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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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setzen und die Kla ppe halten!“ Er hob zweimal die Augenbrauen in die Höhe und zog sich dann sein Baseballcap in die Stirn. „Los, lass uns in die Mensa. Ich habe einen Bärenhunger. Wir müssen uns stärken!“
    „Du weißt aber schon, dass es um englische Literatur geht und nicht um eine Sportprüfung!“
    Carl grinste. „Ja, weiß ich, sonst müsstest du ja keine Angst haben durchzufallen, oder?“ Nur knapp entging er Jakobs Fußtritt und lief dann vor ihm her in Richtung Mensa, wo er fast in einige Mittelstufenschüler geprallt wäre, die den Eingang blockierten.
    „Was ist denn hier los?“ Jakob drehte einen blassen Jungen zu sich herum, dessen Nase jede Menge Sommersprossen zierten, die wie überdimensionierter Fliegendreck wirkten. „Was ist da drin los?“
    Die Wangen des Jungen waren gerötet. „Zwei Anwerber der US- Army sind da. Wenn du hundert Liegestütze schaffst, kriegst du ein T-Shirt.“ Mit glänzenden Augen drehte er sich zurück und stimmte in die Anfeuerungsrufe der anderen mit ein. An seinem Hals baumelte ein Schlüsselband, auf dem sich die Wörter Go und Army gegenseitig in den Hintern bissen.
    Jakob schüttelte den Kopf. „Los, Carl, lass uns essen gehen!“ Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    „Nein, jetzt warte doch mal.“ Carl zeigte auf ein Schild, das wackelig auf einem der Tische stand. „Fünfzig Liegestützen für ein Cap. Das schaffst du.“ Dabei zeigte er auf seinen eigenen Kopf und tippte sich dann an die Schläfe. „Ich habe im Gegensatz zu dir gelernt und bin mir gerade nicht sicher, ob ich neben mir noch Platz habe. Ich sage nur eins: Abschluss!“ Dabei lächelte er zweideutig und so siegessicher, dass Jakob ihm am liebsten eine runtergehauen hätte.
    „Wozu brauchst du noch ein Cap. Du hast hunderte!“ Genervt strich Jakob sich die Haare aus der Stirn und bemühte sich das Schulterz ucken, gepaart mit einem dämlichen Augenaufschlag von Carl, zu ignorieren.
    „Idiot!“ Er hatte das Schimpfwort zwar, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, seine Herkunft zu leugnen, in seiner Muttersprache Deutsch herausgepresst, aber er war sich sicher, dass Carl es versta nden hatte. Er drängte sich an den anderen vorbei, die er als Mitglied der Abschlussklasse und mit seinen fast ein Meter neunzig um einiges überragte. Einige leise Bemerkungen fielen, aber niemand hinderte sie daran, sich ihren Weg zu bahnen. Die Rangordnung der Highschool, für die man nichts Besonderes tun musste, als älter zu werden.
    An einem der Stehtische standen zwei Männer in Tarnuniform.
    Als wären wir in ‘nem scheiß Krisengebiet. Jakob schnaubte wütend aus. Er war verärgert darüber, dass Carl ihn dazu brachte, sich mit diesen kriegsspielenden Idioten auseinanderzusetzen und noch wütender war er auf sich selbst, dass er nicht so weit über den Dingen stand, wie er es gerne wollte. Dann hätte es ihm egal sein können, wie diese dämliche Englischprüfung ausfiel.
    Einer der beiden Männer war groß und so breit, dass die Uniform über seiner enormen Brustmuskulatur spannte. Sein Schädel glänzte wie blank poliert und seine ganze Erscheinung erinnerte Jakob an die Meister Propper -Werbung, die er aus dem deutschen Satellitenfernsehen kannte, das seine Mutter immer beim Bügel ansah. 
    Der andere, der laut seinem Namensschild Staff Sergeant Coblin hieß, maß einen halben Kopf weniger als sein Kollege und sein G esichtsausdruck wirkte warm, freundlich. Und ein wenig debil, fügte Jakob in Gedanken hinzu.
    „Wie ich sehe, kommen jetzt die oberen Klassen dazu? Schon eher unsere Zielgruppe. Ihr müsst noch ein wenig älter werden, bevor ihr Amerika unterstützen dürft!“ Coblin musterte die Mittelstufenschüler vor sich und dann Jakob und Carl, der halb von Jakob und einem Pfe iler verdeckt stehen geblieben war. „T- Shirt?“ Er hielt Jakob ein tarnfarbenes Shirt unter die Nase und lächelte unbeirrt.
    „Lieber ein Baseballcap!“ Mit einem funkelnden Blick auf Carl fügte er hinzu: „Für meinen Freund!“
    „Okay, ganz wie ihr wollt, aber eigentlich sollte jeder selbst für seinen Erfolg arbeiten!“
    „Dann ist es für mich!“ Jakob sah Coblin herausfordernd an.
    „Also für dich. Na schön, dann leg mal los. Ich bin gespannt, ob du die fünfzig schaffst. Hundert für das T-Shirt scheinen ja zu viel für dich zu sein!“ Er grinste amüsiert und Jakob spürte, wie die Wut in ihm hoch kochte.
    „Ich mache hundert und nehme ein Cap!“
    „Für hundert

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