Stille Gefahr #2
sollte, nahm er noch einen Schluck.
Verdammt. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Er verdiente sein Geld damit, andere in Grund und Boden zu diskutieren – er konnte sich gut ausdrücken, aber plötzlich bekam er keinen Ton heraus.
Law grinste und streckte die Beine aus. Sein Lächeln bekam einen schlauen, wissenden Zug, während er Remy musterte. Da begriff dieser, dass Law viel mehr sah, als er sich anmerken ließ.
Der Kerl hatte einen Röntgenblick.
»Vielleicht kann ich Ihnen in einer Sache weiterhelfen. Hope und ich haben weder etwas miteinander noch war das je so.« Law prostete Remy mit seiner Bierflasche zu. »Wenn mir klar gewesen wäre, dass Sie das so sehr beschäftigt, hätte ich das schon letzte Woche geklärt. Na ja, vielleicht auch nicht – je nach Laune. Aber Sie können sich entspannen. Zwischen uns läuft nichts und lief nie was.«
»Sie sind … haben … nicht?« Remy zog die Augenbrauen zusammen und trank noch einen Schluck Bier. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
Law zuckte nur mit den Schultern. »Na ja, ich kenne eben die Anzeichen. Ich weiß, wie ein Kerl aussieht, der quasi angebissen hat. Und bei Ihnen war es schon letzte Woche unübersehbar.« Er stützte die Ellbogen auf die Knie und hielt die Bierflasche zwischen den Fingerspitzen. Statt des Grinsens musterte er Remy nun ernst. »Aber Sie sollten wissen, dass es deswegen noch lange nicht leicht für Sie wird. Hope ist … na ja. Sie ist immer noch ziemlich angeschlagen.«
»Sie hat ihn vor zwei Jahren verlassen, oder?«, rutschte es Remy heraus. Er war schon weit genug in ihr Privatleben vorgedrungen und hatte diese Frage nicht stellen wollen.
Doch jetzt stand sie im Raum.
»Stimmt. Aber in mancher Hinsicht kommt es ihr so vor, als wäre es gestern erst passiert.« Reilly lehnte den Kopf gegen das Polster und starrte in die Luft. »Ich habe versucht, sie hierher zu holen, nachdem sie sich getrennt hatten, aber damals wollte sie nicht. Sie ist kreuz und quer durch die Gegend gezogen – mit ein bisschen Geld, das sie von ihren Eltern geerbt und während ihrer Ehe mit diesem Mistkerl nicht angefasst hatte. Die ganze Zeit über wollte ich sie überreden, herzukommen und bei mir zu wohnen … aber anscheinend konnte sie das nicht. Sie hat sich immer eingesperrt gefühlt, wenn sie länger am selben Ort geblieben ist.«
Reilly seufzte und schüttelte den Kopf. »Zwei Jahre, aber vielleicht war das für sie noch nicht lange genug. Er hatte mehr als ein Jahrzehnt Zeit, um sie zu verkorksen. So schnell wird sie nicht wieder die Alte.« Dann verzog er das Gesicht. »Verdammt, vielleicht wird sie nie wieder die Alte.«
»Wollen Sie mir damit zu verstehen geben, dass ich sie in Ruhe lassen soll?«
Law setzte ein Lächeln auf. Seine Wange war endlich abgeschwollen und die blauschwarzen Schattierungen der Blutergüsse schillerten mittlerweile in jenem hässlichen Grüngelb, das anzeigte, dass sie bald ganz verschwinden würden.
»Nö. Das haben wir doch schon geklärt. Außerdem ist Hope den Großteil ihres Lebens auf sich gestellt gewesen«, erwiderte Law leise. »Selbst während ihrer Ehe. Durch diese Hölle ist sie allein gegangen. In den letzten zwei Jahren hat sie sich auf eigene Faust durchgeschlagen, weil sie meinte, so könne sie alles besser verarbeiten, und vielleicht hatte sie recht. Sie musste merken, dass sie in der Lage ist, allein zu sein, ohne daran zu zerbrechen. Nein, ich finde nicht, dass Sie sie in Ruhe lassen sollen. Wahrscheinlich wäre es sogar gut für sie, einen Mann in ihrem Leben zu haben, der kein Arschloch ist.«
Dann sah er Remy in die Augen und schüttelte den Kopf. »Aber das heißt noch lange nicht, dass sie das selbst auch möchte. Oder dass sie sich für Sie interessiert. Sie jagen ihr eine Höllenangst ein, Remy. Die wird sie vielleicht nie überwinden können, das muss Ihnen klar sein – Sie sehen diesem Scheißkerl zwar überhaupt nicht ähnlich, haben aber so einiges mit ihm gemeinsam. Damit kann sie womöglich nicht umgehen.«
Remy wurde schlecht.
»Mit einem Schwein, das Frauen schlägt, habe ich rein gar nichts gemeinsam«, sagte er und schloss die Hand fester um seine Bierflasche.
»Das meinte ich nicht«, gab Law kopfschüttelnd zurück. »Es geht dabei eher um etwas anderes. Ich hab’s Ihnen doch gesagt – der Goldjunge der Stadt.«
Remy verzog das Gesicht. »Ich bin kein Goldjunge.«
»Oh doch.« Law zuckte mit den Schultern. »Das soll keine Beleidigung sein. Die Leute haben
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