Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
sogar die Telefonnummer hier.
Er wählte zu Ende, und der Apparat neben ihr fing zu läuten
an. »Hallo.« Ihre Stimme war leise und gedämpft.
»Cally, hier ist Jimmy. Hör mal, ich steck in der Patsche. Du
weißt wahrscheinlich schon Bescheid. Es tut mir leid, daß ich
versucht hab, abzuhauen. Ich hoffe, daß dieser Gefängniswärter
durchkommt. Ich bin pleite, und ich hab Schiß.« Jimmys
Stimme klang weinerlich. »Ruf Gil Weinstein an. Er ist der
Pflichtverteidiger, der für mich zuständig ist. Sag ihm, daß ich
ihn an der St. Patrick’s Cathedral treffe, wenn die
Mitternachtsmesse vorbei ist. Sag ihm, daß ich mich stellen will
und daß ich will, daß er bei mir ist. Seine Privatnummer ist fünf,
fünf, fünf - null, zwei, sechs, sieben. Cally, tut mir leid, daß ich
alles so schlimm verpfuscht hab.«
Jimmy drückte die Unterbrechungstaste auf dem Mobiltelefon
und wartete ab, bis Cally ebenfalls aufgelegt hatte. »Sie können
einen Anruf von einem Handy aus nicht zurückverfolgen, das
weißt du doch, oder? Okay, jetzt ruf Weinstein an, und verpaß
ihm dieselbe Geschichte. Wenn die Cops mithören, dann
springen die jetzt bestimmt schon vor Freude an die Decke.«
»Jimmy, die denken doch dann, daß ich…«
Mit zwei Schritten war Jimmy neben ihr, hielt ihr die Pistole
an den Kopf. »Ruf an.«
»Dein Anwalt ist vielleicht nicht zu Hause. Er weigert sich
vielleicht, sich mit dir zu treffen.«
    »Quatsch. Ich kenne ihn. Er ist ein Idiot. Er steht auf den
Medienrummel. Ruf schon an.«
Cally mußte nicht darauf hingewiesen werden, daß alles
schnell gehen mußte. Sobald Gil Weinstein am Apparat war,
sagte sie rasch: »Sie kennen mich nicht. Ich bin Cally Hunter.
Mein Bruder, Jimmy Siddons, hat gerade angerufen. Er will, daß
ich Ihnen sage… « Mit zitternder Stimme gab sie die Botschaft
weiter.
    »Gut, dann treffe ich mich mit ihm«, sagte der Rechtsanwalt.
»Ich bin froh, daß er das macht, aber falls dieser
Gefängnisbeamte stirbt, muß Jimmy sich auf einen Prozeß
gefaßt machen, bei dem’s um die Todesstrafe geht. Er könnte für
den ersten Mord lebenslänglich ohne die Möglichkeit einer
vorzeitigen Entlassung bekommen, aber jetzt… « Seine Stimme
verlor sich.
    »Ich glaube, das weiß er.« Cally sah Jimmys Geste. »Ich muß
jetzt auflegen. Wiederhören, Mr. Weinstein.«
»Du gibst eine großartige Komplizin ab, große Schwester«,
sagte Jimmy zu ihr. Er blickte zu Brian hinunter. »Wie heißt du,
Kleiner?«
»Brian«, flüsterte er.
»Also los, Brian. Wir verduften jetzt.«
»Jimmy, laß ihn in Ruhe. Bitte. Laß ihn hier bei mir.«
»Kommt nicht in Frage. Es gibt immer die Möglichkeit, daß
du zu den Cops rennst, obwohl du ja selber in der Tinte steckst,
sobald die bloß mit dem Kleinen hier reden. Schließlich hast du
nun mal das Portemonnaie von seiner Mama geklaut. Nein, der
Kleine kommt mit mir. Niemand hält schließlich nach einem
Kerl mit seinem kleinen Jungen Ausschau, oder? Ich lasse ihn
morgen früh wieder frei, wenn ich dort bin, wo ich hinwill.
Danach kannst du ihnen dann über mich erzählen, was du willst.
Der Kleine hilft dir dann sogar dabei, oder nicht, Sohnemann?«
Brian schmiegte sich an Cally. Er hatte solche Angst vor dem
Mann, daß er zitterte. Hatte der Mann etwa vor, ihn zum
Mitkommen zu zwingen?
»Jimmy, laß ihn da. Bitte.« Cally schob Brian hinter sich.
    Jimmy Siddons’ Mund verzerrte sich vor Wut. Er packte Cally
am Arm und riß sie zu sich heran, wobei er ihr den Arm unsanft
auf den Rücken verdrehte.
    Sie schrie auf, als sie Brian loslassen mußte, und rutschte auf
den Boden.
Mit einem Blick, der jede Zuneigung leugnete, die einmal
zwischen ihnen bestanden haben mochte, stand Jimmy über
seiner Schwester da und hielt ihr wieder die Pistole an den Kopf.
»Wenn du nicht machst, was ich dir sage, kriegst du noch mehr
davon ab… und schlimmer. Die kriegen mich nicht lebendig zu
fassen. Weder du noch sonst jemand schickt mich in den
Hinrichtungsraum. Außerdem hab ich eine Freundin, die auf
mich wartet. Also halt einfach die Klappe. Ich bin sogar zu
einem Handel bereit. Du verrätst nichts, und ich laß den Kleinen
am Leben. Aber wenn die Cops mir auf die Pelle rücken, kriegt
er eine Kugel in den Kopf. So einfach ist das Ganze. Hast du
kapiert?«
Er steckte die Pistole wieder in seine Jacke, langte dann
hinunter und zog Brian grob auf die Füße. »Du und ich, wir
beide werden noch richtige Kumpel, Sohnemann«,

Weitere Kostenlose Bücher