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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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sie schließlich. »Obwohl du offensichtlich nicht genug zu essen bekommst. Du bist ja so dünn wie eine Bohnenstange.«
    »Das Essen ist schrecklich«, sagte James.
    »Englisches Essen ist fast immer schrecklich, mein Lieber. Was das betrifft, hat man selbst in einem erstklassigen Hotel meist nicht sehr viel Glück. Du bist verwöhnt von meinen Kochkünsten, weißt du?«
    Charmian war rund um den Erdball gereist und hatte Rezepte und Zutaten aus vielen Ländern mit nach Hause gebracht. Und so hatte James bereits Pasta aus Italien gekostet, Curry aus Indien, Couscous aus Nordafrika und Nudeln aus Singapur. Einmal hatte er sogar ein Gericht aus Mexiko probiert, Hühnchen mit Schokoladensoße, aber das war nicht ganz nach seinem Geschmack gewesen. Kein Wunder also, dass die langweilige, bodenständige Küche von Eton seinem verwöhnten Gaumen nicht gerade schmeichelte.
    »Hast du mein Päckchen erhalten? Den Kuchen und die Kekse?«
    »Ja, danke, sie haben mir über die Runden geholfen.«
    Vor dem Bahnhofsgebäude wechselten die Zugreisenden auf die verschiedenen anderen Transportmittel um. Eine Gruppe von Leuten stieg in einen Bus, zwei Herren verstauten ihr Gepäck im Kofferraum eines Taxis, ein paar Einheimische wurden von ihren Verwandten oder Freunden mit Autos abgeholt und am anderen Ausgang des Bahnhofs öffnete ein livrierter Chauffeur gerade den Wagenschlag und George Hellebore stieg in einen eleganten schwarzen Rolls Royce.
    »Alles okay, Jimmy?«
    James drehte sich um. Red Kelly kam auf sie zugeschlendert. »Ist das deine Tante?«
    »Ja …«
    Bevor James noch etwas sagen konnte, schüttelte Kelly voller Begeisterung Charmians Hand.
    »Nett, Sie kennen zu lernen, Tantchen«, sagte er und zwinkerte. »Ihr Neffe Jimmy ist ’n netter Kerl. Passen Sie auf ihn auf.«
    »Das werde ich tun«, sagte Charmian verblüfft.
    »Ich mach mich besser auf die Socken, der Bus fährt in einer Minute oder so ab … Vielleicht sehen wir uns ja mal, was, Jimmy?« Und im selben Augenblick war Kelly auch schon verschwunden.
    »Wer um Himmels willen war das?«, fragte Charmian schmunzelnd.
    »Ach, nur jemand, den ich im Zug kennen gelernt habe. Er war eine nette Reisebegleitung.«
    Tante Charmian war mit dem eigenen Auto gekommen, einem großen Bentley in der Vierzylinder-Sportausführung. James liebte den Wagen und hatte für sich beschlossen, dass, sollte er jemals selbst ein Auto besitzen, es genau dieses Modell sein würde. Er ließ sein Gepäck in den Kofferraum fallen und nahm neben seiner Tante auf dem Beifahrersitz Platz. Charmian fuhr gut, aber schnell. Sie hatte wenig Geduld mit anderen Fahrern – was auf diesen Straßen kein Problem darstellte, denn es gab nur wenig Verkehr. Nur sehr selten begegnete man einem anderen Fahrzeug.
    »Es ist noch ein gutes Stück zu fahren«, rief Charmian über das Brummen des Motors hinweg. »Ich nehme an, du bist ausgehungert. Wir werden unterwegs Halt machen und frühstücken. Es gibt da ein kleines Café in Kinlocheil, das ein halbwegs anständiges Frühstück serviert. Und, freust du dich auf die Ferien?«
    »Ja.«
    »Ich dachte, wir könnten heute Abend in den Zirkus gehen. Er hat seine Zelte in Kilcraymore aufgeschlagen. Das könnte ganz unterhaltsam sein.«
    »Klingt gut«, sagte James, der schon seit Jahren nicht mehr im Zirkus gewesen war und sich insgeheim fragte, ob er überhaupt noch Gefallen daran finden würde.
    »Wir werden jedenfalls versuchen das Beste aus diesen Ferien zu machen, hm?«
    Sie fuhren um Loch Linnhe herum und dann weiter am Nordufer des Loch Eil entlang und erreichten schließlich Kinlocheil. Dort parkten sie das Auto und saßen kurz darauf an einem kleinen viereckigen Tisch in einem Café mit Blick auf den See.
    »Frühstück ist die beste Mahlzeit des Tages«, sagte Charmian, nachdem sie Rührei, Schinken, Toast und Orangenmarmelade bestellt hatte. »Danach ist man für den Tag gerüstet.«
    Als die Kellnerin kam und wissen wollte, ob sie eine Kanne Tee dazu wünschten, explodierte Charmian fast.
    »Tee? Guter Gott, nein! Das ist doch nur trübe Brühe. Wie die Briten es geschafft haben, ein Empire zu errichten, obwohl sie dieses ungenießbare Zeug trinken, ist mir ein Rätsel. Und wenn sie weiter damit fortfahren, es zu trinken, wird das Empire nicht mehr lange bestehen. Nein, ein zivilisierter Mensch trinkt Kaffee.«
    James schmunzelte in sich hinein – wie oft schon hatte er Tante Charmians Tirade gegen den britischen Tee gehört! Allerdings konnte er

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