Stille Sehnsucht
einen Vater, danke.“
Adrian winkte schnaubend ab. „Euer Erzeuger ist eine Menge, aber mit Sicherheit kein Vater. Und jetzt hör' mit diesem Unsinn auf, Niko. Das zieht vielleicht bei deinem Bruder, aber nicht bei mir.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
Adrian lächelte wissend. „Ach nein? Wieso weichst du dann immer meinen Blicken aus und versuchst alles, um zwischen uns die gleiche Mauer hochzuziehen, die Alex und du jedes Mal vor Mik hochgezogen habt, sobald er versucht hat, euch eine Vaterfigur zu sein?“
„Gar nichts haben wir“, murrte Niko, was Adrian die Augen zur Decke verdrehen ließ.
„Blödsinn. Ich habe mich in letzter Zeit oft genug mit Mik über dich und Alex unterhalten, weil er...“
„Was hat er?“, fragte Niko, doch Adrian wischte seine Empörung mit einer Handbewegung beiseite.
„Du bist nicht der Einzige, der seinen Bruder verloren hat. Mik braucht auch Hilfe, um Alex' Tod irgendwann zu verarbeiten, genauso wie du. Und wenn ich ihm diese Hilfe geben kann, indem ich ihm einfach nur zuhöre, tue ich das, Nikolai!“
Niko biss die Zähne zusammen, um bloß nichts dazu zu sagen, dass Adrian eben seinen vollständigen Namen benutzt hatte, was der Anwalt bemerkte, sich aber jedes Wort in der Hinsicht sparte. Stattdessen sah Adrian ihn mit einem so ernsten Blick an, dass Niko unwillkürlich den Kopf einzog, weil ihm klar war, jetzt gab es Ärger.
„Colin ist für deinen Bruder da, aber manchmal muss er mit jemandem reden, der ein bisschen außen vor ist. Das kann ich ihm geben und deswegen ist Mik damit zu mir gekommen und auch zu David, Sam und Devin. Wir sind eine Familie, zu der du dazugehörst, Niko. Mik hat nie etwas zu eurer Zurückweisung gesagt, weil er Angst hatte, dass Alex und du dann völlig dichtmacht. Also hat er sich zurückgehalten und ist der Bruder geblieben, zu dem ihr jederzeit gehen konntet, statt euch ein Vater zu sein, wie er es eigentlich wollte, weil er wusste, dass ihr nie einen hattet.“
- 16. Kapitel -
„Dieser Anwalt ist ziemlich direkt.“ Grace kratzte sich an der Stirn und warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. „Ich würde dir ja einen Schnaps anbieten, aber ob das so gut für deinen Brummschädel ist?“
Statt einer Antwort ließ Niko nur seinen Kopf auf die Tischplatte sinken und stöhnte dabei gequält, was Grace zum Lachen brachte. Er hörte sie zwischen Kühlschrank und Herd werkeln und ein paar Minuten später zog ein süßlicher Geruch von Vanille durch die Küche.
„Wenn mein Leben mal wieder im Arsch ist oder ich mich über irgendetwas ärgere, gönne ich mir immer eine Schüssel frisch gekochten Pudding. Ich hoffe, du magst Vanille.“
„Mit Schokoladensoße?“
Grace lachte leise. „Ist alle, aber ich hätte Erdbeeren anzubieten. Die esse ich gern dazu.“
Niko nickte und stand auf. „Ich mache Kompott.“
So hatte er etwas zu tun und das würde ihn vielleicht für eine Weile von seiner Grübelei ablenken, der er sich hingab, seit er aus dem Krankenhaus zu Tyler und Grace geflüchtet war. Eigentlich gab er sich mehr seinen Folter- und Todesplänen für den Superanwalt hin, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass Adrian genau den richtigen Nerv getroffen hatte.
„Die Woche ist morgen um. Was willst du jetzt tun?“
Niko zuckte die Schultern, während er schweigend die Erdbeeren verputzte. Er wusste es nicht. Ihm war nur klar, dass er Mikael und Colin nicht die Wahrheit sagen wollte. Allerdings sah es momentan sehr danach aus, als bliebe ihm gar keine andere Wahl.
Grace fragte nicht nach, sondern ließ ihn in Ruhe, was Niko ihr hoch anrechnete. Mit ihr zusammen zu sein war angenehm, und als Grace schließlich sechs Schälchen mit Pudding auf die Arbeitsfläche stellte, damit er die klein geschnittenen Erdbeeren darauf verteilen konnte, hatte sich das Chaos in Nikos Gedanken so weit gelegt, dass er Grace ihre Frage doch noch beantworten konnte.
„Keine Ahnung. Ich will ihnen nur nicht die Wahrheit sagen.“
Grace nickte, als hätte sie damit gerechnet, dass Niko so antworten würde. „Als ich damals mein Baby verloren habe, war das Allerschlimmste, was ich mir vorstellen konnte, darüber mit Tyler zu reden. Weil er ein Mann ist und zur Familie gehört.“ Grace holte zwei Löffel aus der Besteckschublade und reichte ihm einen. „Es stellte sich erstaunlicherweise heraus, dass ich mit Tyler am besten darüber reden konnte. Vielleicht ist es bei dir und deiner Familie genauso.“
„Und wenn
Weitere Kostenlose Bücher