Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
gewaltige Welle der Erregung, die durch ihren Körper schoss, war beängstigend und betörend zugleich. Als ihm ein lustvolles Stöhnen entfuhr, wurde auch sie mutiger und ihr Kuss fordernder und wilder. Doch dann löste er zu ihrer Überraschung abrupt seinen Mund von ihren Lippen und schaute sie einige Sekunden mit einem Gesichtsausdruck an, den sie nicht richtig deuten konnte. Nur ihrer beider Atem – schnell und unregelmäßig – war in der plötzlichen Stille zu hören. „Nein“, stieß er schließlich mit heiserer Stimme hervor. „Wir sollten das hier nicht tun.“
Laurel kam es so vor, als erwache sie plötzlich aus einem Traum. Die Realität traf sie wie ein Schlag. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung rückte sie von ihm ab. Sie wollte nicht, dass er sie begehrte. Aber noch viel weniger wollte sie ihn begehren. Schließlich war eine Versöhnung vollkommen ausgeschlossen.
Cristiano sprang förmlich vom Bett auf. Er wirkte plötzlich so dynamisch und souverän wie immer. „Ich werde mich dann mal aufs Sofa hauen“, sagte er lässig, als sei nichts geschehen. „Wenn du irgendetwas brauchst, ruf mich einfach.“ Ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, ging er aus dem Zimmer – und ließ sie mit einem sehnsüchtigen Gefühl im Herzen zurück.
4. KAPITEL
„Cristiano, hörst du mir überhaupt zu?“
Cristiano drehte sich verwirrt um. In der Tat waren die Worte seines Anwalts ungehört an ihm vorbeigerauscht.
Er hatte die Villa bei Sonnenaufgang verlassen und versucht, seine innerliche Anspannung mit einem mörderisch langen Morgenlauf abzubauen, bevor die brütende Tageshitze kam. Anschließend war er noch eine halbe Stunde geschwommen. Und dann hatte er die angesammelten E-Mails durchgearbeitet.
Aber all das hatte nicht gereicht, um Laurel aus seinen Gedanken zu verbannen.
Zu gern hätte er sie weiterhin als die herzlose Frau betrachtet, die ihr Eheversprechen mit Füßen getreten hatte. Stattdessen sah er sie blass und verletzlich vor seinem inneren Auge, während sie verzweifelt um Atem rang. Es gehörte zu seinem Alltag, mit stressigen Situationen umzugehen – und er war stolz auf seine Fähigkeit, immer einen kühlen Kopf zu behalten. Doch als er Laurel zusammengekauert am Boden hatte sitzen sehen, war für einen Moment die blanke Panik in ihm aufgestiegen. Am liebsten hätte er sofort jeden verfügbaren Arzt auf der Insel mit dem Hubschrauber eingeflogen.
Jeden Arzt – außer den Idioten, der ihm damals versichert hatte, dass es für eine Frau zu Beginn der Schwangerschaft völlig normal sei, Unterleibskrämpfe zu haben, und dass keine Gefahr für eine Fehlgeburt bestünde.
In seinem Kopf schwirrten unzählige Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Seit wann war ihr Asthma so schlimm geworden? War es in den letzten zwei Jahren um ihren Gesundheitszustand auch so schlecht bestellt gewesen? Er wusste nur, dass sie seit ihrer Kindheit an Asthma litt – das war eines der wenigen Dinge, die sie ihm über ihre Vergangenheit erzählt hatte.
Und dass Stress der Auslöser für ihre Anfälle war.
Nach ihrer gestrigen Attacke zu urteilen, stand sie demnach unter enormem Stress – und er war sicherlich nicht ganz unschuldig daran.
Cristiano fuhr sich erschöpft mit der Hand übers Gesicht. Wie konnte es bloß sein, dass diese Frau ihn so aus dem Konzept brachte? Zwei Jahre lang hatte er sich eingeredet, dass es zwischen ihnen vorbei war. Aber kaum hatte er sie am Flughafen gesehen, war der einzige Gedanke in seinem Kopf gewesen: Sie ist meine Ehefrau. Meine.
Sein Anwalt räusperte sich diskret und legte einige zusammengeheftete Blätter auf den Schreibtisch. „Ihr habe dir diese Dokumente bereits per E-Mail zugeschickt. Die Tatsache, dass ihr keine Gütertrennung vereinbart habt, könnte sich sehr zu deinem Nachteil auswirken.“
„Mir ist das Geld egal.“
„Du hast Glück. Ihr scheinbar auch“, erwiderte Carlo und kramte weitere Unterlagen aus seiner Aktentasche hervor. „Laurels Anwalt hat mir geschrieben, dass sie gewillt ist, auf all ihre gesetzlichen Ansprüche zu verzichten, damit die Scheidung so schnell wie möglich vollzogen werden kann.“
Ihre Uneigennützigkeit erschien ihm fast wie eine Kränkung für seinen männlichen Stolz. Hasste sie ihn so sehr, dass sie nicht einmal einen Cent von ihm wollte? „Und was hast du ihm geantwortet?“, fragte Cristiano, um Fassung bemüht.
„Ihr“, korrigierte Carlo und blätterte die Unterlagen durch.
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