Stille Kuesse sind tief
genoss sie den Ritt. Sie kam sich vor wie in einem Film. Wie gesagt, es fehlte nur noch die Hintergrundmusik.
Shane, der Mason ritt, schloss zu ihr auf. „Mein Grundstück liegt in diese Richtung“, sagte er und deutete nach rechts.
Annabelle blickte an seiner ausgestreckten Hand entlang und sah das Baumaterial und den Rohbau. Ehe sie sich noch überlegen konnte, wie sie Khatar am besten lenken sollte, hatte der Hengst bereits die Richtung eingeschlagen.
„Du bist so gut“, sagte sie und beugte sich vor, um ihm den Hals zu tätscheln.
Er suchte sich einen Weg den kleinen Hügel hinunter und blieb kurz vor dem, was das Haus werden sollte, stehen. Es war Samstag, daher arbeitete an diesem Tag niemand, und es herrschte Ruhe. Annabelle mochte sich gar nicht vorstellen, wie laut es unter der Woche war.
Shane stieg ab und kam herum, um ihr vom Pferd zu helfen. Auch wenn sie es inzwischen allein schaffte, gefiel ihr dennoch die Idee, sich in seine Arme gleiten zu lassen. Wäre sie eine bessere Schauspielerin, könnte sie einen verstauchten Knöchel oder so vortäuschen, damit er sie tragen müsste. Aber so musste sie sich damit begnügen, dass seine Hände kurz auf ihrer Taille ruhten und ihre Körper sich kurz berührten, als sie hinunterglitt. Dann trat Shane einen Schritt zurück und deutete zum Haus.
„Möchtest du eine Besichtigungstour?“
„Gern.“
Sie ließen die Pferde im Schatten von einigen Bäumen stehen, und Annabelle folgte Shane dann zu dem Gelände, wo bereits der Rohbau stand.
„Eingangstür“, erklärte er und deutete auf eine Stelle vor sich. „Eingangsbereich mit daran anschließendem Wohnzimmer. Wir gehen aber hinten rein.“
„So wie die Angestellten.“
Er lachte. „Ich werde meist von den Ställen reinkommen. Da macht die Hintertürmehr Sinn.“
Der Raum, in den er sie führte, war überraschend groß. Sie konnte erkennen, wo die Tür sein würde.
„Der Hauswirtschaftsraum?“
Shane nickte. „Dort drüben sollen ein Spülbecken und eine Arbeitsplatte hin. Reichlich Stauraum für Stiefel, Jacken, Regenzeug.“
Weiter ging es in den Raum, der zur Küche werden sollte. Annabelle lächelte. „Oh, du hast auf mich gehört und die Wand versetzt.“
„Ja, das, was du gesagt hast, war einleuchtend.“
„Was du damit sagen willst, ist, dass ich ziemlich clever bin für eine Frau.“
„Das würde ich so nie sagen.“
Sie gingen weiter in das Esszimmer und ein riesiges Wohnzimmer.
„Dort drüben kommt ein Gästezimmer hin“, erläuterte er und zeigte nach links. „Vor uns das Arbeitszimmer und das Schlafzimmer dort hinten.“ Sanft legte er ihr eine Hand ins Kreuz. „Draußen gibt es auch noch einige Veränderungen“, meinte er und ging mit ihr zurück zu den Ställen.
„Ich lasse noch mehr Land roden, damit ich die Scheune ausbauen kann. Für die Reitstunden.“
Erstaunt sah Annabelle ihn an. „Ehrlich?“
„Tja, was soll ʼ s. Jetzt komm ich aus der Nummer doch sowieso nicht mehr raus.“
Sie ließ sich von seinem gespielt brummigen Ton nicht täuschen. „Du magst die Mädchen, und du gibst auch gern Unterricht.“
„Vielleicht.“ Er schaute sie an und grinste. „Okay, ja, ich hab Spaß dran. Hat Charlie dir von Kalinda erzählt?“
„Ja, sie hat erwähnt, dass die Kleine hier war. Ich kenne sie, denn wenn sie im Krankenhaus liegt, bringe ich ihr immer Bücher. Sie hat wirklich viel durchgemacht.“
„Ja, Charlie hat es mir erzählt.“
„Der Genesungsprozess war ziemlich schwierig. Ein paar Mal ist sie fast gestorben. Für ihre Eltern war es auch alles andere als leicht. Charlie meinte, dass der Kleinen das Reiten gut gefallen hat.“
„Reno hat es toll mit ihr gemacht“, erzählte er. „Er war ganz geduldig. Es war fast so, als würde er sich auf ihre körperlichen Einschränkungen einstellen. Anschließend habe ich mich im Internet mal ein bisschen schlau gemacht. Darüber, wie das Reiten bei Kindern mit körperlichen Behinderungen helfen kann. Ich habe mir überlegt, mir noch einige weitere Pferde anzuschaffen, die ein spezielles Training bekommen könnten, damit sie gut geeignet für Kinder mit Handicap sind. Noch habe ich zwar keinen Geschäftsplan, aber es würde doch Sinn machen, etwas in der Art hier anzubieten.“
Oh, nein, verdammt. Das Letzte, was sie jetzt noch brauchte, war, dass Shane sich wie ein Held benahm. Schnell wandte Annabelle sich ab, damit er nicht mitbekam, dass sie bei dem Gedanken ganz gefühlsduselig wurde. Es war
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