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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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    »Wonach suchen wir eigentlich?«, erkundigte sich Oz.
    »Ich habe keinen Schimmer«, gab sie unbekümmert zurück und ließ ihre Blicke über den nassen Sand weiter unten schweifen, dort, wo die See das Land berührte. »Grüner Schleim? Merkwürdige Fußabdrücke? Herumliegende Körperteile?«
    »Richtig.«

    65

    Das war das Schöne an den Unterhaltungen mit Oz. Bei ihm klang alles immer so... nüchtern. So Logisch. Normal eben.
    Toller Trick, eigentlich.
    »Ah... wart mal ’ne Sekunde.« Oz hob schnuppernd den Kopf und zog angespannt die Stirn kraus. Dann setzte er sich ohne ein weiteres Wort der Erklärung in Bewegung und stapfte zielstrebig zum Meer hinunter und weiter den Strand entlang.
    Ich werd nicht mehr, dachte Buffy. Wie ein zweibeiniger Hund. Oder Wolf. Was auch immer.
    Doch manchmal erwies sich seine wölfische Natur als ausgesprochen hilfreich. »Was ist?«, rief sie und folgte ihm.
    Er ließ sich auf Hände und Knie fallen, die Stirn immer noch in Falten gelegt.
    Buffy musste sich zusammenreißen. Wenn er jetzt mit der Nase auf dem Boden rumschnuppert, krieg ich einen Lachanfall, ich weiß es.
    »Willow«, sagte Oz plötzlich. »Eindeutig Willow. Und Ariels Geruch ebenfalls, glaube ich... Nein, das riecht nach mehr. Mehrere Selkies, schätze ich. Und – boah.«
    »Boah was? Oz, was?«
    Er kam wieder auf die Füße, seine Miene sorgenvoller denn je. »Ich hab keine Ahnung. Etwas ganz und gar Fremdartiges.
    Definitiv kein Mensch. Und auch kein Vampir. Ich konnte den Geruch eben deutlich wahrnehmen. Ist mir noch nie im Leben untergekommen – jedenfalls war es groß. Oder es waren viele.
    Und... ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Aber der Geruch hat etwas, nun ja – Hungriges.«

    Der Vampir blieb abrupt stehen und lauschte mit geneigtem Kopf in das Labyrinth von Sunnydales Abwasserkanälen hinein. Ja... da war jemand. Keine Ratte oder irgendein anderes kleines Geschöpf... und auch kein Mensch. Als er noch lebte, war er ein verdammt guter Jäger gewesen, und nach seinem 66

    Ende hatte er die alten Fertigkeiten um eine weitere ergänzt: Er hatte gelernt, Kreaturen an ihren Geräuschen zu erkennen.
    Und an ihren Gerüchen. Der penetrante Gestank, der in den Kanälen unterhalb der Stadt herrschte, machte ihm nichts aus –
    man gewöhnte sich nach einer Weile daran. Als Dämon bekam man selten Gelegenheit, sich beim Management zu beschweren. Doch irgendetwas störte das übliche Konglomerat aus üblen Gerüchen: ein Hauch von... Salz. Von Ozean.
    Der Vampir bleckte leise fauchend die spitzen Zähne. Er war am Strand zwar nicht dabei gewesen, doch die Gerüchte hatten sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Etwas Unbekanntes war aufgetaucht und tötete Menschen – tötete seine rechtmäßige Beute.
    Und nun hatte es, was immer es war, diesen streng bewachten Schleichweg entdeckt, über den man direkt ins Herz Sunnydales gelangte – und in das des Höllenschlunds. Wieder entwich seiner Kehle ein Fauchen. Schlimm genug, dass er sich seine Jagdgründe mit anderen Vampiren teilen musste, die es in die Nähe der unheiligen Glut des Höllenschlunds zog wie die Motten zum Licht. Aber einen weiteren Beutejäger hier zu wissen, der ihrer Mahlzeit hinterherstellte...
    Dann sah er sie und einen fatalen Moment lang blieb er vor Bestürzung wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Nicht Mensch, nicht Dämon... wer oder was waren diese grünhäutigen, grünhaarigen... Kerle? Solchen Wesen war er noch niemals begegnet, weder in den sechzig Jahren seines Untoten-Daseins noch in den dreißig Jahren zuvor. Sie rochen nach eben erst vergossenem Blut, nach jungem Fleisch, und über allem lag des Aroma des Meeres, der offenen See...
    Und dann waren sie über ihm und er hatte gerade noch Zeit für zwei flüchtige Gedanken: Die Kreaturen, woher auch immer sie kamen, besaßen wie er spitze, scharfe Zähne, und sie taten fürchterlich weh!

    67

    Er verlor unter ihrem Angriff das Gleichgewicht und glitt auf dem schlüpfrig nassen Untergrund aus. Ein hohler, pfeifender Schrei brach aus seiner Kehle hervor, als er spürte, wie große Fetzen von Haut und Muskeln aus ihm herausgerissen wurden.
    Nicht einmal Sterben hatte so wehgetan, nicht einmal Sterben hatte so lange gedauert...
    Schließlich ließen sie von ihm ab und er klatschte hart mit dem Gesicht in die Abwasserbrühe, über sich das unverständliche hohe Gezwitscher seiner Überwältiger.
    Die erzürnten Merrows, empört darüber, dass das, was sie für

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