Stille Nacht (German Edition)
versuchte zu eruieren, was genau er fühlte wenn er mit ihr zusammen war. Der hohe Lustfaktor war eine bekannte Größe. Aber es war das fremde, unbekannte Gefühl in seiner Brust, das ihn vor ein Rätsel stellte.
Ein … Flattern? Ein extra Herzschlag? Etwas, das vollkommen fremd war. Es war ganz anders mit Denise. Was wahrscheinlich der Grund war, dass 5 Monate nach dem Eheversprechen, diese Ehe im Sande verlaufen war und in Scheidung geendet hatte. Das war vor fast 10 Jahren gewesen. Offensichtlich fühlte Denise dieses fremdartige Etwas für Adam Cameron.
Sie hatten drei Kinder, ein weiteres unterwegs, und machten den Anschein, so verliebt zu sein wie am Tag wenn Adam die ehemalige Frau Sorn drei Monate nachdem ihre Scheidung endgültig war, zum Altar geeilt hatte.
Joe war glücklich für die beiden. Er war’s wirklich. Er mochte sie beide. Sein Herz war nicht gebrochen, als seine Ehe zu Ende ging. Er dachte, es hätte sein sollen, aber nein. Hin und wieder wunderte er sich, von einzig theoretischen Motiven geleitet, was genau dieser vage Etwas Faktor war, den das Paar hatte und er nie fand. Denise bezeichnete es Funke, Zauber und viele andere Mädchen Worte, die er bis vor wenigen Stunden so ziemlich als Schwulst einer Romantikerin abgetan hatte.
Funke war eine ziemlich gute Beschreibung für die Empfindungen, die ihn momentan plagten. Warum Kendall Metcalf? Warum nicht? Wenn sein ausschließlicher Fokus darauf gerichtet sein sollte, sie vor Treadwell zu beschützen. Er sollte an Pistolen, Munition, Nahkampf, Eintrittsstellen, usw. denken. Stattdessen beschwörten seine Gedanken alle möglichen, verführerischen Bilder der ihm zum Schutz Anvertrauten herauf.
Funken, entschied er, waren höllisch ablenkend.
Joe hatte diesen nomadischen Lebensstil für sich geschaffen, ohne eine Entscheidung bewusst zu treffen. Gut, nicht so sehr geschaffen, als vielmehr ohne viel Einspruch angenommen.
Hin und wieder dachte er darüber nach, seine Entscheidungen zu überdenken, aber machte sogleich einen Rückzieher. Seiner Erfahrung nach kam nie etwas Gutes dabei heraus. Er schüttelte seinen Kopf über Vorstellungen, die vom flackernden Licht des Feuers inspiriert waren und über Gedankenbilder einer nassen, nackten Kendall im angrenzenden Raum. “Nimm dich zusammen,” sagte er streng zu sich selbst.
Von seinem Blickwinkel konnte er alle Türen im Raum im Auge behalten. Es war ihm nicht angenehm dort zu sitzen und zu warten. Er war ein Mann der Taten. Aber Mutter Natur wollte nicht kooperieren. Hätte er Unterstützung, würde er nach draußen gehen und den Perimeter checken. Aber er würde mit Kendall nicht nach draußen gehen und er würde sie verdammt sicher nicht alleine im Haus zurücklassen.
Es würde ihm geradezu passen, würde dieser Scheißkerl Treadwell eine Sache richtig machen, in seinem miserablen, perversen Leben: in diesem Moment hereinzukommen.
Ein Schuss zwischen die Augen dieses Bastards und es wäre alles vorbei.
Roz hatte Joe die Gerichtsprotokolle gefaxt, während er darauf wartete, dass das Bodenpersonal den Hubschrauber einsatzbereit machte. Er scannte sie, während er in dem kleinen Flughafenterminal stand. Und er war davon angewidert gewesen, was Kendall mit dem Psychopathen ausgehalten hatte. Er wusste auch um die tickende Zeitbombe, dass während er auf dem Weg zu ihr war, dies auch für Treadwell zutraf.
Zur Zeit als Treadwell Kendall gekidnappt und gefoltert hatte, war bekannt gewesen, dass er fünf andere Frauen brutalisiert und dann ermordet hatte. Bei seiner Anklage war diese Zahl horrend auf dreiundzwanzig in die Höhe geschnellt.
Kendall war Treadwells einzige, überlebende Opfer, jene Person die übrig blieb, den Serienkiller vor Gericht zu identifizieren. Was den Abschriften zufolge, welche Joe gelesen hatte, sie auch tat. Eindeutig und prägnant. Ihr Auge für Detail und Kleinigkeiten in ihrem Partyplanungsunternehmen war ihr dabei sehr behilflich.
Sie hatte sich in einer geradlinigen Ausdrucksweise und eindringlichen Details, die nur einem seiner Opfer bekannt sein konnten, daran erinnert. Sie hatte eine spezifische und prägnante Körperbeschreibung des Mannes gegeben. Und sie ging in klinisch präzise Details darüber, was sie 17 Stunden lang mit Treadwell mitgemacht hatte, wobei allein die schriftliche Wiedergabe Joes Magen umgedreht hatte.
Was sie erlitten hatte und dies nachzuerzählen, hatte unvorstellbaren Mut erfordert. Joe hatte ein klares Bild der körperlichen
Weitere Kostenlose Bücher