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Stille Nacht (German Edition)

Stille Nacht (German Edition)

Titel: Stille Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Liste von Gründen, warum sie sich wünschte Treadwell würde in der Hölle verbrennen.
    “Aber ich könnte mich wohl ein paar Stunden auf’s Ohr legen bevor wir gehen.” Sie täuschte ein Gähnen vor. “Wecke mich, wenn es Zeit ist zu gehen, okay?”
    Das Zittern, das ihr zu schaffen machte, seit Joe sie von Treadwells Flucht in Kenntnis gesetzt hatte, wurde intensiver als sie den Raum zum hohen, übergroßen Bett überquerte. Warum war sie wütend auf ihn? Sie kannten einander nicht. Er hatte sie geküsst. Na und? Wahrscheinlich nur ein Gnadenkuss—bis er sich an die Narbe erinnerte. Sie warf die Dekorkissen mit etwas mehr Begeisterung als notwendig auf den Boden, zog dann die terra-cotta-farbene Samtdecke mit zitternden Händen zurück.
    Sie war nichts mehr als ein Auftrag für ihn. Ein Schiff das in der Nacht vorbeikam. Eine Pflicht. Vollständig angezogen verkroch sie sich unter der Decke, lag auf ihrer Seite und krümmte sich in die Form eines Balles. Ihre Finger wanderten zu ihrem Hals. Die Narbe pochte immer, wenn sie an jene Nacht dachte.
    Gewöhnlich schlief sie nackt, und wenn die Leggings auch dünn waren, der Pullover war es nicht. Sie war unbequem. Sie war ängstlich, verärgert und tat sich selber Leid, was sie stocksauer machte. Sie wusste nicht, auf wen sie wütender war: Treadwell, dafür sich wieder zurück in ihr Leben zu schleichen, wie das Nagetier das er war, oder Joe dafür sie zu locken, aber nicht genug von ihr verlockt zu sein, oder sich selbst, dafür—sie wusste nicht wofür. Was sie noch mehr verärgerte.
    Es war zu früh zu schlafen. Sie war nicht einmal im Geringsten schläfrig. Sie lag still. Unbeweglich, nicht zuckend, damit Joe nicht bemerkte, dass sie wach war. Das dauerte, ah, sechzig Sekunden. Sie musste den unbequem hochrutschenden Pullover glätten. Dann verdrehte sich ihre Legging ….
    Der Raum war warm, aber nichtsdestotrotz verkroch sie sich unter den Decken. Blockte das flackernde Licht aus. Und Joe. Sie wollte ihren Kopf vergraben wie ein Strauß. Das Problem war, wenn sie um frische Luft hervorkam, wäre die Situation exakt dieselbe.
    Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, wie verdammt unbequem sie war, da sie dabei war in ihrer Kleidung zu schlafen. Da waren nur zwei weitere Subjekte, sich durch den Kopf gehen zu lassen, über die sie grübeln konnte, die sie analysieren, sich darüber zermürben konnte. Joe. Oder Treadwell.
    Einer verärgerte sie, aber gab ihr das Gefühl beschützt zu sein. Der andere jagte ihr schreckliche Angst ein, und machte ihr schmerzhaft klar, wie verletzbar sie war.
    Würde sie sich jemals wieder vollkommen sicher glauben? Gott, sie hoffte es. Sie hatte jede Einzelheit befolgt, die ihr Therapist geraten hatte, würde ihr helfen. Sie hatte Selbstverteidigungskurse genommen, eine Pistole gekauft, gelernt wie und wann sie zu benutzen war. Sie war danach monatelang gläubig zu Beratungen gegangen.
    Einem gewaltsamen, kriminellen Akt zum Opfer zu fallen, ist eine lebensechte, klassische Konditionierungserfahrung, in welcher attackiert zu werden ein unkonditionierter Stimulus ist, der unkonditionierte Reaktionen von Angst, Beklemmung, Terror, Hilflosigkeit, Schmerz und andere negative Empfindungen hervorruft. Jegliche Stimuli die während der Attacke präsent sind, werden mit der Attacke gekoppelt und werden zu konditionierten Stimuli, die in der Lage sind konditionierte Reaktionen von Angst, Beklemmung, Terror, Hilflosigkeit und anderen negativen Empfindungen zu produzieren.
    Intellektuell betrachtet wusste sie, dass sie sich in einer viel besseren Situation befand, um sich selbst zu verteidigen. Dieses Mal. Aber ihr Körper verhielt sich, als ob sie wiederum in Gefahr war und belagert wurde. Ihre Zähne begannen zu klappern. Wie konnte sie zur selben Zeit schwitzen und frieren? Ein Schluchzen entkam durch die verengte Kehle und Tränen benetzten heiß ihre Wangen, als sie sich in die Fötalposition krümmte und die Arme um sich selbst schlang. Oh, Gott. Sie hatte so genug davon, Angst zu haben.
    “He, was ist das?” Joe setzte sich neben sie, schälte die Decken über ihrem Kopf ab. “Ach, Hölle, Schatz. Komm her.”
    Sie schlug seine Hand weg, obwohl sie wirklich seine Finger gegen ihr Gesicht krümmen und ihn an sich ziehen wollte. “Laß m-mich allein.”
    “Ich habe Dich nicht abgewiesen, Schatz. Es war nur, dass—”
    Kendall boxte ihn in den Arm. Hart. “Du geltungsbedürftiger—Dummkopf. Falls ich wollte, dass irgendein

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