Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
bereit war, sie ein wenig ernster zu nehmen.
    Giles, der aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen die Zeichen wohl zu deuten wusste, wollte gerade das Thema wechseln und ihre Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, mit denen sie besser umzugehen verstand – zum Beispiel die Kreaturen, die ihr bei ihren letzten nächtlichen Patrouillengängen über den Weg gelaufen waren –, als vom Wohnzimmer her ein lautes Scheppern zu ihnen herüberdrang, gefolgt von dumpfem Gepolter.
    »Ariel, verdammt –“
    Er schoss in einem Tempo durch die offen stehende Tür, das Buffy von ihm bisher lediglich aus Situationen kannte, die in irgendeiner Weise mit Vampiren in Zusammenhang standen.
    Sie ging ihm neugierig hinterher, nur um im nächsten Augenblick Zeuge zu werden, wie ihr Wächter, der auf allen vieren zu Boden gegangen war, versuchte, Ariel an den Beinen aus dem Wohnzimmerschrank herauszuzerren.
    »Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Nein! Bleib da raus!«

    73

    Das Selkie-Mädchen entwand sich seinem Griff wie eine Schlange und blickte zu ihm auf; an die Stelle des sonst eher teilnahmslos scheinenden Ausdrucks in ihrem Gesicht war ein selbstgefälliges Grinsen getreten.
    Und... die Jägerin durchfuhr ein Schauer, als hätte etwas Kaltes und Schleimiges ihren Rücken berührt. Der Geruch nach Salz, das Gefühl feuchtnasser, glitschiger Schuppen...
    »Sean nithe!«, sagte Ariel.
    »Ja, ich weiß, lauter uralte Dinge«, erwiderte Giles, während er sich ächzend aufrappelte und aufs Sofa fallen ließ. »Genau deshalb bewahre ich sie dort auf. Und genau deshalb sollst du auch deine Finger davon lassen.«
    Es klang fast ein wenig wie eine familiäre Auseinandersetzung, allerdings eine, bei der Giles nicht den Hauch einer Chance besaß.
    »Willkommen im Club der Erziehungsberechtigten, Giles«, spottete Buffy, deren schlechte Laune angesichts dieser überaus vergnüglichen Szene schlagartig verflogen war.
    »Wenn Sie möchten, wird meine Mom Ihnen bestimmt gerne ein paar nützliche Tipps geben...«
    »Nein. Vielen Dank«, gab Giles steif zurück, doch der zweifellos beabsichtigte Eindruck von Strenge verlor irgendwie an Wirkung, als Ariel sich entschloss, auf seinen Schoß zu klettern, die kleinen Ärmchen um seinen Hals zu schlingen und ihn aus treuherzigen Augen anzublicken. Sie war einfach zu niedlich.
    Buffy verspürte einen stechenden Schmerz, der ganz bestimmt nichts mit einer aus schlechten Träumen resultierenden Hysterie zu tun hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, da war sie dieses kleine Mädchen gewesen, war auf den Schoß ihres Vaters gekrabbelt und hatte sich von ihm trösten lassen, was immer auch ihre heile Welt in Unordnung gebracht haben mochte.

    74

    Doch das war lange her. Die Probleme dieser Welt lösten sich nicht einfach in Wohlgefallen auf, wenn eine sonore Stimme versprach, alles würde wieder gut werden.
    Nicht einmal, wenn diese Stimme Giles gehörte.
    Obwohl er, wie sie zugeben musste, sich als Daddy recht gut machte.
    »Sieht aus, als ob Sie die Rolle als Seehund-Ersatzpapi bekommen hätten.«
    »Äh, ja.« Er erhob sich, nicht ganz ohne Schwierigkeiten, und setzte Ariel auf dem Sofa ab. »Aus irgendeinem Grund scheint sie einen Narren an mir gefressen zu haben.«
    »Sie fühlt sich eben sicher bei Ihnen«, warf Buffy beiläufig hin, nicht bereit einzugestehen, dass es ihr mitunter ähnlich erging. »Vielleicht erinnert Tweed sie an ihr Seehundfell.«
    Sie betrachtete Ariel, die, glücklich und zufrieden, soeben damit beschäftigt war, sich aus den achtlos hingeworfenen Decken und Kissen ein gemütliches Nest zu bauen. Da war immer noch etwas an Ariel, das sie beunruhigte, irgendetwas, das in den hintersten Winkeln ihres Gehirns festzustecken schien...
    Oh. Ja. Genau.
    »Sie sagten doch, sie spricht eine sehr alte irische Sprache, richtig?«
    »Gälisch, ja. Aber irgendwie scheine ich die Worte nicht richtig auszusprechen, sie versteht offensichtlich nicht mal die Hälfte von dem, was ich sage. Außerdem dürfte das Gälisch, das ich gelernt habe, nicht annähernd so alt sein wie das, was man bei ihren Leuten spricht. Und selbst Willows intensive Netzrecherche hat nicht eine einzige Website ans Tageslicht befördert, die uns in diesem Punkt irgendwie weiterhelfen könnte.«
    »Warum lassen wir Angel nicht mal versuchen, mit ihr zu reden? Ich meine, er ist alt, er ist Ire... möglicherweise hat er ja mehr Erfolg.«

    75

    Ihr Wächter versteifte sich in dem Moment, als sie Angels Namen erwähnte. Dann,

Weitere Kostenlose Bücher