Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
diese ihn hypnotisiert.
»Also gut«, sagte der Prokurist dann. »Wie Sie vielleicht wissen, hat der Großvater von Herrn Benzing Uvax gegründet. Herr Benzing fühlt sich dem verpflichtet und möchte die Uvax eines Tages an seinen Sohn weitergeben. Aber warum interessiert Sie das alles?«
»Ihr Dr. Benzing steht in dringendem Verdacht, etwas mit der Ermordung seines Kompagnons Dr. Schlenker zu tun zu haben«, mischte sich Hubertus ein.
Klaus warf seinem Freund einen bösen Blick zu. Gerade das wollte er Prokopp nicht unbedingt sagen.
»Dr. Benzing ein Mörder? Das ist ja lächerlich«, verteidigte der Prokurist den Magnaten.
»Zumindest hätte er ein plausibles Motiv für die Ermordung Schlenkers gehabt«, widersprach Riesle. »Dr. Benzing hatte es ziemlich eilig, die Bären-Brauerei abzustoßen. Er brauchte Geld, viel Geld – um die Uvax retten und sanieren zu können.«
»Eine ungeheuerliche Unterstellung«, echauffierte sich Prokopp. »Da können Sie ja genauso gut Frau Schlenker bezichtigen, etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun zu haben.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte Hummel, der an seiner Rolle als Erpressungsgehilfe vorübergehend Gefallen gefunden hatte. Vermutlich, weil es nicht um seinen Job ging.
Prokopp, so hatte er überlegt, kannte ja nicht einmal seinen Namen.
Oder doch? O Gott!
Prokopp blieb die Antwort schuldig: »Verlassen Sie jetzt bitte mein Büro. Und zwar auf der Stelle!«
Die Rückfahrt nach Villingen dauerte noch länger.
Denn anstatt sich auf den Verkehr zu konzentrieren, diskutierten die Detektive die neuen Hinweise.
»Jetzt beschuldigen die sich schon gegenseitig: Die Witwe den Kompagnon Benzing, der Pokurist erwähnt wiederum die Witwe als potenzielle Tatverdächtige.«
Hubertus wurde es allmählich zu viel. Die Sache mit Elke, der Verdacht, der auf seinem Freund Burgbacher lastete, und schließlich zwei mysteriöse Morde in einem völlig verworrenen Fall. Er hoffte nur, dass er Prokopp nie mehr begegnen würde …
»Wir müssen mal wieder nach Donaueschingen zu Edelmann, Huby«, sagte Klaus.
»Ruf lieber deinen Pressesprecherkollegen an«, meinte Hubertus. »Wenn wir da reinstürmen, werden die uns definitiv nichts sagen.«
Fünfzehn Minuten später saßen beide in Klaus’ Junggesellenbude in der Villinger Hammerhalde. Hubertus entdeckte bei einem Gang auf die Toilette zwei Zahnbürsten, einen Damenwaschbeutel, Puder und Wattebällchen. Zumindest gelegentlich schien Kerstin hier zu übernachten.
Zudem schien die Anderthalbzimmerwohnung für Klaus’ Verhältnisse verdächtig gut aufgeräumt. Keine leeren Pizzaschachteln, keine alten Zeitungen, und sogar das Bett war gemacht.
Während Riesle die Nummer des Edelmann-Pressesprechers wählte, stellte er Hubertus ein Bier hin. Leider hatte Klaus’ Telefon keine Lautsprechertaste, weshalb Hummel nur seinen Freund sprechen hörte.
»Verstehe ich, dass ihr am Boden zerstört seid«, sagte der. Und dann: »Mm. Ja. Mm. Ja.«
Hubertus fragte sich, was Edelbert wohl gerade machte. Er musste nachher unbedingt versuchen, ihn anzurufen.
Der Bierdeckel vor ihm auf dem Tisch stammte von der Edelmann-Brauerei. Gedankenverloren zeichnete Hubertus mit einem Kugelschreiber die Buchstaben auf dem Deckel nach.
Ein E, dann ein D, wieder ein E und das L.
Witzig, die gleichen beiden Anfangsbuchstaben wie bei Edelbert.
Moment!
Hubertus stieß einen solchen Schrei aus, dass Klaus den Telefonhörer zuhielt. Kurz darauf war das Gespräch beendet.
»Was ist denn jetzt in dich gefahren, Huby?«, fragte Klaus.
Hummel konnte es kaum erwarten.
»Edelmann, Klaus! Edelmann! Die fangen doch auch mit der Buchstabenfolge ED an. Und sie haben sicher auch einiges für die Silbermann-Orgel gespendet. Meinst du nicht, dass eine Vierernummer dabei sein könnte? Wahrscheinlich sind die Privatspender und die Firmenspenden getrennt registriert – deshalb haben wir die auf der Liste nicht gesehen!«
»Verflixt – du hast recht! Wir müssen an der Benediktinerkirche vorbei«, sagte Klaus.
»Bei Edelmann gibt’s übrigens nichts Neues. Die sind schockiert, ratlos und sauer auf die Presse. Mit dem Mord in der Kirche hätte sich dieser Verdacht gegen die Brauerei ja wohl endgültig erledigt, meinte Holger. Sie haben auch keine Ahnung, wer Dold umgebracht haben könnte.«
»Lass uns gleich Didi Bäuerle anrufen. Vielleicht weiß der etwas über die Spendenquittung der Edelmänner«, schlug Hummel vor.
»Verdammt, die Firmenliste hatte ich
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