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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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– wenn es wenigstens Kiemen besäße oder so etwas, eine derartige Absonderlichkeit hätte Buffy nicht so sehr gestört. Doch Seehunde – und Selkies
    – waren Säuger. Keine Kiemen, keine Schuppen, kein gar nichts. Nichts an ihrem Äußeren rechtfertigte die Annahme, dass es sich bei Ariel um mehr als ein sich lediglich etwas sonderbar verhaltendes Kind handelte. Hätte Willow an jenem Morgen nicht die starke magische Aura gespürt, die sie umgab, wäre sie aller Wahrscheinlichkeit nach in irgendeinem der umliegenden Krankenhäuser gelandet, ohne Aussicht, jemals wieder nach Hause zurückzukehren.
    Wütend über ihre eigene Unfähigkeit, das Selkie ebenso unvoreingenommen zu akzeptieren, wie die anderen es taten, wandte sich Buffy ihrem Wächter zu. Höchste Zeit, die Prioritäten wieder ein wenig zurechtzurücken.
    „Giles, ich unterbreche ja nur ungern diesen netten anregenden Austausch von Magie-Rezepten, aber ich hätte da einiges zu unserem anderen kleinen Problem zu –“
    In diesem Moment pochte es an der Bibliothekstür. Ariel sprang mit der Reaktionsschnelligkeit eines in freier Wildbahn lebenden Tieres von ihrem Stuhl auf und schoss ängstlich winselnd auf Giles zu. „Schnell, in mein Büro«, befahl er ihr, scheuchte sie mit den Armen vor sich her und wie ein geölter 110

    Blitz flitzte sie hinein. Nachdem er hinter ihr die Türe geschlossen hatte, wandte er sich seinen verdatterten Helfern zu: »Man kann nie vorsichtig genug sein.«
    »Glauben Sie, jemand könnte sich fragen, warum sie nicht in der Schule ist?«, fragte ihn Buffy.
    »Nein, dafür ist sie noch zu klein. Aber es gibt meines Erachtens keinen Grund, sie unnötig neugierigen Blicken auszusetzen«, entgegnete er, gefolgt von einem reichlich verspäteten »Herein!«.
    Der Mann, der daraufhin die Bibliothek betrat, war, schätzte Buffy, ungefähr in Giles’ Alter, obwohl das schwer zu sagen war: Er hatte eines von diesen Gesichtern, deren Züge grundsätzlich hart und verbittert wirkten. Könnte auch als ein etwas in die Jahre gekommener Don Juan durchgehen, dachte Buffy, mit seinen großen dunklen Augen und dem aparten Grauansatz in seinem glatten schwarzen Haar. Doch der leicht säuerliche Zug um seine Lippen machte diesen Eindruck gleich wieder zunichte. Seine verbiesterte Miene deutete darauf hin, dass dieser Mann mit äußerster Vorsicht zu genießen war.
    Leute mit seinem Gesichtsausdruck neigten nicht selten zu Verhaltensweisen, die bestens dazu geeignet waren, ihre Mitmenschen ebenfalls sehr unglücklich zu machen.
    Willow war wie immer die Arglosigkeit in Person. Lächelnd erhob sie sich von ihrem Stuhl. »Dr. Lee! Wie schön, Sie wieder zu sehen! Sie erinnern sich«, fügte sie hinzu, ein wenig enttäuscht über das große Fragezeichen, das in seinem Gesicht zu lesen war, »E.L.F.? Die freiwilligen lokalen Einsatzkräfte?
    Sie haben uns im vergangenen Juni besucht und mit uns diskutiert.«
    Er zwang einen Anflug von Freundlichkeit auf sein verkniffenes Gesicht. »Ah, natürlich. Sie müssen verzeihen, aber ich spreche mit so vielen Gruppen; ich fürchte, ich komme allmählich ein wenig durcheinander.« Er wandte sich den anderen zu und stellte sich mit einstudiertem Lächeln vor: 111

    »Mein Name ist Dr. Julian Lee und wie Sie den Andeutungen der jungen Lady vielleicht bereits entnehmen konnten, bin ich hier, um der örtlichen E.L.F.-Gruppe bei der Beseitigung der Schäden zu helfen, die durch den Ölteppich entstanden sind.«
    »Tatsache ist«, fuhr er, den Blick auf Giles gerichtet, fort,
    »dass ich so lange in Sunnydale zu verweilen gedenke, bis auch die letzten Auswirkungen der Ölpest wieder bereinigt sind.«
    Giles zog kaum wahrnehmbar die Stirn kraus. »Ein zweifellos ehrenwertes Ziel, doch ich verstehe nicht ganz, wieso sie ausgerechnet zu uns gekommen sind. Ich meine, schließlich ist dies eine High-School-Bibliothek.«
    »Ja, ich weiß. Ich hatte gehofft, hier vielleicht...« Er machte eine Pause. »Ich benötige Einsicht in Zeitungsartikel über die Pinnipedia-Population an dieser Küste, am besten aus den letzten zwanzig bis dreißig Jahren.«
    »Pinni...?«
    Lee drehte sich zu Buffy um. »Meeressäugetiere, zum Beispiel Robben und Seelöwen. Ich habe bei einigen Schwärmen diverse Abweichungen von den üblichen Verhaltensmustern festgestellt und nun möchte ich meine Beobachtungen gern ein wenig untermauern.«
    »Hier?« Xander machte ein skeptisches Gesicht. »Was ist nicht in Ordnung mit der öffentlichen

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