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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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seinen Füßen.
    Die Stadt hat Charme, das muss sie zugeben. Wie New York nicht Amerika ist, so ist Kapstadt nicht Südafrika. Es gibt sich europäisch und beheimatet in seinem Zentrum Kunsthändler und edle kleine Coffeeshops, nicht Flüchtlinge aus Simbabwe und nigerianische Drogenbosse wie andere südafrikanische Großstädte.
    Kapstadt glaubt, dass es Geschmack hat. Stil. De Waterkant, wo sie sich mit Vlad treffen wird, ist das Schwulenviertel. Kitschig knallbunt gestrichene ehemalige Sklavenhäuser zwinkern sich über enge Pflasterstraßen zu, die ewig verstopft sind. Nirgendwo eine Parklücke für den Landy in Sicht, also stellt sie ihn auf dem Parkplatz vom Junction Hotel ab und läuft das letzte Stück zu dem neuen Einkaufszentrum, in dem Vlad in einem Bistro sitzt. Er trägt einen Anzug. Auch das ist neu. Es ist ein guter Anzug, maßgeschneidert, vermutet sie, aber er macht ihn irgendwie kleiner, geschlechtslos. Er fühlt sich sichtlich unwohl, zieht an seinem Hemdkragen, als kriegte er keine Luft.
    Vlad steht auf und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Schiebt gleich noch einen auf die andere Wange hinterher, damit es europäischer wirkt. Aber er meidet ihre Lippen.
    »Du hast dich nicht blicken lassen«, sagt sie.
    »Ich wollte nicht aufdringlich sein.«
    »Ich hätte ein bisschen Aufdringlichkeit gebrauchen können.«
    Er antwortet nicht mit einer von seinen plumpen Anzüglichkeiten, und nachdem sie bestellt haben, fragt er nach Sunny. Da es das Letzte ist, worüber sie reden will, erzählt sie ihm bloß möglichst knapp, was passiert ist, und er gibt leise mitfühlende Laute von sich.
    Ihr Essen kommt, dekadent und sehr nouvelle-cuisine, mit hässlichen kleinen Kringeln aus Lebensmittelfarbe um die Tellerränder. Caroline straft ihren fangfrischen Fisch mit Verachtung, und Vlad bringt ein paar Bissen Filet hinunter, ehe er den Teller beiseiteschiebt und einen Mokka bestellt.
    Er beugt sich zu ihr, seine großen, haarigen Hände auf dem Tisch. »Ich geh weg eine Zeit lang. Morgen.«
    »Wohin?«
    »Belgrad. Paris. Geschäftlich.«
    Er lügt, da ist sie sich sicher. Er serviert sie ab. Sie schiebt sich so nah an ihn ran, dass sie die Mitesser auf seiner Nase sehen kann, und packt seine Hand. »Ach, komm schon, hör auf damit, Vlad. Nimm mich mit rüber ins Junction und fick mich anständig durch.«
    Er zieht die Hand weg. »Caroline, vielleicht es ist besser, wenn wir uns nicht sehen, eine Weile.«
    »Machst du mit mir Schluss?«
    »Ich denke, ist besser. Wegen deiner Situation.«
    »Was zum Teufel weißt du denn über meine Situation?«
    Ihre Stimme ist zu laut, Leute starren herüber, und sein Blick gleitet von ihr weg, angezogen von dem hellen Sonnenlicht draußen, als suchte er nach einem Fluchtweg. Er ist verlegen. Auch das ist neu.
    Doch als er sie wieder ansieht, könnte sie schwören, dass seine Augen feucht sind. »Wir auch hatten Kind. Ich und Martina.«
    Wer zur Hölle ist Martina? Sie will die Frage schon aussprechen, als sie begreift, dass das seine namenlose, unsichtbare Frau ist.
    »Ein Junge«, sagt er. »Jannic. Er bloß zwei Jahre alt geworden.« Er klopft sich auf die Brust. »Herz. Deshalb wir sind hierhergekommen, nach Kapstadt. Vor zwanzig Jahren war Chris Barnard Bester in Weltfür Herzoperation. Aber sogar er konnte machen nichts.« Er wischt sich über die Augen, schnieft, und sie merkt, dass sie diese Seite von ihm abstoßend findet. »Wir versucht wegzugehen, aber irgendwie wir nicht können. Können nicht verlassen Erinnerung an ihn.«
    Caroline stellt sich ein Zimmer in einem ungesehenen Flügel des Hauses vor. Das Zimmer des toten Kindes. Unberührt. Ein Heiligtum. Und plötzlich begreift sie: Seine Ehe ist unantastbar. Eine abgeschottete Einheit. Und ihre eigene Nutzungsdauer ist abgelaufen.
    Er winkt mit seiner Kreditkarte, der Kellner kommt übereifrig mit einem tragbaren Lesegerät anscharwenzelt. Vlad erledigt das übliche Eintippen seiner PIN, und das Gerät spuckt den Kreditkartenbeleg aus. Er stopft ihn in die Tasche, steht auf, beugt sich herunter und küsst sie flüchtig auf die Wange. Dann geht er, die breiten Schultern schlaff, Cyrano-Nase nach vorne gereckt.
    Caroline bleibt noch etwas sitzen, trinkt ihr Wasser, fühlt, wie sie sich weiter aus ihrer Verankerung löst. Ein metallischer Geschmack auf der Zunge, ihr Schweiß beißend unter ihrem Parfüm.
    Der Zusammenbruch ist jetzt ganz nah. Sämtliche Anzeichen dafür glasklar.
    Sie greift nach den Tabletten in ihrer

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