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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Angebots herzhaft lachen, aber mit der doppelstädtischen Polizei wollte sie keinen Ärger in Sachen Sperrstunde bekommen.
    Die beiden torkelten über die Schwelle des Ausgangs. Gisela zog unter lautem Getöse die eiserne Diebstahlvorrichtung zu und rief ein freundliches »Gute Nacht, Jungs« hinterher.
    Als sie durch die Fußgängerzone schwankten, brach es aus Hubertus heraus. Er schüttete sein Herz über sich und »seine« Elke aus.
    »Wir waren ein Traumpaar«, schwärmte er. »Das weißt du doch auch!« Er stupste ihn mit dem Zeigefinger an. »Eddi, ich muss sie wieder zurückgewinnen. Was soll ich nur tun?«
    Zwar hatte Burgbacher liebestechnisch mit dem männlichen Geschlecht mehr Erfahrung, aber mit Frauen kannte er sich dank seiner exzentrischen Schauspielerinnen trotzdem bestens aus.
    »Du musst dein Täubchen überraschen, sag ich dir«, meinte er und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Denk mal an die großen Liebesgeschichten. Ich sage nur ›Romeo und Julia‹. Der Klassiker. Da hat er ihr mit einer Klettertour auf einen schwindelerregend hohen Balkon den Hof gemacht. Ganz so waghalsig sollte deine Tour vielleicht nicht sein, aber …«
    Edelbert blickte sich um.
    Hubertus hatte sich in Luft aufgelöst. Vertrug Burgbacher etwa den Trollinger nicht mehr?
    Eine seltsame Art, sich zu verabschieden …
    Der Taxifahrer schaute verdutzt in den Rückspiegel. Was wollte dieser etwas beleibte, angetrunkene Mann mit einer Gitarre in der Hand zu so später Stunde?
    Der Fahrgast war Hubertus Hummel, der nach Hause getorkelt war, sein Instrument vom Dachboden geholt und sich noch eilig frisch gemacht hatte, weshalb es im Taxi nach einer Mischung aus aufdringlichem Aftershave und kaum weniger aufdringlichem Bier roch.
    Edelbert hatte recht. Und er selbst war nun wild entschlossen, Elke ein Ständchen zu bringen, um ihr Herz wieder für sich zu entflammen.
    Er spürte den Leidensdruck der vergangenen Wochen. Sie sollte ihn endlich erhören oder ihn abweisen.
    Sie würde sich entscheiden müssen.
    Sie fuhren vor den großen zeltförmigen Hochhäusern vor, die den Mietern Licht, Luft und Schwarzwaldpanorama versprachen. In einer Mischung aus Trunkenheit und verliebter Anspannung drückte Hummel dem Fahrer einen 50-Euro-Schein in die Hand, ohne auf das Restgeld zu warten, und stieg hastig aus. »Stimmt so.«
    »Aber das reicht ja sogar locker für die Rückfahrt«, rief der Taxifahrer.
    »Keine Rückfahrt. Ich übernachte hier!«
    Hubertus war auf einmal unglaublich optimistisch. Er steuerte entschlossen auf den Terra-Wohnpark Nr. 8 zu.
    Nur war Elke hier leider nicht die einzige Mieterin. Deshalb würde Hummel die Namensschilder absuchen müssen.
    Nannte sie sich Hummel oder Riegger?
    Und war sie überhaupt allein? Würde er sie am Ende gar mit Stadtrat Schulz oder einem anderen Nebenbuhler bei einem Schäferstündchen antreffen?
    Er spürte wieder die Eifersucht in sich aufsteigen. Schließlich hatte Hubertus unter den zahllosen Klingelschildern eine E. Hummel ausgemacht. Auf dem Anrufbeantworter ihr Mädchenname, am Klingelschild Hummel? Elke wusste wirklich nicht, was sie wollte.
    Sollte die Anordnung der Klingelleiste mit den Wohnungen übereinstimmen, dann vermutete er ihr Domizil im ersten Obergeschoss.
    Gut.
    Er stellte sich unter dem Fenster auf, wo er Elkes Schlafzimmer wähnte, und packte seine Klampfe aus der ledernen Hülle.
    Wie lange mochte er sie nicht mehr angerührt haben? Vermutlich zuletzt beim Wieslefest der Pfadfinder – oder allenfalls bei Studentenfeten in Freiburg … Zwanzig Jahre war das her, mindestens. Leise übte er ein paar Akkorde, doch die Nachwirkungen des Alkohols machten das Unterfangen nicht gerade einfacher. Seine Finger fühlten sich steif an – auch von der eisigen Kälte, die immer noch über der Gegend lag. Er überlegte, welches Stück er ihr darbieten sollte, und kam schließlich auf »My Lady D’Arbanville« von Cat Stevens – natürlich.
    Mit einer langen instrumentalen Einleitung machte er sich Mut und stimmte sich auf die richtige Tonart ein.
    Erst im zweiten Anlauf klappte es mit der Stimme. Beim ersten Versuch war ihm nur ein schrilles Krächzen entfahren.
    »My Lady D’Arbanville, why do you sleep so still? I’ll wake you tomorrow and you will be my fill, yes, you will be my fill …«
    Hier und da gingen Lichter an. Hummel sah die ersten Gestalten, die auf ihren Balkon traten oder die Köpfe aus Fenstern streckten.
    »Aufhören!« und »Unverschämtheit!«,

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