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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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fest, aber für den Menschen sind sie ungefährlich. Sie fressen Egel, Larven, Garnelen; sie fressen fast alle Arten von Kadavern, wenn sie frisch sind, altes Fleisch hingegen verschmähen sie. Richtig gefährliche Raubtiere sind sie eigentlich nicht. Gewöhnlich nicht. Unsere Abfälle haben aus den friedfertigen, heimischen Aalen jedoch Killer gemacht – blutrünstig, wild und unberechenbar. Ja, mein Serum verwandelte sie in genau die Kampfmaschinen, die ich erschaffen wollte. Daher beschleunigte ich den Prozess und setzte dem Wasser hohe Dosen des Serums zu. Dann fing ich die Aale und nahm mir von ihnen, was ich brauchte. Sie haben ein endokrines System wie jedes Wirbeltier auch. Ihre Drüsen sind ganz leicht zu entfernen.«
    Hellebore nahm ein kleines Fangnetz in die Hand und tauchte es in das Bassin. Einige Augenblicke später fischte er einen Aal heraus und brachte ihn zu James. Er packte das Tier am Kopf, zog es aus dem Netz und klatschte es auf den Labortisch, wo es wild hin und her schnalzte.
    »Sieh ihn dir an. Ein winziger Tropfen Blut und er fällt dich an wie ein Tiger. Der See ist voll von seinen Brüdern und Schwestern. Ich habe ein kompliziertes System aus Netzen und Barrieren errichten lassen, damit die Aale zwar herein-, nicht aber hinausgelangen. Oh, natürlich entkommen hin und wieder ein paar, es sind ja schließlich zähe Biester, aber im Ganzen gesehen wächst die Population immer weiter. Eine Population aus blutrünstigen, starken Killern.«
    »Aber was ist mit den Forellen, den heimischen Lachsen …?«, fragte James entsetzt darüber, wie Hellebore der Natur ins Handwerk pfuschte. »Sie werden ausgerottet.«
    »Was kümmern mich ein paar Fische, Bond? Sie sind schon lange verschwunden, der See ist eine riesiges Aquarium und zugleich mein Labor.«
    »Das ist Betrug«, sagte James.
    »Betrug? Was für merkwürdige Ansichten du hast«, wunderte sich Hellebore.
    »Ja«, sagte James wütend. »Es ist Betrug. Zu glauben, dass ein Mensch nur eine Pille einnehmen muss, um stärker und schneller zu sein als ein anderer. Das ist nicht richtig.«
    »Wir leben in einem neuen Zeitalter, Bond. Geboren aus den Schrecken des Krieges. Deine überkommenen Vorstellungen von Richtig und Falsch, Gut und Böse sind nicht länger gültig. Jetzt gibt es nur noch die Schwachen und die Starken, die Schnellen und die Langsamen, die Lebenden und die Toten, die Reichen und die Armen. Vor die Wahl gestellt: Wofür würdest du dich entscheiden? Für stark, schnell, reich und lebendig oder schwach, langsam, arm und tot?«
    »Ich würde alles andere lieber sein als ein verfluchter Betrüger!«, schrie James. »Ich will mein Leben nicht unter Schurken und Missgeburten verbringen.«
    »Wie ehrenvoll, Mister Bond, aber gib mir nicht die Schuld, wenn dein Leben kurz und jämmerlich ist.«
    Bei diesen Worten nahm Hellebore einen Nagel und spießte mit einer schnellen Handbewegung den Kopf des Aals auf den Seziertisch.

 

Die Schweine von Gadara
    S chau ihn dir an«, sagte Hellebore und bewunderte den zappelnden Aal. »Stell dir vor, du könntest die Eigenschaften eines Aals mit denen des Menschen kombinieren. Wir könnten einen Kämpfer entwickeln, der nicht nur größer und stärker ist als alle anderen und eine Haut wie Stahl hat, sondern der auch simpler und gehorsamer ist, keine Fragen stellt und sich durch nichts aufhalten lässt. Das wäre fantastisch, nicht wahr? Überwältigend und erschreckend. Bald James Bond, habe ich mein Serum vervollkommnet. Ich werde die ausgewogene Zusammensetzung aus Wachstumshormonen, Adrenalin, Testosteron und all den anderen chemischen Stoffe gefunden haben, die ich aus den Aalen gewinne. Bald werde ich in der Lage sein, den unbesiegbaren Soldaten zu erschaffen.«
    Hellebore zerrte James von seinem Stuhl hoch.
    »Ich will dir etwas zeigen«, sagte er und führte James quer durch das Labor, vorbei an Arbeitstischen mit nicht zu Ende geführten Experimenten: tote Schweine, aufgespießte Aale, unidentifizierbare Körperteile, in Gläsern schwimmende graue Fleischbrocken, Mikroskope und Stapel voll geschriebenen Papiers.
    Vor einer Reihe niedriger Käfige direkt an der Wand blieben sie stehen. Die schweren Eisentüren waren alle mit einem Vorhängeschloss versehen. Schon beim Näherkommen war das grunzende Geräusch, das James gehört hatte, seit er aus der Bewusstlosigkeit erwacht war, immer lauter geworden, ebenso wie der durchdringende Gestank zugenommen hatte. Als er durch ein Türgitter

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