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Stille Sehnsucht

Stille Sehnsucht

Titel: Stille Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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aus der Hand fiel. „Vater.“
    „Du ignorierst seit Wochen meine Anrufe. Was denkst du dir dabei? Ich will persönlich mit dir sprechen. Komm nach Hause.“
    Niko bekam eine Gänsehaut, wie jedes Mal, wenn sein Vater mit ihm redete, und bückte sich, um den Schlüssel aufzuheben. Seine Hände zitterten, als er ihn einsteckte. Niko kannte den Grund dafür, denn sein Vater jagte ihm Angst ein und er verachtete sich dafür, dass er es einfach nicht schaffte, sich von diesem Mann zu lösen.
    „Nun?“, fragte sein Vater in einem Ton, der wie üblich keinen Widerspruch duldete, und Niko konnte ihn fast vor sich sehen, wie er im Büro am Schreibtisch saß und ungeduldig mit einem Finger auf die polierte Tischplatte aus Edelholz tippte.
    Er atmete zitternd ein. „Ich bin in New York City. Ich kann nicht kommen.“
    „Das hat man mir bereits mitgeteilt. Ich habe dir ein Flugzeug geschickt. Es wartet am J.F.K. auf dich. Nimm dir ein Taxi. Wir besprechen alles Weitere heute Abend unter vier Augen.“
    Niko ballte die freie Hand zur Faust und betete dabei um Geduld. Er wollte auflegen, aber er konnte nicht. Es ging nicht, so sehr Niko es auch versuchte. Kannte dieser Mann, der ihn gezeugt hatte, denn gar kein Taktgefühl? War ihm tatsächlich so egal, dass sich alle seine Kinder schon vor Jahren von ihm abgewandt hatten? Kümmerte ihn überhaupt nicht, dass sein eigener Sohn tot war und Noah ihm vielleicht schon morgen folgen würde?
    „Ich bleibe bei Noah“, brachte Niko heraus, nachdem nur ein Blick in den Spiegel, auf seine eigene blasse und sichtbar ängstliche Gestalt, ihn davon abgehalten hatte, nachzugeben. Es war das erste Mal, dass er Widerstand leistete und die folgende Stille am anderen Ende brachte ihn zum Schwitzen. „Hast du mich gehört?“, fragte Niko unsicher, worauf sein Vater empört schnaubte.
    „Rede keinen Unsinn. Der Junge wird kaum sterben, während wir geschäftliche Dinge besprechen. Und selbst wenn, was würde es daran ändern, dass du dort bist? Wir haben etwas zu klären, das weißt du.“
    Niko schloss die Augen, um sich zu sammeln und bloß nichts Falsches zu sagen. Er musste ruhig bleiben. Streit brachte nichts, außerdem würde er ihn verlieren. Das tat er immer. Aber heute musste er durchhalten. Wenigstens ein einziges Mal. „Nein, Vater. Ich kann... Es geht nicht... Ich muss hierbleiben...“, stotterte Niko völlig überfordert und hilflos, und verfluchte sich dafür. Was war er nur für ein jämmerlicher Feigling? „Noah braucht mich.“
    „Enttäuschend. Du wirst deinem toten Bruder immer ähnlicher.“
    Irgendetwas knirschte und gleichzeitig schoss heftiger Schmerz von seiner Hand bis in seinen Arm hoch. Niko sah verdutzt auf seine Finger, die sich um den Rand des Waschbeckens klammerten. Und zwar so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten und seine Fingernägel über das Porzellan kratzten. Ein widerliches Geräusch, das Niko in den Ohren wehtat. Er löste seine Finger vom Rand und schüttelte die Hand, um den Schmerz wieder loszuwerden.
    Es dauerte etwas, bis er begriff, was sein Vater zuvor eigentlich gesagt hatte. Niko verlor die Beherrschung. „Wag' es ja nicht, Alex zu benutzen!“, schrie er. „Er ist tot und du warst nicht mal auf seiner Beerdigung. Er hat immer versucht, mich vor dir zu beschützen, aus gutem Grund.“
    „Dich von mir fernhalten, deinem eigenen Vater, das hat Alexander getan, nicht mehr. Und all das nur wegen Mikael.“
    „Halt ihn da raus!“ Niko schlug mit der Faust gegen die Wand und zuckte schmerzerfüllt zusammen. „Er hat alles für uns getan, im Gegensatz zu dir. Mik war uns mehr ein Vater als du, dabei haben wir ihm nie erlaubt, dass er...“ Niko brach ab und holte tief Luft. „Du kannst von Glück sagen, dass er den wahren Grund für unseren Auszug damals nicht kennt. Mik würde dich an die Wand klatschen, wenn er es wüsste.“
    „Droh' mir nicht, Nikolai“, zischte sein Vater leise. „Es gibt immer Mittel und Wege für mich zu erreichen, was ich will, das weißt du.“
    Niko konnte die in ihm aufsteigende Übelkeit nur mit Mühe hinunterschlucken. „Du bist nicht mein Vater. Du bist es nie gewesen. Ich hasse dich.“
    „Jetzt klingst du wie dein Bruder“, erklärte sein Vater abfällig. „Nur heiße Luft, Nikolai, das wissen wir beide. Du bist nicht Mann genug, gegen mich vorzugehen. Das hast du mit Alexander und Mikael gemeinsam. Ein Mann seines Lebenswandels ist kein Corvin. Alexander traf die Wahl, es seinem

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