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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Angreifer schüttelte spöttisch den Kopf und scharrte mit den Füßen. James ließ sich nicht einschüchtern. Er wich keinen Schritt zurück und sah dem anderen fest in die Augen. Als dieser ausholte, duckte James sich weg und schlug, ohne lange nachzudenken, zurück. Er hatte Glück und traf seinen Gegner in den Magen. Der Junge war eher verblüfft als ernsthaft verletzt und wollte gerade zu einer neuerlichen Attacke ansetzen, als sein Blick auf seinen Kameraden fiel.
    James hatte nicht die geringste Ahnung, was Kelly mit ihm gemacht hatte, aber das Großohr lag zusammengekrümmt am Boden, presste die Hand gegen die Magengrube und schnappte nach Luft. Seine Nase blutete. Bei seinem Anblick bekam es der kleinere Junge mit der Angst zu tun. Eilig half er seinem Freund auf die Beine.
    »Alles in Ordnung mit dir, Angus?«, fragte er mit zittriger Stimme.
    »Ja, ist schon okay.« Angus sah Kelly an, der gelassen dastand, als wäre nichts passiert.
    Kelly streckte die Hand aus. »Nichts für ungut, Schotte«, sagte er. Nach kurzem Zögern schlug Angus ein.
    »Komm jetzt«, wandte Kelly sich an James. »Lass uns zu den Mädels zurückgehen.«
    James lachte und Kelly stimmte in das Lachen ein. Sie ließen die verdatterten Bauernburschen stehen und schlenderten davon. Als James wissen wollte, was genau Kelly mit seinem Gegner gemacht hatte, tippte der sich an die Nase und sagte listig: »Eines Tages verrate ich’s dir vielleicht.«
    »Bringst du mir bei, so zu kämpfen wie du?«
    »Du bist doch ganz gut alleine klargekommen.«
    »Ich hatte nur Glück. Der Kerl war ein harter Brocken. Es hat sich angefühlt, als würde man gegen einen Sack Mehl schlagen. Wenn er nicht kalte Füße bekommen hätte, wäre es schlecht für mich ausgegangen.«
    »Das ist genau der Trick«, sagte Kelly. »Du musst sie in die Flucht schlagen, bevor sie dich in die Mangel nehmen können.«
    Sie stießen auf ihre beiden Tanten, die ganz ins Gespräch vertieft neben dem Auto standen.
    Charmian hatte Annie angeboten sie und Kelly nach Keithly zurückzufahren, daher quetschten sich alle vier in den Bentley. James fragte seine Tante, ob er am nächsten Tag mit Kelly einen Ausflug machen könne, und sie willigte ein unter der Bedingung, dass er bis zum Abendessen wieder zurück sei und keinen Unfug treibe.
     
    In dieser Nacht lag James in seinem kuscheligen Bett in der Dachkammer und betrachtete den kleinen Gipssoldaten, den er auf dem Jahrmarkt gewonnen hatte. Seine Gedanken wanderten zu George Hellebore. Es schien, als würde jeder Schritt, den James seit dem ersten Zusammentreffen mit George auf der Straße in Eton unternommen hatte, ihn unweigerlich in eine ganz bestimmte Richtung führen, und zwar hin zu dem großen Schloss im Moor. James stellte sich vor, wie George irgendwo in diesem Schloss in seinem eigenen Bett lag.
    Er postierte den kleinen Soldaten neben dem Wasserkrug auf dem Nachtkästchen und drehte sich auf die andere Seite. Das Mondlicht schien durch das Fenster und zeichnete ein silbern tanzendes Muster auf den Fußboden. James merkte, wie er langsam wegdämmerte.
    Plötzlich war von draußen der erbärmliche Schrei eines Fuchses zu hören. Er klang so jämmerlich wie das Wehklagen eines kleinen Kindes. James lief es kalt den Rücken hinunter. Zu Hause bei seiner Tante in Kent hatte er schon häufiger Füchse schreien hören und dennoch schauderte es ihn. Aber da war noch etwas anderes: eine Enge in seiner Brust … eine innere Ruhelosigkeit. Er setzte sich auf und trank einen Schluck Wasser.
    Er war aufgeregt.
    Aufgeregt und auch ein wenig ängstlich.
    Morgen würde er sich Hellebores Schloss näher ansehen.

Der Schwarze Sumpf
     

    M ax war bereits wach, als James zum Frühstück nach unten ging. Er saß am Küchentisch und stocherte mit dem Löffel lustlos in seinem Porridge. Eine ernst dreinblickende Frau mit straff zurückgekämmten Haaren lief geschäftig hin und her und machte sauber.
    James gab seinem Onkel den Gipssoldaten, und Max stellte ihn stolz mitten auf den Tisch, damit er den Salzstreuer bewachte.
    »So«, sagte er gut gelaunt und klatschte in die Hände. »Bereit für die nächste Fahrstunde? Und danach, dachte ich, könnten wir es noch mal mit dem Angeln versuchen. Jede Wette, wir holen heute Vormittag einen ganzen Schwarm aus dem Fluss.«
    James wusste nicht, wie er es am besten sagen sollte, daher kam er gleich zur Sache. »Um ehrlich zu sein, Onkel Max«, begann er, »habe ich heute schon etwas anderes vor. Ich

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