Stille Kuesse sind tief
er unterrichtet wohl auch Cowboys.“
„Dir bringt er doch auch das Reiten bei, oder?“
„Ja, das stimmt. Ich lerne es für das Máa-zib-Festival am Ende des Sommers.“
„Ich will auch Reiten lernen.“
„Okay.“ Annabelle war sich nicht sicher, was sie mit dieser Information anfangen sollte.
„Mein Bruder sagt, nur Jungs können Cowboys werden und dass ich nicht Reiten lernen kann.“ Mit ihren blauen Augen blickte Mandy sie besorgt an. „Stimmt das?“
„Natürlich nicht. Du kannst das genauso gut wie jeder Junge lernen. Es ist gar nicht so schwierig. Ehrlich gesagt leistet das Pferd die meiste Arbeit.“
Mandy strich sich den blonden Pony aus der Stirn. Sie war ungefähr zehn oder elf Jahre alt, eine eifrige Leserin, die immer bereit war, einen neuen Autor auszuprobieren. Und, was aus Annabelles Sicht noch besser war, die anderen Mädchen hörten auf Mandy. Wenn ihr ein neues Buch gefiel, dann lasen sie es ebenfalls.
„Also könnte ich es auch versuchen?“
„Ja. Natürlich. Reiten macht Spaß.“ Annabelle dachte an ihre Erfahrungen mit Khatar. „Pferde sind natürlich ganz schön groß, deshalb ist es anfangs ein bisschen beängstigend, wenn du das erste Mal auf einem draufsitzt, aber dann ist es toll. Du musst dich mit den Beinen festhalten, und ich kann dir sagen, nach dem ersten Mal tat mir alles weh. Aber das war es wert.“
„Danke“, sagte Mandy grinsend. „Ich erzähl meinem Bruder, dass er unrecht hatte.“
„Viel Spaß dabei.“
Charlie legte die Kardätsche zurück in die Kiste und griff nach Masons Bürste. Voller Erwartung zuckte er mit den Ohren, denn jetzt kam der beste Teil seiner Pflege. Als sie am oberen Hals begann, um sich von dort hinunter und über den Rücken vorzuarbeiten, bekam sie aus dem Augenwinkel mit, dass Shane aus der Scheune trat. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er sich hastig abwandte.
Charlie war keine Kriminalbeamtin, aber sie besaß genügend Menschenkenntnis, um zu ahnen, wenn es ein Problem gab. Sie und Shane kannten sich noch nicht lange, aber bisher waren sie gut miteinander ausgekommen. Er kümmerte sich um ihr Pferd, wenn sie arbeiten musste, und im Gegenzug ließ sie zu, dass er Mason einsetzte, wenn er ein Pferd für die Jungs brauchte, die das Einfangen der Kälber trainierten. Mason war selbst auch ein Rodeopferd gewesen, bevor sie ihn gekauft hatte, und er hatte Freude an dem Training.
Aber seit sie am frühen Nachmittag hergekommen war, schien Shane ihr aus dem Weg zu gehen. Sie hatten kaum mehr als ein „Hallo“ zur Begrüßung ausgetauscht. Was an sich nichts Ungewöhnliches war und ihr normalerweise auch nichts ausgemacht hätte, wenn er sie nicht ständig so merkwürdig angeschaut hätte. Als hätte jemand ihn verschreckt. Und sie hatte so das dumme Gefühl, genau zu wissen, wer dafür verantwortlich war.
„Shane“, rief sie, bevor er sich wieder in den Stall verziehen konnte. „Komm mal her.“
Er erstarrte kurz und schien sich dann zu wappnen. Zweifellos bereitet er sich auf das Unvermeidliche vor, dachte sie grimmig, während sie fortfuhr, Mason zu striegeln. Sein Fell glänzte in der warmen Nachmittagssonne.
Sie hatte ihn unter einem großen Baum angebunden, damit sie beide im Schatten standen, aber die Zweige schwankten im leichten Wind, sodass das Sonnenlicht immer wieder auf sein Fell und ihre Hände schien.
Shane kam langsam, aber entschlossen auf sie zu. Wäre sie ein anderer Typ von Frau, dann würde sie ihn erst einmal ein wenig quälen. Einfach nur so zum Vergnügen. Eigentlich hatte sie Spaß an so etwas, aber Männer waren nicht unbedingt ihre bevorzugten Sparringspartner, schon gar nicht in romantischem oder sexuellem Sinne.
Sie wartete, bis Shane auf der anderen Seite von Mason stand, bevor sie beide Hände auf den Rücken des Pferdes legte und den Mann anstarrte.
„Annabelle hat mit dir über mich geredet.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Er nahm den Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Nachdem er sich einmal geräuspert hatte, brachte er ein gequältes: „Kann sein, dass sie was erwähnt hat“ heraus.
Na warte, meine Liebe, dachte Charlie, während ihr gleichzeitig bewusst wurde, dass ihre Freundin ihr nur hatte helfen wollen. Anscheinend mit dem Feingefühl eines Bulldozers in einem Blumenbeet.
„Du bist nicht mein Typ“, erklärte Charlie und ging davon aus, dass Offenheit ihre Stärke und dies der richtige Zeitpunkt war, sich darauf zu besinnen. „Tut
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