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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Kolben durchläuft vier Arbeitsgänge.« Mit einer Handbewegung deutete Max eine Pumpe an, die auf- und abgleitet. »Auf und ab, auf und ab … Hast du das verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut. Der Anlasser setzt diese Maschinerie in Bewegung. Wenn sich der Kolben herunterbewegt, entsteht ein Vakuum. Dieses Vakuum saugt einen dünnen Benzinnebel vom Vergaser an. Wenn sich das Benzin mit Luft vermischt, verwandelt es sich in ein hochexplosives Gas. Das ist der erste Takt – der so genannte Saughub. Als Nächstes kommt der Verdichtungshub, wenn der Kolben wieder zurückgleitet und das Gas zusammenpresst. Wenn er erneut herunterfährt, löst er einen Zündfunken aus, und zwar bei diesen kleinen Dingern hier, den so genannten Zündkerzen.« Max deutete auf eine Reihe glänzender Knöpfe oben am Motor und sah James erwartungsvoll an. »Und was, glaubst du, macht dieser winzige Funken mit dem komprimierten Benzin-Luft-Gemisch?«
    »Er entzündet es«, sagte James.
    »Erraten. Das ist die Explosion. Sie drückt den Kolben mit unheimlicher Wucht nach unten. Der Motor dreht die Kurbelwelle und das Schwungrad an und presst unseren Kolben wieder nach oben, wobei er alle Abgase, die bei der Explosion entstanden sind, aus dem Zylinder in den Auspuff mit dem Schalldämpfer und von dort in die Luft befördert.«
    Max fuhr mit der Hand über den Motor.
    »Das Geräusch des arbeitenden Motors«, fuhr er fort, »wird im Grunde genommen von zahllosen, kleinen Explosionen in allen vier Zylindern verursacht, die zusammen die Kurbelwelle antreiben.«
    Er klappte die Kühlerhaube zu, richtete sich auf und packte James bei der Schulter. »Was ist? Hast du Lust, selbst zu fahren?«
    James blickte seinen Onkel ungläubig an, um herauszufinden, ob der sich einen Spaß mit ihm machte, aber das auffordernde Lächeln seines Onkels war echt.
    »Ja, sehr gern«, sagte James. »Und du erlaubst es mir tatsächlich?«
    »Wir lassen es auf einen Versuch ankommen«, sagte Max. »Falls du dich als komplette Niete erweisen solltest, übernehme ich wieder das Steuer und wir versuchen es stattdessen mit dem Angeln, einverstanden?«
    James strahlte übers ganze Gesicht. »Heute Morgen am Fluss, das war interessant«, sagte er. »Aber zu lernen, wie man Auto fährt, ist richtig spannend.«
    »Spannend!«, brummte Max unwillig. »Das ist alles, was ihr jungen Leute heute wollt: Schnelligkeit, Nervenkitzel, Lärm und Aufregung. Kann’s dir allerdings nicht verdenken, mein Junge. Im Krieg habe ich gelernt, dass man jede Gelegenheit im Leben beim Schopf packen muss, denn man kriegt keine zweite. Wie heißt es doch gleich? Verschwende deine Zeit nicht damit, nach einem langen Leben zu streben, sondern nutze jeden einzelnen Tag.« Nach diesen Worten wischte er die Hand an einem Lappen ab, bezahlte beim Tankwart die Benzinrechnung und dann machten sie sich auf den Rückweg nach Keithly.
    Als sie in den holprigen Zufahrtsweg zum Haus einbogen, drosselte Max das Tempo und hielt der Wagen an.
    »Wir können genauso gut auch gleich anfangen«, sagte er. »Hier gibt es keine anderen Autos, zudem ist es ein Privatweg und wir können tun, was wir wollen. Natürlich wäre ein ebener Straßenbelag besser, aber was soll’s. Wem du unter diesen Bedingungen fahren kannst, dann kannst du es auf einer richtigen Straße erst recht.«
    »Was, wenn ich die Kontrolle über das Fahrzeug verliere und gegen ein Baum fahre oder so?«, fragte James.
    »Ich brauche den Wagen ohnehin nicht mehr lange«, antwortete Max und starrte vor sich hin. »Es gibt niemanden, dem ich das Auto hinterlassen muss, wenn ich sterbe. May kann damit nicht viel anfangen und meine Schwester Charmian hat ihren geliebten Bentley. Wenn du den Wagen also zu Schrott fährst, dann ist das eben so. Aber ich sag dir was, wenn du gut mit ihm zurechtkommst, dann gehört er dir. Na, ist das Anreiz genug, nicht gleich gegen die erstbeste Eiche zu fahren?«
    »Meinst du das ernst?«, fragte James und strahlte vor Freude.
    »Komm her«, sagte Max. Er öffnete den niedrigen Wagenschlag und stieg aus, sodass sie ihre Plätze tauschen konnten. »Mal sehn, wie du dich anstellst.«
    James rutschte auf den Fahrersitz und umklammerte das Lenkrad. Bei Max hatte das Autofahren so mühelos gewirkt, aber jetzt, wo er selbst hinter dem Steuer saß, sah alles ganz anders aus.
    »Wofür sind eigentlich alle diese Hebel und Schalter gut? Und was ist das für eine Anzeige?«, fragte er seinen Onkel.
    Max erklärte ihm alles. »Damit schaltest

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