Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Peterzell vorbeirasten, wurde das Schweigen von Hummels Handyklingeln unterbrochen. »Teilnehmer unbekannt«, stand auf dem Display.
Es war Edelbert.
»Dich ruft ein Mörder an!«, dröhnte der so laut, dass Klaus mithören konnte.
»Ich werde eines Mordes in der Benediktinerkirche gestern Abend verdächtigt. Wegen meines Vornamens und irgendeiner Quittung für die Silbermann-Orgel-Spende. Alles klar? Nein? Nichts klar? Gut: mir nämlich auch nicht!«
Offenbar hatte die Polizei ebenfalls die Liste überprüft.
»Und? Wo warst du gestern Abend?«, fragte Hummel zurück. »Wir haben im Bistro auf dich gewartet.«
»Das ist ja wohl ein Affront!«, brüllte Edelbert los. Dann senkte er seine Stimme theatralisch: »Entschuldige, aber ich musste einen Mord begehen. Da kann man eine Verabredung mit dir schon mal vergessen!«
»Ich meine«, korrigierte Hubertus, »konntest du ein Alibi angeben?«
»Das geht euch überhaupt nichts an, wo ich war«, rief Edelbert. »Das habe ich auch diesem Kommissar gesagt.«
Der Panda war mittlerweile auf der Höhe von Mönchweiler angekommen.
»Gib mal her!« Riesle riss das Handy an sich, wobei der Wagen fast ins Schlingern geriet.
»Edelbert, Klaus hier. Hast du die Quittung deiner Spende für die Silbermann-Orgel noch irgendwo?«
»Das hat mich die Polizei auch gefragt«, antwortete Edelbert dröhnend. »Glaubt ihr etwa, ich bewahre das alles auf? Ich bin Künstler, kein Buchhalter, verdammt noch mal. Diese Idioten unterstellen mir als Motiv, dass Edelmann unser Theater nicht mehr sponsert!«
»Hat die Brauerei euch denn früher mal unterstützt?«, wollte Klaus wissen.
»Eine Weile haben sie Geld für Kostüme und Aufführungen herausgerückt, seit einem Jahr aber nicht mehr. Die müssen halt auch sparen. Natürlich war ich deswegen sauer – das habe ich diesen Polizisten auch gesagt. Ich habe nichts zu verbergen!«
»Und wie haben die Polizisten darauf reagiert?«, fragte Klaus besorgt.
»Ja, wie wohl?«, gab Edelbert zurück. »Schlecht natürlich. Sonst würde ich dich wohl nicht vom Polizeirevier aus anrufen.«
15. PROKURIST PROKOPP
Endlich. Es hatte aufgehört zu schneien. Sie würden die Strecke nach Schwenningen in einer für Klaus halbwegs akzeptablen Zeit schaffen.
Zumal der auch wieder stolz am Steuer seines inzwischen reparierten Kadetts saß und kaum zu registrieren schien, dass auf dem Beifahrersitz seine Freundin Kerstin einen Überblick über die Schwenninger Stadt-und insbesondere Uhrengeschichte gab. Die Firmen Kienzle und Bürk hatte sie schon zur Gänze behandelt, nun war sie gerade beim Großfeuer von 1850.
»Über hundert Häuser sind damals abgebrannt, stellt euch das mal vor.«
Kein Zweifel, auch in Kerstin kam mitunter die Lehrerin durch. »Ein Siebzehnjähriger hat damals seinem Vater Geld aus dem Wandkasten gestohlen und aus Angst vor Entdeckung das ganze Haus angezündet«, berichtete sie.
»Durch den Wind hat das Feuer auf andere Häuser übergegriffen, und schließlich ist der gesamte Nordteil Schwenningens abgebrannt.«
»Jetzt lass uns mal über den Fall sprechen«, unterbrach Klaus seine Freundin. Die schwieg gekränkt.
In mancherlei Hinsicht war sie eine weibliche Ausgabe von Hubertus Hummel. Optisch allerdings nicht – zum Glück.
»Kerstin!« Riesle tätschelte versöhnlich ihren linken Oberschenkel. »Erzähl uns was über den Prokuristen.«
»Herr Prokopp ist ein sehr netter Mann um die fünfzig, der unter dem drohenden Niedergang der Firma leidet«, sagte Kerstin schmollend. »Was wollt ihr noch wissen? Freut euch lieber, dass ich euch den Termin bei ihm besorgt habe. Noch mag er mich.«
Nachdem die Spur Tennenbronn im Sande verlaufen war, hatten Klaus und Hubertus sich den Fall noch einmal vorgenommen und waren zum Schluss gelangt, dass sie jeden noch so kleinen Hinweis sorgfältig abarbeiten mussten.
Wie den von Kerstin.
»Wie gut kennt Prokopp denn Benzing?«, fragte Hubertus.
»Keine Ahnung. Ich würde euch aber bitten, diskret zu sein«, sagte Kerstin. »Wenn der rauskriegt, dass ihr gar keinen Artikel über die Uhrenindustrie schreiben wollt, wird er mächtig sauer sein.«
Kerstin hatte Prokopp gefragt, ob zwei befreundete Journalisten ihn für die Wirtschaftsseite interviewen könnten. Hubertus kam die Rolle als Fotograf zu – Klaus hatte ihm eine Digitalkamera aus seiner Redaktion in die Hand gedrückt.
»Stell den Automatikmodus ein, dann kann nichts schiefgehen«, hatte Klaus ihm geraten. Vor dem Besuch
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