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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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die den Anschein machte, als wäre sie überall sonst lieber als ausgerechnet im Zirkus.
    »Da ist mein Freund vom Zug«, sagte James.
    Charmian blickte in die Richtung, in die er deutete. »Die Frau neben ihm, ist das nicht Annie Kelly?«
    Unverzüglich steuerten sie auf die beiden zu.
    »Hey Jimmy«, sagte Kelly, als er James erblickte. »Wie geht’s?«
    »Hallo«, sagte James. »Ich hab dich drinnen gar nicht gesehen.«
    »Aber ich dich«, erwiderte Kelly. »Ich hab dir zugewinkt, aber du hast nie in meine Richtung geschaut. Ach übrigens, das ist meine Tante Annie.«
    »Hallo, Annie«, sagte Charmian, die mit Kellys Tante bekannt war. »Gibt’s was Neues von Alfie?«
    »Nein«, antwortete die abgehärmte Frau. »Leider nicht.«
    Charmian drückte James einige Münzen in die Hand und schlug ihm vor, sich ein wenig umzuschauen, während sie mit Annie plauderte.
    »Wie kommst du voran?«, fragte James, als er mit Kelly über den Rummelplatz schlenderte. »Hast du schon was rausgefunden?«
    »Nun mal langsam, Kumpel. Ich bin ja gerade erst angekommen.« James versuchte sein Glück an der Schießbude, wo man mit einem verbeulten Luftgewehr auf Spielkarten schießen musste. Er kam bald dahinter, dass der Lauf verbogen und das Visier krumm war, und als er das beim Zielen mitberechnete, landete er tatsächlich ein paar Treffer und gewann einen Preis.
    »Ich möchte Onkel Max etwas nach Hause mitbringen«, erklärte er. »Das wird ihm sicher gefallen.« Er entschied sich für einen kleinen Wachsoldaten in einer leuchtend roten Jacke und einer schwarzen Bärenfellmütze auf dem Kopf und verstaute die kleine Gipsfigur in seiner Hosentasche.
    Sie gingen weiter zu einem Stand mit Süßigkeiten. Während sie die Berge von Naschereien begutachteten, wurde James auf George Hellebore aufmerksam, der gerade aus dem Zelt einer Handleserin kam.
    »Sieh mal«, sagte er zu Kelly. »Das ist der Junge aus meiner Schule, der mit im Zug gewesen war.«
    »Der Schlägertyp?«
    James nickte. »Wie sich herausstellte, wohnt er hier in der Gegend. In einer Art Schloss auf den Ländereien Lord Hellebores. Sicher hast du schon davon gehört.«
    »Oh, der ist das also.«
    Mittlerweile hatte auch George sie bemerkt. Gleich darauf sprach er zwei große Bauernburschen an. James sah, wie er einem von ihnen Geld zusteckte, aber er dachte sich nichts dabei.
    Kelly und er kauften sich eine Tüte Karamellbonbons und machten es sich damit im Gras hinter den Zelten bequem.
    »Mein Onkel hält es für möglich, dass Alfie zum Schloss gegangen ist, um dort zu angeln«, sagte James und kaute nachdenklich auf einem Bonbon. »Dort oben ist ein großer See, Loch Silverfin. Was meinst du, sollte man sich da nicht mal umsehen?«
    »Ein bisschen rumschnüffeln kann nicht schaden«, stimmte Kelly zu und schabte mit schmutzigen Fingern ein klebriges Stück Toffee von seinen spitzen gelben Zähnen. »Wie wär’s mit morgen? Hast du schon was vor?«
    »Nein. Morgen ginge es«, sagte James.
    Im selben Moment wurden sie von einem lauten Schrei aufgeschreckt.
    »Hey, da sind sie!«
    James blickte auf und sah zwei bullige Kerle auf sie zukommen. Die beiden waren groß und vierschrötig, mit struppigen Haaren und Sommersprossen in ihren sonnenverbrannten, wettergegerbten Gesichtern. Sie trugen schwere Stiefel und ihre Hände waren so groß wie Schaufeln.
    »Gibt’s was, Kumpels?«, fragte Kelly freundlich und legte vorsichtig die Tüte mit Süßigkeiten beiseite.
    »Von wegen gibt’s was, Kumpels!«, gab der größere zurück. Er hatte riesige Ohren und eine Nase, die gut zu ihnen passte. »Engländer mögen wir hier nicht.«
    James wollte sie schon darauf hinweisen, dass er mit einer Schweizer Mutter und einem schottischen Vater ebenso wenig ein Engländer war wie sie, entschied dann aber, dass die Sache es nicht wert war. Die Jungen waren auf Ärger aus, ganz gleich, was er auch sagte.
    Kelly stand lächelnd auf und machte ein paar Schritte auf den Sprecher zu. »Tut mir Leid, Schotte«, sagte er. »Aber wir wollen keinen Streit.«
    Der Junge versetzte Kelly einen Schlag, während sein Kumpan mit erhobenen Fäusten auf James zuging. James sprang auf.
    »Du willst also nicht kämpfen, was?«, sagte der angriffslustige Raufbold mit hoher, piepsiger Stimme. »Typisch! Alle Engländer sind Feiglinge.« Mit einem hämischen Grinsen stieß er James gegen die Brust.
    James stolperte und fiel auf sein Hinterteil. Der Junge lachte.
    Wie der Blitz sprang James auf. Sein

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