Stille Sehnsucht
kam. Niko sah vier Pfoten, einen sehr langen Schwanz und dreifarbiges Fell, bevor er angesprungen wurde. Überrascht wich er nach hinten zurück und stolperte. Grace brach in schallendes Gelächter aus, als Niko auf seinem Hintern landete und dabei ein Ungetüm von Kater festhielt, wie er noch keins gesehen hatte.
„Hey, lass das sein“, schimpfte er, als er plötzlich eine Pfote im Gesicht hatte. Was folgte, war ein begeistertes Miauen und Niko musste lachen. „Kuschelkater, ja? Wie viel wiegt der? Eine Tonne?“
Grace hockte sich grinsend zu ihm, um den Kater zu streicheln, der das offensichtlich ganz toll fand, denn er fing laut an zu schnurren. „Tyler hat ihn als Baby in einer Mülltonne gefunden und mitgenommen. Dass Bounty so groß wird, damit haben wir nicht gerechnet. Aber er ist gesund und munter, trotz der 9 Kilo, die er mittlerweile auf die Waage bringt.“
Niko brauchte einen Moment, um das Gesagte sacken zu lassen. „Wir?“
„Ja, wir.“ Grace schmunzelte und erhob sich wieder. „Bounty, los runter. Und du kommst mit in die Küche, Corvin. Wir müssen reden.“
Ja, das mussten sie, und zwar dringend, gab Niko ihr im Stillen recht und setzte den Kater auf den Boden, um Grace in die Küche zu folgen, wo sie gerade eine Schüssel aus dem Schrank über der Spüle kramte. Den Zutaten auf der Arbeitsplatte nach zu urteilen, wollte sie Steaks mit einer Gemüsepfanne kombinieren. Ungewöhnlich, aber warum nicht, dachte Niko und räusperte sich.
„Kann ich dir helfen?“
- 8. Kapitel -
„Du kannst mir Gesellschaft leisten.“
Grace lächelte ihm zu und holte Messer und weiteres Besteck aus einer Schublade. Allein für ihre Ruhe hätte Niko sie am liebsten erwürgt. Diese Frau war schlimmer als Tyler und in seinen Augen war es erstaunlich, dass sie zusammenarbeiteten, statt sich ständig an die Gurgel zu springen, wie Tyler und er es taten. Andererseits gingen sie angeblich miteinander ins Bett, das schweißte dann wohl zusammen.
„Du glaubst tatsächlich, Tyler und ich haben was am laufen, oder?“, fragte Grace nach einiger Zeit und stellte eine Pfanne auf den Herd.
Es war eine rhetorische Frage, daher schnaubte Niko nur. Er war sich absolut nicht mehr sicher, was er noch glauben konnte und was nicht, aber allein der Gedanke, dass er für Tyler möglicherweise nur eine nette Nummer für zwischendurch war, machte ihn stinksauer. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, es kratzte an seinem Ego, hinter einer Frau zurückzustehen. Vor allem, da die das gerade sehr lustig fand.
Wie hatten Kilians ganze Liebschaften das vor dessen Beziehung zu Dale ausgehalten? Niko konnte und wollte es jedenfalls nicht. Er wollte Tyler weder mit einer Frau teilen, noch hinter einer zurückstecken müssen. Aber er wollte Tyler auch nicht aufgeben, was er tun würde, falls sich herausstellte, dass er wirklich ein Lückenbüßer war.
Niko erstarrte, als ihm bewusst wurde, was er gerade dachte und was das bedeutete. Von wegen, dass er nichts Festes wollte, wie er Alex gegenüber gesagt hatte. Es war genau das, was er wollte, sonst würde er Grace kaum als Konkurrenz sehen. Verdammt. Wann war das passiert? Wann hatte er aufgehört, Tyler als Fick zu sehen und war dazu übergegangen, ihn als seinen Freund zu betrachten und für sich zu beanspruchen?
Grace lachte leise, legte drei Steaks in die Pfanne und fing an, Gemüse klein zu schneiden. „Wie du aussiehst, kommt dir gerade die Erkenntnis, wie tief das zwischen Tyler und dir bereits geht.“ Grace deutete auf den Herd, als er nicht reagierte. „Kannst du beim Denken trotzdem kurz auf die Steaks aufpassen, Restaurantchef?“
Niko zuckte mit den Schultern und stellte sich an den Herd. Er hatte keine Ahnung, was Grace von ihm wollte, aber er musste wissen, warum sie ihn zu sich eingeladen hatte, und welche Rolle sie für Tyler spielte.
„Um mal deine Neugier zu befriedigen, Tyler und ich wohnen hier.“
Niko musste sich verhört haben. Das konnte Grace unmöglich ernst meinen. „Wie bitte?“, fragte er und sah sie fassungslos an. „Ihr wohnt zusammen?“
Grace nickte. „Ja. Aber bevor du jetzt losstürmst, um Tyler zu erwürgen, weil er es nicht auf die Reihe gekriegt hat, dir die ganze Sache zu erklären... Sagt dir der Begriff Wohngemeinschaft etwas?“
Ja, das tat er, aber Niko glaubte ihr nicht. Nicht, wenn die beiden sich sogar eine Wohnung teilten. Irgendetwas stimmte an der Geschichte nicht und Niko wollte endlich wissen, was hier los war. Um nicht
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