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Stille Tage in Clichy

Titel: Stille Tage in Clichy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Witwe.»
    Diese Worte machten mich nur noch sinnlicher. Warum war sie nach Paris gekommen? Offenbar um sich zu amüsieren. Sie hatte den typischen, verführerischen, kühlen Charme der Nordländerinnen, in denen Prüderie und Begierde um die Oberhand kämpfen. Ich wußte, ich mußte ihr mit zärtlichen Worten kommen. Sag, was du willst, tu, was du willst, aber sprich die Sprache der Liebe -die zauberischen, romantischen, sentimentalen Worte, die die häßliche, nackte Wirklichkeit des sexuellen Überfalls verbergen.
    Ich legte meine Hand flach auf ihre Möse, die unter ihrem Kleid wie Dung dampfte, und sagte: «Christine , was für ein wundervoller Name! Nur eine Frau wie Sie kann einen so romantischen Namen haben. Er läßt mich an vereiste Fjorde decken, an Tannen, die von nassem Schnee tropfen. Wenn Sie ein Baum wären, ich würde Sie mit den Wurzeln ausreißen. Ich würde meine Initialen in Ihren Stamm ritzen...» Ich leierte noch mehr solch albernen Blödsinn daher, wobei ich sie die ganze Zeit fest an mich gepreßt hielt und meine Finger in ihre klebrige Spalte steckte. Ich weiß nicht, wie weit ich es dort in der Küche getrieben hätte, wäre die Gastgeberin nicht dazwischen gekommen. Auch sie war ein scharfes Biest. Ich mußte beide gleichzeitig bedienen. Aus reiner Höflichkeit gingen wir schließlich in das große Zimmer zurück, um uns den Tanz der Inderin anzuschauen. Wir standen schön abseits von den anderen, in einer dunklen Ecke. Ich hatte den Arm um Christine gelegt. Mit der freien Hand tat ich, was ich konnte, für die Gastgeberin.
    Zwei betrunkene Amerikaner setzten der Party mit einem Faustkampf ein jähes Ende. In dem Durcheinander ging Christine mit dem verlebt aussehenden Grafen fort, der sie hergebracht hatte. Glücklicherweise bekam ich vor dem Aufbruch noch ihre Adresse.
    Als ich heimkam, gab ich Carl einen glühenden Bericht. Er geriet ganz aus dem Häuschen. Wir müßten sie zum Abendessen einladen — je eher, desto besser. Er würde eine Freundin, eine neue, die er im Cirque Medrano kennengelernt hatte, dazubitten. Eine Akrobatin, sagte er. Ich glaubte kein Wort davon, grinste aber und sagte, das wäre eine ausgezeichnete Idee.
    Der Abend kam. Carl hatte das Essen vorbereitet und wie gewöhnlich die teuersten Weine gekauft. Die Akrobatin erschien als erste. Sie war lebhaft, intelligent, sprühend, hatte ein niedliches Gesichtchen und eine krause Frisur, mit der sie etwas von einem Spitz hatte. Sie war eines dieser leichtherzigen Wesen, die sich auf Anhieb ficken lassen. Carl war nicht so verrückt nach ihr, wie er es normalerweise bei einer Neuentdeckung war. Er war jedoch sichtlich erleichtert, daß er jemanden gefunden hatte, der die grämliche Eliane ersetzte. Er nahm mich beiseite und fragte: «Gefällt sie dir? Glaubst du, daß sie was taugt? Gar nicht so übel, oder?» Dann, sozusagen als Nachtrag: «Übrigens, Eliane scheint ganz wild auf dich zu sein. Warum gehst du nicht zu ihr? Sie ist keine schlechte Nummer, dafür kann ich mich verbürgen. Du brauchst nicht viel Zeit mit den Präliminarien zu verschwenden, flüstere einfach ein paar freundliche Worte und leg sie um. Glaub mir, ihre Möse arbeitet wie eine Saugpumpe...»
    Und damit winkte er Corinne, seine Freundin, die Akrobatin, herbei. «Dreh dich mal um», sagte er, «ich will ihm deinen Arsch zeigen.» Er tätschelte anerkennend ihr Hinterteil. «Befühl das mal, Joey», sagte er. «Wie Samt, was?»
    Ich wollte gerade seiner Aufforderung nachkommen, da klopfte es an die Tür. «Das muß deine Möse sein», meinte Carl, ging hin und machte auf. Beim Anblick von Christine stieß er ein Geheul aus. Er schlang die Arme um sie, zerrte sie ins Zimmer und schrie dabei: «Sie ist wunderbar, wunderbar! Warum hast du mir bloß nicht gesagt, wie schön sielst?»
    Ich glaubte, er würde vor Bewunderung den Verstand verlieren. Er tanzte im Zimmer umher und klatschte in die Hände wie ein Kind. «O Joey, Joey», rief er und leckte sich im Vorgeschmack die Lippen, «sie ist wunderbar . Sie ist die beste Möse, die du jemals aufgetrieben hast!»
    Christine schnappte das Wort Möse auf. «Was bedeutet das?» wollte sie wissen.

     
    «Es bedeutet, daß Sie schön sind, atemberaubend, strahlend», erklärte Carl und hielt sie begeistert bei den Händen. Seine Augen waren feucht wie die eines Hündchens.
    Christines Englisch bewegte sich noch in den Anfangsgründen. Corinnes Kenntnisse waren sogar noch geringer. Also sprachen wir

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