Stille Gefahr #2
gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden«, erwiderte er sanft. »Wenn ich sie abstellen soll, dann sagen Sie mir, wo Sie sie brauchen, und ich stelle sie genau da hin.«
Mist …
Wenn sie weiter mit ihm herumstritt, stünde sie nur noch dümmer da, und wahrscheinlich würde er dann obendrein neugierig werden, was zum Teufel das Problem mit dem blöden Karton war. Aber sie hatte ganz bestimmt nicht vor, ihn jetzt in ihr Schlafzimmer zu lotsen.
Allein bei dem Gedanken lief sie schon rot an. Verflucht, wie alt war sie noch mal? Zwölf? Vierzehn?
»In die Küche!«, sagte sie mit kratziger Stimme. Sie räusperte sich und deutete den Flur hinunter, wobei ihr gleich darauf einfiel, dass ihm klar war, wo sich die Küche befand.
Während Remy den Flur hinunterging, warf sie Law einen ungeduldigen Blick zu, doch der hatte sich bereits ins Wohnzimmer begeben, wo er sich nun in seinen Sessel warf und mit einer Hand nach dem Laptop griff, auf dem Gesicht diesen wohlbekannten geistesabwesenden Ausdruck. Das Buch – er hatte lediglich sein Buch im Sinn.
Na toll.
Sie unterdrückte ein Stöhnen, eilte hinter Remy her in die Küche und sah gerade noch, wie der die Kiste auf den Tresen schob. Nachdem sie die Bierflasche weggestellt hatte, zog sie die Kiste an sich, aus seinem Blickfeld.
Sie warf rasch einen Blick hinein – obenauf lag eine fein säuberliche Liste von Titeln und Lieferungen. Es gab noch eine zweite, aber die steckte unter dem Notizblock, Remy konnte sie zum Glück also nicht gesehen haben.
Puh. Beruhige dich , sagte sie ihrem Herzen. Die Panik wollte sich noch nicht ganz legen, aber wenigstens konnte sie Law sagen, dass sie nicht versehentlich sein Geheimnis gelüftet hatte.
Allerdings war er ihr auch nicht gerade eine Hilfe gewesen – Gott, er wusste doch, was sich in der Kiste befand. Er hatte sie mit ihr zusammen gepackt, und trotz ihrer Einwände war er derjenige gewesen, der sie in den Flur gestellt hatte …
Natürlich war es gut möglich – und nicht ganz unwahrscheinlich –, dass ihre heftige Reaktion einen ganz anderen Grund hatte, zum Beispiel Remy persönlich. Aber es war viel einfacher, sich einzureden, es gehe auf jeden Fall um irgendetwas anderes als diesen attraktiven Anwalt.
Konzentrier dich , ermahnte sie sich selbst.
Sie musste sich zusammenreißen.
Remy stand immer noch da … ganz nah neben ihr. Zu nah. Er stand da und beobachtete sie. Mal wieder.
Sie zwang sich zu lächeln. »Danke.«
Er grinste schief. »Eigentlich lag Ihnen doch etwas ganz anderes auf den Lippen.«
Hope wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, also zuckte sie bloß mit den Schultern. Wieder hatte sie einen ganz trockenen Mund, es war fast schon schmerzhaft. Da sie nicht riskieren wollte, dass ihr noch die Zunge am Gaumen festklebte, ging sie zum Kühlschrank.
Es stand eine Kanne mit Pfirsichtee darin – das war ihre. Law trank keinen Früchtetee. Genau genommen mochte er gar keinen Eistee, es sei denn, der kam in einer riesigen Fertigpackung aus dem Supermarkt.
Sie nahm die Kanne aus dem Kühlschrank und schaute zu Remy hinüber. Obwohl sie wollte, dass er die Küche so schnell wie möglich wieder verließ und seine Angelegenheiten mit Law klärte, worum es dabei auch immer ging, war es ein Gebot der Höflichkeit, ihm ebenfalls etwas anzubieten. »Möchten Sie einen Eistee?«
»Gern.«
Während er sich auf einen Küchenstuhl setzte, drehte sie sich zum Küchenschrank um und biss sich auf die Lippen. Verdammt. Was jetzt?
»Ähm, wenn Sie noch etwas mit Law zu besprechen haben, kann ich Ihnen den Tee ins Wohnzimmer bringen«, schlug sie vor.
»Ich bin nicht beruflich hier.«
»Nicht?« Sie warf ihm einen nervösen Blick zu und wandte sich dann schnell wieder zu dem Hängeschrank mit der Glastür um. Auf einmal empfand sie Erleichterung, ihre Anspannung, die ihr vorher gar nicht bewusst gewesen war, verschwand. Sie holte tief Luft und stellte die Kanne ab, bevor sie ihr noch aus den Fingern rutschte. Während sie die Hände flach auf die Arbeitsplatte legte, starrte sie auf den Schrank und versuchte sich zu erinnern, was sie gerade hatte tun wollen.
Angesichts ihrer trockenen Kehle fiel es ihr wieder ein.
Eistee.
Etwas zu trinken.
Für sie. Für ihn.
Also brauchte sie Gläser. Zwei Stück.
Obwohl sie gerade noch geglaubt hatte, dass es ihr gelingen würde, sich zu beruhigen, kam nun eine ganz neue Anspannung in ihr auf.
Verdammt, wenn er nicht aus beruflichen Gründen hier war,
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