Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
für mich finden würdest.“
„Du hast offensichtlich eine zu große Vorstellungskraft“, erwiderte er sanft. „Die einzige Beziehung, die ich nach deiner Abreise hatte, war die mit meinem Unternehmen. Abgesehen von gelegentlichen Flirts mit der Whiskeyflasche. Ich habe nonstop gearbeitet, um anschließend nur noch todmüde ins Bett zu fallen. In der Hoffnung, so nicht an dich denken zu müssen.“
Er hatte sie also vermisst.
„Und hat es funktioniert?“
„Nein. Aber es waren die erfolgreichsten zwei Jahre unseres Unternehmens“, erwiderte er mit bitterer Selbstironie. „Die Umsätze haben sich verdreifacht.“
„Du hast also …“
„Nein. Ich hatte keine Andere.“ Er legte seine Hände besitzergreifend um ihre Hüfte. „Und du? Warst du in der Zwischenzeit mit einem anderen Mann zusammen?“
„Nein. Nicht im Traum hätte ich …“ Cristiano erstickte ihre Worte mit einem verlangenden Kuss und schob sich zwischen ihre Schenkel. Alle Gedanken und Zweifel lösten sich in Luft auf, als sie ihn erneut in sich aufnahm und er sich in ihr zu bewegen begann. Und dann waren sie da, die Wellen, die sie zum Höhepunkt der Lust trugen, sie laut aufschreien ließen und eine prickelnde Süße durch ihren Schoß jagten. Als sie den warmen pulsierenden Schub spürte, der auch von Cristianos Erlösung kündete, glaubte sie für einen Moment, zu verglühen, zu verbrennen, sich aufzulösen.
Erschöpft schmiegte Laurel ihre Wange an seinen muskulösen Oberkörper.
Sie wusste, dass Cristiano darauf wartete, die magischen drei Worte aus ihrem Mund zu hören. Ich liebe dich. Aber sie konnte nicht. Sie war dazu einfach noch nicht bereit.
Die Vergangenheit stand wie ein unüberwindbares Hindernis zwischen ihnen. Sie musste lernen, ihm zu vertrauen. Und er, sie zu verstehen.
„Es war nicht allein deine Schuld“, sagte sie in die Stille hinein und zog mit einem Finger langsam einen Kreis über seinen Bauch. „Ich gehe immer schon von vornherein davon aus, früher oder später im Stich gelassen zu werden. Und das führt dazu, dass ich gar nicht erst vertraue.“
„Ich habe dich im Stich gelassen.“
„Aber ich habe dir nicht einmal eine zweite Chance gewährt“, erwiderte sie leise. Cristiano zog sie fest in seine Arme, als spüre er ihre Verwirrung.
„Ich kann es bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Du hast nur versucht, dich selbst zu schützen.“
Laurel wusste, dass der Moment gekommen war, ihm gewisse Dinge zu erzählen. „Ich habe es schon einmal erlebt – die Hoffnung, das schöne Gefühl, zu jemandem zu gehören. Und dann der Schmerz und die Enttäuschung, wenn man fallen gelassen wird, weil man nicht den Vorstellungen des anderen entspricht. Es hat so wehgetan, dass ich mir geschworen habe, es nie wieder dazu kommen zu lassen.“
„Reden wir von einem Mann?“, fragte Cristiano vorsichtig.
„Du bist der erste und einzige Mann, mit dem ich geschlafen habe. Das weißt du doch.“ Laurel merkte an seiner Umarmung, wie eine gewisse Anspannung von ihm abfiel.
„Wer dann? Wer hat dich so verletzt?“
Sie war ihm eine Erklärung schuldig. „Als ich klein war, wäre ich fast adoptiert worden.“
„ Fast adoptiert?“
„Ich lebte zu jener Zeit in einem Kinderheim, und ein Ehepaar hatte mich ein paar Mal besucht. Es dachte, dass ich vielleicht ‚ihr‘ Kind werden könnte. Eigentlich wollte es ein Baby. Es hatte viel Zeit und Geld in die künstliche Befruchtung investiert, doch erfolglos. Und so waren sie schließlich auf die Adoption ausgewichen. Nur war das Paar inzwischen zu alt, um ein Kleinkind zugewiesen zu bekommen. Aber wenigstens war ich ein Mädchen. Sie wollten unbedingt ein Mädchen. Es gab sogar schon ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer in ihrem Haus. Ganz in Rosa. Sie brauchten ein Kind, das zu diesem Zimmer und zu ihren Vorstellungen passte. Ich war zwar nicht das blonde, blauäugige Baby, von dem sie geträumt hatten – aber immerhin besser als gar nichts. Und so haben sie mich für ein Probewochenende mit zu sich nach Hause genommen.“ Selbst nach so vielen Jahren versetzte die Erinnerung daran Laurel noch immer einen Stich. Sie konnte sich an den angenehmen Duft der Frau erinnern, ihre schönen Kleider. Die zwei Autos auf der geschwungenen Auffahrt und das riesige Haus. „Das ganze Rosa im Kinderzimmer war mir egal. Aber was mich beeindruckte, waren die vielen Bücher.“ Sie konnte sie vor ihrem geistigen Auge sehen – unzählige Bücher, ordentlich
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