Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
Rothaarige einige Mühe, ihre Computerausdrucke und Giles’ fein säuberlich aufgeschriebene Notizen dem Griff ihrer hartnäckigen kleinen Hände wieder zu entreißen und in Sicherheit zu bringen.
    »Nicht, Ariel, böses Mädchen, sitz. Platz.«
    »Sie ist kein Hund, Willow. Du kannst sie doch nicht einfach so herumkommandieren.«
    »Sie ist eigentlich gar kein normaler... na ja, kein, ähm...«
    Für einen winzigen Moment bekamen Cordys Züge beinahe etwas... Mitfühlendes. »Oh. Ist sie, na, du weißt schon, behindert?«
    »Nein!« Willows Wut auf Cordelia wurde rasch von ihrem Verdruss über das Selkie-Mädchen abgelöst. »Ariel, leg das wieder hin!«
    Ariels Fähigkeit, sich auf längere Dauer für eine Sache zu begeistern, entsprach glücklicherweise der eines dreijährigen Kindes. Schon bald verlor sie das Interesse an den Blättern, die sie aus Willows Dokumentenmappe herausgefischt hatte, und starrte erneut auf den Baum, gespannt darauf, ob das Eichhörnchen wieder zum Vorschein kommen würde.
    »Nein«, sagte Willow noch einmal, während sie ihre geretteten Unterlagen zusammenklaubte. »Ariel ist kein Mensch, das ist alles.«
    Cordelia wich zurück, als wäre sie soeben von Willow darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass Ariel Kopfläuse hätte. »Oh.«
    »Hey! Sie ist kein Monstrum. Nur ein Selkie, du weißt schon, ein... ein Seehund-Mädchen. Wir versuchen einen Weg zu finden, wie wir sie wieder nach Hause schaffen können.«
    Cordys Augen weiteten sich. »Du willst sagen, sie ist in Wirklichkeit ein Seehund? Sie isst rohen Fisch und so? Das ist ja widerlich.«

    63

    »Hey, Menschen tun das auch! Schon mal von Sushi gehört?«
    »Und dann dieser Gestank!«, fuhr Cordelia fort, als hätte sie Willow gar nicht gehört. »Ich meine, bist du jemals bei Ebbe am Strand gewesen? Und sie lebt dort?«
    »Ariel stinkt nicht! Komm schon, Cordelia, eben fandest du sie noch ganz süß!«
    »Das war, bevor ich wusste, dass sie kein Mensch ist.«
    »Sie tut niemandem was. Sie ist nur ein kleines Mädchen!«
    »Schon klar, aber bittet mich bloß nicht darum, für euch den Babysitter zu spielen, mehr sag ich dazu nicht. Mein Gott, ihr Chaoten geratet auch wirklich in die verrücktesten Geschichten.«
    Willow nickte und ließ den Blick wieder auf die Blätter sinken, die am Boden verstreut vor ihr lagen. »In Ordnung. Wir werden dich um nichts bitten.«
    »Gut.«
    »Gut.«
    Als sie der Brünetten hinterhersah, die hoch erhobenen Hauptes von dannen schritt, biss sich Willow auf die Lippen.
    Sollte wirklich etwas Fremdes und Unberechenbares in der Stadt umgehen...
    »Cordelia?«
    »Was noch?« Sie blieb stehen und drehte sich um, ihre ganze Körpersprache ein einziger Aufschrei: ›Spuck’s aus und lass es uns hinter uns bringen!‹
    »Sei vorsichtig.«
    Die beiden sahen sich an und jeder von ihnen war klar, dass vorsichtig zu sein in Sunnydale viel, viel mehr bedeutete, als nachts die Türen zu verschließen und nicht mit fremden Männern zu sprechen.
    »Bin ich immer«, gab sie kühl zurück.

    »Du machst dir nicht viel aus Stränden, was?«

    64

    Buffy schüttelte den Kopf. Sie saß auf der niedrigen Begrenzungsmauer, die den Strand von der Straße trennte, und blickte auf die sanft heranrollenden Wellen.
    »Ich mir auch nicht«, gestand ihr Oz. Sein Van stand einige Meter entfernt am Straßenrand. Vor ihnen erstreckte sich eintönig und grau der menschenleere Strand, an dem rein gar nichts an den Mythos vom immer währenden Fest der Sinne erinnerte, den man gemeinhin mit Südkalifornien in Verbindung brachte. »Schätze, das macht uns zu ziemlichen Sonderlingen.«
    Buffy konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Oh, ganz bestimmt. Das wird es sein, was uns zu solchen Sonderlingen macht.«
    Sie erhob sich, schlüpfte aus ihren Schuhen und bohrte mit den nackten Zehen Löcher in den Sand. Er war kälter und gröber als der, an den sie sich aus jener Zeit erinnerte, als sie und ihre Familie noch gemeinsame Kurztrips unternommen hatten, damals, als sie ein Kind gewesen war. Und als sie älter wurde, hatte sie es vorgezogen, im Einkaufszentrum herumzuhängen, anstatt wie tot am Strand zu liegen und zu schwitzen.
    Und heute... heute schnappte sie ausgehungert nach jedem bisschen Freizeit, das sich ihr bot. Keine Zeit für Ausflüge an den Strand. Oder in die Wälder, oder in die Wüste, falls ihr danach gewesen wäre. Eines Tages, nahm sie sich vor, werde ich einfach die Biege machen. Nur um zu sehen, ob es mir

Weitere Kostenlose Bücher