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Stille meine Sehnsucht, Geliebter!

Stille meine Sehnsucht, Geliebter!

Titel: Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
Autoren: Sarah Morgan
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gekommen waren. Dani hingegen schien die halbe Insel eingeladen zu haben. Weit über zweihundert Gäste saßen bereits auf der großen Terrasse mit Blick auf das Meer, während viele andere noch in Grüppchen zusammenstanden und sich unterhielten. Unter ihnen auch Cristiano, wie Laurel mit einem raschen Blick registrierte. Sie ging bewusst in die entgegengesetzte Richtung – und lief direkt seiner Mutter in die Arme.
    „Du bist zurückgekommen.“ Die glühende sizilianische Sonne bildete einen krassen Gegensatz zu ihrer eisigen Stimme.
    Laurel wusste genau, dass sie für Francesca Ferrara – eine Frau, die ihre Familiengeschichte bis zum fünfzehnten Jahrhundert zurückverfolgen konnte – die Horror-Schwiegertochter schlechthin sein musste. Eine Bastardin, die nicht einmal die grundlegend Voraussetzung einer guten sizilianischen Ehefrau erfüllte – und zwar, die Unzulänglichkeiten des Ehemanns mit Stillschweigen zu übergehen und zu akzeptieren.
    „Ich bin nur für die Hochzeit zurückgekommen. Morgen bin ich wieder weg“, erwiderte Laurel steif.
    Zu ihrer großen Erleichterung stimmte in diesem Moment das Streichquartett den Hochzeitsmarsch an und setzte dem unangenehmen Gespräch ein Ende.
    Laurel nahm die Stellung neben Dani ein. Es war unmöglich, nicht zu bemerken, dass die Blicke der Gäste sich nicht nur auf die Braut, sondern auch auf sie richteten. Sie versuchte, sich auf die monotone Hochzeitsliturgie zu konzentrieren und das Drumherum einfach auszublenden.
    Doch als Dani mit bebender Stimme ihr Eheversprechen vortrug und dabei immer wieder Raimondos Hand drückte, musste Laurel vor Rührung schlucken.
    Hatte sie bei ihrer Hochzeit nicht genau dasselbe getan? Sie war so überglücklich gewesen, dass ihr alles wie ein zu schöner Traum vorgekommen war. Der Priester hatte sie überrascht angeschaut, als sie inmitten der Zeremonie Cristianos Wange gestreichelt hatte. Doch er hatte mit einem breiten Lachen einfach kurz den Schleier gehoben, mit seinen Händen fest ihr Gesicht umschlossen, um ihr einen beruhigenden Kuss auf die Stirn zu geben.
    Cristianos frappierende Fähigkeit, ihre Gedanken zu erahnen, hatte von Anfang an ihre üblichen Schutzmechanismen außer Kraft gesetzt. Noch nie zuvor hatte sie so viel Nähe erfahren oder zugelassen. Und noch nie zuvor hatte sie einem Mann ihr Herz so weit geöffnet.
    Umso schlimmer war es gewesen, dann von ihm fallen gelassen zu werden.
    Laurel spürte, wie der Kloß in ihrem Hals immer größer wurde und ihr Magen sich verkrampfte.
    Erst als sie bemerkte, dass Santo sie mit stechendem Blick fixierte, wurde ihr bewusst, dass ihre Wangen feucht waren.
    Oh nein …
    Mit einer unauffälligen Handbewegung versuchte Laurel, die Tränen fortzuwischen. Ein vorsichtiger Seitenblick auf Santo sagte ihr, dass er sie immer noch beobachtete – jetzt jedoch mit einem verwunderten Stirnrunzeln.
    Sie konnte nur hoffen, dass nicht auch Cristiano – der direkt neben ihm stand – ihren emotionalen Ausbruch mitbekommen hatte. Und wenn ja, und er sie darauf ansprechen sollte – dann konnte sie immer noch behaupten, dass ihr irgendwas ins Auge geraten war. Sand? Ein Insekt?
    Laurel biss sich wütend auf die Lippe. Sie war doch sonst auch keine Heulsuse. Wieso war ihr in den letzten vierundzwanzig Stunden also die ganze Zeit nach Weinen zumute?
    Als Dani und Raimondo die Ringe tauschten und das kirchliche Ehegelöbnis ablegten, hätte sie sich am liebsten die Ohren zugehalten.
    Ob Cristiano in diesem Moment genauso litt wie sie?
    Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider.
    Soweit ich mich erinnern kann, standen wir gemeinsam in der kleinen Kapelle, die sich seit Generationen im Besitz meiner Familie befindet. Und wir haben uns damals ein gegenseitiges Versprechen gegeben. In guten und in schlechten Zeiten. In Gesundheit und in Krankheit. Bis dass der Tod uns scheidet.
    Und wie sie sich erinnerte. Jedes Wort, jedes Versprechen war wie in ihr Herz gemeißelt.
    Laurel umklammerte krampfhaft den kleinen Blumenstrauß, als könne sie so einen erneuten Gefühlsausbruch verhindern. Wie lange würde diese Trauung – und die damit einhergehende Qual – noch dauern? Sie musste unbedingt etwas ganz Banales und Alltägliches tun, um wieder auf den Boden der Normalität zurückzukommen. Vielleicht konnte sie sich gleich ein Stündchen davonstehlen und in der Villa E-Mails checken. Oder vielleicht musste sie nur endlich aus diesem Kleid raus. Sie würde ein paar Kilometer joggen
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