Stille Sehnsucht
durcheinander.“
„Willst du damit sagen, dass ich verschwinden soll?“, fragte Niko unbeherrscht und sah Grace verdattert nach, als die sich glucksend abwandte und ins Wohnzimmer hinüberging, das durch eine schmale Schiebetür von der Küche abgetrennt war.
Er sah ihr zu, wie sie den Tisch der Essecke zu decken begann und ihn immer wieder belustigt angrinste. Niko konnte sich nicht entscheiden, ob er Grace helfen oder lieber beleidigt sein sollte. Sie war genauso schlimm wie ihr Bruder. Niko hatte sich gerade dazu durchgerungen, Grace zu fragen, was an ihm schon wieder so lustig war, da fiel die Wohnungstür ins Schloss. Er sah in den Flur, wo Tyler stand und ihn überrascht anschaute.
„Hi Bruderherz“, rief Grace vom Wohnzimmer aus. „Du kommst genau richtig. Das Essen ist fertig.“
„Das rieche ich“, sagte Tyler und sah ihn an, während er sich Schuhe und Jacke auszog, Bounty streichelte, der schnurrend um seine Beine strich und dann in die Küche kam. „Was machst du hier?“
Niko war sich nicht sicher, was er von dem ruppigen Tonfall in Tylers Stimme halten sollte. „Deine Schwester hat mich zum Essen eingeladen.“
„Ja, hat sie.“
Grace kam mit einem unschuldigen Blick in die Küche und hinderte ihn mit einem festen Griff am Arm daran zu flüchten, denn Niko hatte genau das vorgehabt. Tylers Blick war eindeutig und er wollte nicht bleiben, wenn er so offensichtlich unerwünscht war.
„Grace, nicht“, sagte Niko, doch Grace schüttelte den Kopf und schob ihn energisch in Richtung Essecke.
„Grace...“, fing da auch Tyler warnend an, doch Grace ließ ihn nicht ausreden.
„Jetzt ist Schluss mit diesem Blödsinn! Ich habe Niko zum Abendessen eingeladen, damit das mit euch endlich mal was wird. Außerdem habe ich ihm klargemacht, dass wir nichts miteinander haben, bevor er dir an die Gurgel springt, da du es immer noch nicht fertig gebracht hast, ihm die Wahrheit zu sagen.“
„Ich habe ihm die Wahrheit gesagt.“
Grace schnaubte. „Oh ja. Vermutlich mit deinem ach so unvergleichlichen Tyler-Johnson-Charme, ganz nach dem Motto, friss es oder vergiss es.“
Tyler verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. „Denkst du nicht, dass es meine Sache ist, was ich ihm wie sage und wann?“
„Wenn ich darauf warten soll, ist Niko längst weg und anderweitig vergeben. Du bist nicht der Schnellste, wenn es um derartige Dinge geht.“
„Das musst du gerade sagen.“
Grace zuckte mit den Schultern und stellte die beiden Pfannen auf den Tisch, bevor sie sich setzte und ihm auf den Fuß trat, weil Niko immer noch vor dem Tisch stand und überlegte, wie er aus der Wohnung kam. Aber Grace hielt dagegen, denn als Niko sie kopfschüttelnd ansah, krallte sie ihm unsichtbar für Tyler ihre Finger in den linken Oberschenkel, worauf Niko zusammenzuckte.
„Was treibt ihr da eigentlich?“, fragte Tyler verärgert und Niko schob Graces Hand weg, die ihn angrinste und wieder aufstand, um zu Tyler zu gehen.
„Ich hindere deinen Freund am Flüchten“, erklärte sie Tyler trocken und stellte sich vor ihn. „Was eigentlich dein Job wäre, aber wenn es um Niko geht, benimmst du dich wie ein Elefant im Porzellanladen.“
„Misch' dich nicht in meine Beziehung ein.“
„Welche Beziehung denn?“, hielt Grace ruhig dagegen und tippte sich vielsagend gegen die Stirn, als sich Tylers Blick bedenklich verfinsterte. „Das zieht bei mir nicht, dafür kennen wir uns zu gut. Ein Vorteil, den Niko nicht hat, Tyler. Und das solltest du schleunigst ändern, bevor er zu dem Schluss kommt, dass du es nicht wert bist.“
„Grace...“
„Ja ja.“ Grace grinste. „Ich verkupple dich, ich gestehe meine Tat. Verhafte mich.“
Tyler schüttelte den Kopf und fing gleichzeitig an zu lachen. Und da war sie plötzlich. Die Ähnlichkeit, die es laut Grace überhaupt nicht gab, aber Niko sah sie. Wie die Geschwister voreinander standen und sich ansahen. Dieselbe Haltung, der gleiche Blick und auch der gleiche Sturkopf, der bei beiden deutlich zu erkennen war. Sie hatten äußerlich vielleicht kaum etwas gemeinsam, aber dass sie Bruder und Schwester waren, konnte Niko im Moment deutlich sehen.
„Also?“, fragte Grace, als Tyler schließlich aufhörte zu lachen. „Setzt du dich zu uns und isst mit, oder stehst du weiter mit bösem Blick in der Tür herum? Ach übrigens, Niko kann viel besser finster gucken als du.“
Bei Tylers folgendem und sichtlich verblüfftem Blick konnte sich
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