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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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natürlich das Hämmern seiner Füße und sein eigener keuchender Atem.
    Nachdem es eine Weile flach geradeaus ging, stieg das Gelände wieder an. James kletterte einen Abhang hinauf, der in einem felsigen Hügelgrat endete. Als er ihn erklommen hatte, sah er, dass die Böschung auf der anderen Seite steil nach unten abfiel und in einem stinkenden Sumpfloch endete. Er rannte über den steinigen Untergrund, schrammte sich die Füße an und kam sich wie ein Idiot vor, weil er seine Schuhe weggeworfen hatte. Aber natürlich war er davon ausgegangen, dass er ins Dorf laufen würde, über dichtes, weiches Gras.
    Er schaute sich nach seinen Verfolgern um. Einige von ihnen waren zurückgefallen und konnte nicht länger mithalten, aber vornweg rannte Lord Hellebore, mit angelegten Armen und gefletschten Zähnen. Hellebore war sehr athletisch, er würde James irgendwann einholen. Mit jeder Sekunde verringerte sich der Abstand zwischen ihnen.
    James blieb kurz stehen, hob zwei Steine auf und rannte dann weiter. Aber er war nicht schnell genug. Lord Hellebore kam näher und näher. James hörte bereits seine Schritte, sie waren entsetzlich nah. Er drehte sich um und warf einen Stein. Hellebore duckte sich weg und der Stein landete irgendwo zwischen den Felsen. James warf auch noch den zweiten, traf jedoch wieder nicht.
    Er hatte keine andere Wahl mehr, Hellebore hatte ihn fast eingeholt. James suchte nach einer nicht ganz so abschüssigen Stelle und ließ sich die Böschung hinuntergleiten. Er schlidderte über lockere Steine, rappelte sich wieder auf – und dann wurde alles dunkel, als Hellebore sich mit einem wilden Aufschrei auf ihn warf. Der Hüne begrub James unter sich, beide verloren ihr Gleichgewicht und kullerten den Hang hinab in das Sumpfloch. Der Morast war nicht sehr tief, aber als James aufstand, steckten seine Füße in der zähen Masse fest. Trotzdem versuchte er wegzulaufen, was nur wie in Zeitlupe ging. Hellebore stapfte hinterher und wühlte den Schlick auf. Einen kurzen Moment lang glaubte James es zu schaffen, doch dann war Hellebore hinter ihm – James spürte seine Hitze, roch die süßlich animalische Ausdünstung – und packte ihn von hinten am Kopf und stieß ihn in den Schlamm.
    Von der gelblich trüben Brühe fast blind, tauchte James wieder auf. Er wischte sich das Gesicht und rieb sich die beißenden Augen. Die Reitpeitsche in der Hand, stand Hellebore drohend über ihm. Ehe James sich rühren konnte, holte er aus und versetzte ihm einen Hieb ins Gesicht. James stöhnte auf. Er fuhr sich mit der Hand an die Wange. Als er sie wegnahm, war sie blutig.
    »Du verfluchter Bursche!«, brüllte der Lord. »Fahr zur Hölle! Du hast mir genug Scherereien gemacht, aber bevor ich dich umbringe, werde ich dir die Haut vom Leib reißen!«
    James spuckte Hellebore an und traf ihn mitten ins Auge. Hellebore fluchte laut und wischte sich übers Gesicht. »Das hättest du nicht tun sollen«, tobte er. »Das wirst du mir büßen!«
    James spuckte ihn noch einmal an – und traf ihn an derselben Stelle. Er sah den Zorn in Hellebores Augen auflodern; es war, als würde sein Hirn wegschmelzen. Hellebore brüllte wie ein Tier und hob die Peitsche.
    Plötzlich vernahm James lautes Donnern. Er schüttelte den Kopf, um das Geräusch in seinen Ohren loszuwerden, doch es wurde nur noch lauter. Dabei musste er sich doch konzentrieren, um die nächste Attacke abzuwehren. Hellebore ließ seine Peitsche auf ihn niedersausen und James warf sich auf die Seite. Und wieder tauchte er unter. Als er, den Mund voll Schlamm, nach oben kam, sah er zu seiner Verblüffung ein Pferd auf sich zurasen. Auch Hellebore hatte es bemerkt – allerdings viel zu spät. Er schrie laut auf, als das Pferd vor ihm hochstieg und ihn mit seinen Vorderhufen traf.
    James kannte das Pferd. Es war Martini. Und er kannte auch die blonde Reiterin.
    »Steig auf!«, rief Wilder Lawless. Sie streckte James die Hand entgegen. Blitzschnell ergriff er sie. Wilder zog ihn hinter sich in den Sattel und sofort jagte das schwarze Pferd davon.
    James lächelte – das Donnern der Hufe war es also gewesen, was er zuvor gehört hatte. Es hatte sich nicht nur in seinem Kopf abgespielt.
    Ohne Hindernisse erreichten sie die andere Uferseite und damit trockenen Boden. Martini galoppierte durch das weiche Gras. Hinter sich hörten sie Lord Hellebore laut fluchen. Von den anderen Männern war keine Spur zu sehen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte James seine

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