Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Er war nicht weg.«
Der schwarze Polizist: »Ganz sicher?«
Der Streber: »Die Kameras lügen nicht.«
Exley muss husten, um seine von Hysterie gespeiste Belustigung zu kaschieren. Der Techniker wird weggeschickt, und die beiden Cops kommen näher und stellen sich vor ihn wie zwei wachende Engel.
»Also, Captains«, sagt er, »gibt’s irgendein Problem mit dem Detective?«
Der schwarze Polizist sagt: »Ihm wurde der Schädel mit einem Stein eingeschlagen.«
Die braune Polizistin: »Oben beim Pfadfinderheim.«
Exley erstaunt: »Mein Gott, wer hat das getan?«
»Wir haben keine Ahnung«, antwortet die Frau und hält Exleys Blick so intensiv fest wie eine Geliebte.
»Hatte er Familie?«, fragt Exley.
»Frau und zwei Kinder«, sagt sie.
»Ich fühle mit ihnen. Wie haben sie es aufgenommen?«
»Nun ja«, sagt der schwarze Polizist. »Ich denke mir, sie beten um ein Wunder. Wie wir alle.«
Exley starrt ihn blöde an.
»Detective Erasmus lebt noch«, sagt die Frau. »Ohne Bewusstsein. Aber er lebt noch.«
Exley bringt sie nach draußen, schließt die Tür und geht zurück zum Sofa. Das Tennismatch hat seinen Reiz verloren, also steht er wieder auf und geht auf die Veranda und fackelt einen von Porters kleinen Joints an.
Was kommt als Nächstes?, fragt er den Rauch. Was zum Teufel kommt als Nächstes?
So ein dämlicher Dreckswichser.
Die Worte rasen Vernon wieder und wieder durch den Kopf. Zwei uniformierte Cops haben eben das Lips verlassen – Typen, die er noch von früher kennt –, nachdem sie sein Alibi überprüft haben. Ihm erzählt haben, was mit Dino Erasmus passiert ist: Kopf mit einem stumpfen Gegenstand – wahrscheinlich einem Stein – zu Hackfleisch geschlagen.
Vernon, plötzlich blind für die nackte Schlampe auf der Bühne und taub für die wummernde Musik, ist wieder an einem fernen Ort vor langer Zeit und hämmert seinem Vater das Hirn aus dem Schädel.
Was zum Henker ist bloß in Exley gefahren, einen Stein zu nehmen, Himmelherrgott nochmal? Erasmus am Leben zu lassen? Der wird aufwachen und reden. Panik überkommt Vernon, und er hastet aufs Klo.
Dort starrt sich ein besoffener Bure in dem gesprungenen Spiegel an, sieht aber irgendeine Frau und sagt: »Eine Schlampe ist eine verfickte Schlampe. Und du, du bist eine verfickte Schlampe.«
Vernon packt ihn an den Schultern, stößt ihn nach draußen und verriegelt die Tür. Der kleine Raum ist unbelüftet und erfüllt vom Gestank des Weißen, und Vernon denkt schon, er muss kotzen, als sich ihm der Magen zusammenzieht, aber er atmet die Übelkeit weg, und der Krampf klingt ab, und er spritzt sich Wasser ins Gesicht.
Er wird im Pollsmoor-Knast landen, bei den ganzen Scheißkerlen, die er eingebuchtet hat. Tätowierte Mutanten, faulig vor Aids, die ihn jahrein, jahraus vergewaltigen werden, um sich an ihm zu rächen. Er ist vorgewarnt worden.
Die Münder dieser Männer, die Vernon aus Gitterzellen und Polizeifahrzeugen und in Gerichtssälen angebrüllt haben, werden zum Mund seines Vaters, der ihn einen kleinen Rammler nennt und sich von hinten in ihn reinrammt, ihn blutend und weinend ganz alleinlässt, und seine Mommy macht seinem Daddy morgens Eier mit Bohnen zum Frühstück, als wäre alles in bester Ordnung.
Vernon flieht aus der Toilette, wo das perverse Geflüster seines Vaters in der Luft hängt wie kalter Rauch. Er weist Cliffie an, die Lage im Auge zu behalten, und stürmt hinaus auf die Straße, in die drückende Hitze, die Abgase und den Staub, läuft in die Nacht. Er weiß nicht wohin, versucht, dieses Schmirgelpapierflüstern auf seiner Haut abzuschütteln.
Aber es folgt Vernon, und an einer Kreuzung bleibt er stehen, unter einer Straßenlampe, die wie eine Stroboskopleuchte flackert undihn mit orangegelben Blitzen beregnet, schwindelig im Kopf von der Stimme seines Vaters. Er hält sich am Laternenpfahl fest, schnappt nach Luft, die Augen geschlossen.
Er hört Rap, der aus Subwoofern dröhnt, und als er die Augen öffnet, sieht er, dass ein alter Datsun vor ihm gehalten hat und zwei braune Typen ihn mustern, als wäre er total durchgeknallt. Einer von beiden lacht, ehe das Auto klappernd davonfährt und seine Musik mitnimmt.
Reiß dich am Riemen, sagt Vernon sich, geht weiter, aber diesmal weiß er wohin: zu seinem Civic, um sein Ersatzhandy mit der anonymen SIM-Karte zu nehmen und diesen dämlichen Dreckswichser von Nick Exley anzurufen. Er sinkt in den Sitz und wählt. Kriegt die Mailboxansage, auf der Exley
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