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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Retterin.
    Wilder lachte. »Das verdankst du deinem Freund Red Kelly.«
    »Du warst bei Red?«
    »Ja. Ich wollte Martini vor dem Frühstück ein wenig Bewegung verschaffen, als niemand anderer als dein Mister Kelly zwischen den Bäumen auf mich zugehumpelt kam. Er stützte sich auf einen Holzstecken und sah aus wie ein Waldschrat.«
    »Wo genau ist das gewesen?«
    »Etwa eine Meile von Keithly entfernt. Er hatte sich heimlich in einem von Hellebores Lastwagen versteckt, um sich von ihm ins Dorf bringen zu lassen, musste jedoch abspringen, ehe sie den Ort erreichten.«
    »Geht es ihm gut? Ich habe ihn nur ungern allein zurückgelassen.«
    »Ja, abgesehen von seinem Knöchel, geht’s ihm gut. Du solltest dir vielmehr Sorgen um dich selbst machen, James. Du siehst aus wie ein altes Wäschestück, das zu lange in der Mangel war.«
    »Mir geht’s bestens«, log James und hielt sich krampfhaft an Wilder fest. Am liebsten hätte er sein Gesicht in ihr Haar vergraben und wäre eingeschlafen.
    »Du bist ziemlich vom Weg abgekommen, James«, sagte Wilder. »Ich habe ein halbe Ewigkeit nach dir gesucht. Je früher wir dich nach Keithly verfrachten, desto besser.«
    »Wir können nicht dorthin zurück«, sagte James.
    »Was?« Wilder zügelte das Pferd und drehte sich im Sattel um.
    Und wie schon zuvor war James fasziniert von dem leuchtenden Grün ihrer Augen, die ihn so hell und klar und klug anblickten, und von jener Andeutung eines Lächelns, das stets ihre Lippen umspielte.
    »Wovon sprichst du überhaupt?«, fragte sie.
    »Du wirst mich sicher für verrückt halten, wenn ich dir das sage«, sagte James.
    »Das überlass ruhig mir!«
    James erklärte ihr seinen Plan. Zuerst sah Wilder geschockt aus, dann ablehnend, schließlich neugierig und zum Schluss sehr ernst.
    »Meinst du, es könnte tatsächlich klappen?«
    »Ich weißt es nicht, Wilder, aber wir müssen es zumindest versuchen. Bist du dabei?«
    Mit einem Stirnrunzeln legte Wilder die Hand auf seine zerschrammte Wange. »Ja«, sagte sie ruhig. »Du weißt, dass ich den Gutsherrn nicht leiden kann, nach allem, was er meinem Vater angetan hat. Und wenn das, was du sagst, wirklich stimmt, dann ist er ein hundsgemeiner Schweinekerl, der eine Lektion nötig hat. Ja, ich bin dabei.«
    Sie spornte Martini an und rief ihm einige aufmunternde Worte zu, dann galoppierten sie los. Das große Pferd dampfte im Regen, aber es kannte keine Müdigkeit und lief trittsicher durch das trügerische Moor.
    Es war herrlich, in hohem Tempo über offenes Gelände zu jagen und die kraftvollen Muskeln des Pferdes unter sich zu spüren. Martini trug das zusätzliche Gewicht ohne jede Mühe, trotzdem trieb Wilder ihn nicht zu hart an, damit er im Fall einer schnellen Flucht noch genügend Kraft hatte.
    In kürzester Zeit erreichten sie die Hügelkette, die den See umgab. Sie überquerten den Pass bei Am Bealach Geal. Da weit und breit keine Menschenseele zu sehen war, ritten sie weiter bis zum Lager der beiden Jungen. Alles war noch genau so, wie sie es verlassen hatten. Hellebores Männer waren offenbar zu beschäftigt gewesen, um danach zu suchen und es zu zerstören, so wie sie es mit Meatpackers Unterschlupf im Dickicht gemacht hatten.
    James trank in gierigen Zügen von seiner Wasserflasche und stopfte sich ein trockenes, an den Rändern hart gewordenes Sandwich in den Mund. In seinem Rucksack befand sich Ersatzkleidung, unter anderem auch ein Paar Turnschuhe. Während er sich umzog, drehte Wilder sich taktvoll weg.
    »Willst du nicht zuerst eine Weile ausruhen?«, fragte sie. »Du siehst aus wie der leibhaftige Tod.«
    »Nein«, sagte James mit vor Müdigkeit rauer Stimme. »Wenn ich mich jetzt hinlege und einschlafe, wache ich nie wieder auf. Besser, wir bringen es hinter uns, solange ich mich noch auf den Beinen halten kann.«
    Sobald er warme und vor allem trockene Kleider angezogen hatte, suchte er in seiner Tasche nach nützlichen Dingen, die sie vielleicht brauchen konnten. Er fand das Metallfeuerzeug seines Onkels und klappte den Deckel zurück.
    »Bist du immer noch der Ansicht, dass diese Angelegenheit nichts für kleine Mädchen ist?«, fragte Wilder mit hochgezogenen Augenbrauen.
    James lächelte schief. »Es tut mir Leid«, sagte er und probierte das Feuerzeug aus. »Ohne dich wäre ich verloren gewesen.«
    »Ohne mich wärst du tot, mein Lieber. Komm her und lass mich deine verletzte Wange anschauen!« Wilder untersuchte den tiefen Schnitt, der noch immer blutete.
    »Hast

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