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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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anklickt, die leisen Seufzer und Ächzer des Festplattenlaufwerks hört und zusieht, wie der Anzeigebalken, ein träger grüner Tausendfüßler, von leer auf voll kriecht. Ein schrilles Pling verrät Exley, dass seine Tochter wartet.
    Jetzt muss er nur noch die Wiedergabe starten.
    Es dauert eine Ewigkeit, bis der Befehl sich durch das Wirrwarr seines überreizten Nervensystems zu dem Zeigefinger durchgearbeitet hat, der zitternd über der Leertaste der Tastatur schwebt. Exleys Finger zuckt, und Haut trifft auf Plastik, und die Taste senkt sich mit einem fast unhörbaren Klick.
    Einen Moment lang geschieht nichts. Der Monitor bleibt leer. Dann erblüht Sunny aus der Dunkelheit, lächelt, blickt Exley direkt in die Augen. Er beugt sich im Sessel vor und sieht zu, wie sie tanzt und sich dreht und tanzt und sich dreht. Exley murmelt ein letztes Stoßgebet, wartet auf irgendwas Transzendentes, wartet darauf, dass das Wunder geschieht.
    Aber als er ihren Namen ruft und nach ihr greift, berühren seine Finger Glas, und sie bleibt hinter der Scheibe gefangen, für immer verloren in zwei Dimensionen.
    Er hat versagt.
    Natürlich hat er versagt. Dieses ganze absurde Unterfangen ist bloß ein Beweis dafür, wie kaputt er ist. Die kleine tanzende Schimäre, die Sunny ist, verschwimmt, und Exley sieht sein eigenes Spiegelbild im Monitor.
    Ausgezehrt.
    Die Augen wild.
    Ein Wahnsinniger, beschmiert mit der Asche seiner Tochter.
    Er schließt die Augen und sackt nach vorne, lässt den Kopf in die Hände sinken, spürt die Stoppeln im Gesicht und das Fett in den Haaren. Riecht seinen ranzigen Körper. Ihm kommt ein Bild von einem Wolkenkratzer, bei dem der Strom ausfällt, der Stockwerk für Stockwerk dunkel wird, und er fühlt, wie seine Lebenskraft versiegt.
    Dann hört er Sunny lachen.
    Exley rafft sich auf und starrt auf den Monitor. Sie ist noch immer dort gefangen, tanzt in einer Endlosschleife, und er weiß, dass er halluziniert. Doch dann hört er es wieder, das Lachen seiner Tochter. Wie von Sinnen rollt er mit dem Sessel vor und durchsucht den Audiomixer seines Computers nach irgendwelchen geöffneten Reglern, die ermöglichen würden, dass eine alte Aufnahme von Sunny durchklingt.
    Als Exley das Lachen erneut hört, begreift er, dass es vom Strand kommt, und er schiebt den Sessel so heftig nach hinten, dass er in einen Stapel Festplatten kracht. Er kommt unsicher auf die Beine, taumelt vorwärts, reißt die Studiotür auf und wankt nach draußen zur Veranda, wo die blendend helle Sonne mit einer Lawine aus Licht auf ihn einstürmt.
    Und da ist sie, Sunny, kommt vom Wasser auf ihn zugelaufen, die Arme ausgestreckt, lachend, das Haar ein leuchtender Heiligenschein.
    Exley sprintet über die Veranda, stolpert auf der Treppe und landet mit den Knien im Sand. Er rappelt sich wieder auf, ruft Sunnys Namen, und er rennt zu ihr, hebt sie hoch und wirbelt sie im Kreis, die Sonne blitzend und flackernd, die Welt ein Ort des Wahnsinns und der Wunder.

KAPITEL 43
    Brittany schreit vor Angst, als dieser halb nackte fremde Weiße sie packt und durch die Luft schwingt, dass ihr die Haare nach hinten flattern wie die Stoffbänder eines Maibaums. Sie schlägt mit ihren kleinen Fäusten auf Nick Exley ein, schreit nach ihrer Mommy, bettelt ihn an, sie runterzulassen.
    Dawn, die wie angewurzelt im Sand steht, von der schieren Verrücktheit des Augenblicks und von einem kalten Grauen erfasst, reißt sich los und läuft zu Nick, zieht Brittany von ihm weg. Nick verliert das Gleichgewicht und fällt rückwärts in die seichten Wellen, den Mund aufgerissen wie ein Schwachsinniger.
    Er kriecht auf allen vieren aus dem Wasser, sagt: »Sunny, Sunny«, immer und immer wieder, Spucke und Rotz hängen ihm um den Mund wie Schimmelpilze.
    Dawn hält Brittany an sich gedrückt, die ihre Arme und Beine fest um sie schlingt wie ein Affe, ihr kurze, erschreckte Laute ins Ohr stößt. Dawn tätschelt ihr den Rücken, flüstert: »Ist ja gut, Britt. Ist ja gut, Schätzchen.«
    Nick kommt auf die Beine und hat dann mit der Sonne im Rücken einen klaren Blick auf Brittany, die ihn panisch anstarrt. Dawn sieht, wie ihn die Wahrheit trifft, und ihm knicken die Knie ein, er schwankt, und es sieht aus, als würde er wieder hinfallen, aber er schafft es, sich auf den Beinen zu halten, wie ein Boxer, der die Glocke hört.
    Dawn weiß, dass sie etwas sagen, diesen armen Mann um Vergebung bitten sollte, aber sie findet keine Worte, und dann ist er derjenige, der »Es

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