Stille Seele (German Edition)
von uns medizinisch durchgecheckt, dann können wir das gleich mitbestimmen. Das würde sowieso zur Überprüfung gemacht werden und unter uns, die wenigsten Menschen kennen ihre eigene Blutgruppe. Das war es schon. Tat nicht weh, oder?“ Er schob die Papiere zu Jakob herüber. „Sieh es dir durch und dann brauche ich deine Unterschriften dort, wo ich die Kreuzchen gemacht habe! Ich habe die Dauer der Verpflichtung offen gelassen. Darüber unterhalten wir uns gleich noch. Kennst du vielleicht jemanden, der auch vorhat sich zu melden? Wir haben etwas, das sich das Buddy-Programm nennt und das den Soldaten die Trennung von ihrem sozialen Umfeld erleichtern soll, indem es befreundete Rekruten zusammen einsetzt!“ Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Nein, keiner!“ Jakob schluckte schwer, als er seine Unterschrift unter den Vertrag setzte. Es fiel ihm schwer, die Begeisterung von Coblin voll zu teilen, aber er hatte sich entschieden und er würde das durchziehen. Es fühlte sich richtig und gleichzeitig vollkommen falsch an – merkwürdig! So, als hätte er gerade die letzte Tür zwischen sich und seiner Familie zugeworfen und dazu noch den Schlüssel in fremde Hände gelegt. Jetzt werde bloß nicht theatralisch, ist doch nur ‘ne verdammte Unterschrift!
„Nochmal zu dem Buddy-Programm. Sollte sich daran etwas ändern, kannst du jederzeit deinen Vorgesetzten ansprechen und dieses Programm nachträglich für dich nutzen. Häufig lernen die Buddys sich erst während der Ausbildung kennen. Das ist nicht ungewöhnlich.“ Er lächelte Jakob gewinnbringend an. „Dann wird es jetzt Zeit, uns über die Dauer deiner Verpflichtung zu unterhalten! Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die am häufigsten gewählten Varianten sind ein oder zwei Jahre. Das ist gut, eine gute Unterstützung unserer Truppen, aber die Boni sind in diesem Falle nicht sehr hoch, weil uns die Ausbildung der Soldaten im Vergleich zu ihrem Nutzen sehr viel kostet. Als Faustregel gilt, je höher deine schulische Ausbildung oder deine Verpflichtungsdauer, umso mehr Geld bekommst du von uns bei der Vertragsunterzeichnung.“
„Ehrlich gesagt habe ich mir darüber keine genauen Gedanken g emacht!“ Jakob verlagerte unruhig sein Gewicht und spürte, wie er errötete. „Ich hatte wohl angenommen, dass es so etwas wie die typische Dauer gibt!“
„Ich will dich hier zu nichts überreden, aber du könntest wirklich von Nutzen sein. Du bist ein helles Köpfchen, sprichst eine Frem dsprache, bist körperlich fit und ich denke, du könntest das Geld brauchen. Es würde deiner Familie mit Sicherheit imponieren, wenn sie die Summe auf deinem Konto sieht, die du, sagen wir mal, für eine fünfjährige Verpflichtung bekommen würdest.“ Er kritzelte etwas auf einen kleinen Zettel und schob ihn Jakob schmunzelnd herüber.
„Das ist nicht Ihr ernst?“
„Doch, ist es, und ich verspreche dir, es wird dir gefallen. Meine aktive Dienstzeit war die beste Zeit meines Lebens.“
Eine halbe Stunde später stand Jakob in einem feinen Nieselregen auf dem Bürgersteig, der sich, genau wie die Gebäude, dem Grau des Himmels anpasste. In seinem Rucksack trug er die Durchschrift seines Vertrags und die Anordnung zur Musterung beim ärztlichen Dienst in Fort Benning in genau einer Woche. Die Ausbildung würde gleich im Anschluss beginnen. Jakob seufzte. Es war beruhigend, endlich zu wissen, wie es weitergehen würde und gleichzeitig hatte er Angst vor dem, was ihn erwarten würde. Angst, wer hat schon Angst? Ich bin nur neugierig und angespannt. Das ist aber auch schon alles!
„Hi Mom!“ Jakobs Rucksack flog mit einem lauten Knall in die Ecke des Flurs, bevor er seiner Mutter mit Schwung einen Kuss auf die Wange gab und sich auf den nächstbesten Stuhl plumpsen ließ. „Was gibt es?“
„Wenn du dir dein Essen nicht in die Mikrowelle stellst, gar nichts! Wir haben schon vor einer Stunde gegessen! Wo warst du?“ Ein liebevoll tadelnder Blick traf ihn, während sie weiter die Spülmaschine ausräumte. Völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass Jakob sich seit Jahren weigerte, ihr auf Deutsch zu antworten, sprach sie in ihrer Muttersprache, als wäre es das Normalste der Welt.
Jakob verzog genervt das Gesicht und erwiderte in beharrlichem Englisch. „Kannst du nicht eben?“
„Nein, ich kann nicht! Du bist alt genug, das allein zu machen. Ich koche und wer nicht da ist, muss sich selbst etwas warm machen. Du kennst die Regeln!“
Jakob stand auf und
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