dann ein andermal.«
Der verzagte Unterton in Roz’ Stimme setzte Lenas Gewissen zu, während sie die Küche durchquerte und Puck die Leine abnahm. »Ich hätte dich ja auch eingeladen, aber ich vermute mal, dass du dich in Laws Gegenwart immer noch nicht allzu wohl fühlst.«
Nimm dies, blödes Gewissen.
»Lena, das ist unfair«, sagte Roz leise und klang dabei verletzt.
»Unfair?« Lena schüttelte den Kopf. Verflucht. Ihr Gewissen konnte sie mal kreuzweise. »Nein, Roz. Unfair ist, dass du geglaubt hast, er wäre dazu fähig, dieses Mädchen umzubringen. Also beschwer du dich lieber nicht über mangelnde Fairness.«
»Wie lange willst du deswegen noch auf mich sauer sein?«, fragte Roz ruhig.
»Weiß nicht. Vielleicht bis du zugibst, dass du dich geirrt hast?«
Roz schwieg.
Lena seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Du bringst es einfach nicht über dich, was? Weißt du, einen Fehler zu machen, ist mir genauso unangenehm wie jedem anderen. Aber wenn ich danebenliege – wenn ich jemanden ungerecht behandle, dann gebe ich es wenigstens zu. Ob es mir gefällt oder nicht. Law ist dein Freund, und du hättest ihn ohne mit der Wimper zu zucken den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Du hast ihn einfach verurteilt, ohne wenigstens einen Zweifel gelten zu lassen.«
»Verdammt, Lena, du führst dich auf, als hätte ich ihn lynchen wollen oder so.«
»Du dachtest, er hätte diese Frau umgebracht«, beharrte diese mit leiser, wütender Stimme. Sie musste sich beherrschen, um Roz nicht anzuschreien, und ballte die Fäuste. Das Blut rauschte ihr in den Ohren. » Er war ja nicht einmal zu Hause , aber scheiß drauf, das hätte für seine Freunde – für dich – gar keine Rolle spielen sollen. Ich habe ihm von Anfang an geglaubt. Dass manche Leute aus der Stadt an diese Scheißtheorie glauben, kann ich verstehen, aber du kennst ihn und …«
Lena hielt inne, zwang sich, tief Luft zu holen.
Wenn sie nicht damit aufhörte und die Sache auf sich beruhen ließ, würden Roz und sie ihre
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