Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
Rückspiegel, das sich durch die Vibrationen des Landrovers vervielfältigt. Schmucklos. Sie hat aufgegeben, darüber nachzudenken, was er an ihr findet.
    Sie hat Vlad am Strand kennengelernt, eine Woche nachdem sie, Nick und Sunny in Kapstadt angekommen waren. Caroline ist kein Strandmensch, aber sie hatten gerade einen harten europäischen Winter hinter sich, und es war schwer, den Verlockungen von Meer und Sonne zu widerstehen. Also ließ sie ihren Mann und ihre Tochter allein das Frühstück machen, bedeckte sich mit mehreren Schichten Stoff, setzte ihren größten Sonnenhut und die dunkelste Brille auf, und verteilte LSF sechzig auf die wenigen unbedeckten Stellen Haut, bevor sie sich auf den langen Llandudno Beach wagte.
    Es war mitten in der Woche, daher war der Strand nicht überlaufen. Nur die unvermeidlichen Surfer in ihren Neoprenanzügen, das Haar von der Sonne gebleicht. Ein paar Mütter mit Kindern. Und ein Mann, der einen Wolf spazieren führte. Der Wolf, weiß mit blauen Augen, kam auf sie zugesprungen, und Caroline schlug mit ihrem Hut nach ihm, fluchte, befahl ihm abzuhauen. Sie hatte ihre Periode, und der Wolf rammte ihr seine Schnauze in den Schritt, wie stellvertretend für seinen Herrn, der hinter ihm hergejoggt kam, dieser lächerliche Mann mit der dunklen Sonnenbräune und dem Brustpelz und der goldenen Halskette, nur mit einer winzigen blauen Badehose bekleidet, viel zu eng für sein Gehänge, das lange graue Haar glatt aus dem hakennasigen Gesicht gekämmt.
    »Bitte, ich mich entschuldige«, sagte er, zog den Wolf weg und verwirrte Caroline mit dem besten Lächeln, das für Geld zu haben war.
    »Das verdammte Viech gehört in den Zoo, nicht an den Strand.«
    »Nein, nein, nein, er ist ganz zahm.« Er kniete sich hin und umarmte das Tier, das noch immer ihre Muschi beschnüffeln wollte, nannte es Sneg oder so ähnlich, was, wie sie später erfuhr, auf Serbisch Schnee hieß.
    Sie sollte noch sehr viel mehr über Vladislav Stankovic erfahren. Er verfolgte sie. Lief ihr am Strand erneut über den Weg. Begegnete ihr rein zufällig in dem kleinen Supermarkt und dem Schnapsladen unten in Hout Bay. Dann kam sein Geniestreich: Er schloss Bekanntschaft mit ihrem Mann. Er fädelte es so ein, dass er Nick und Sunny eines Tages am Strand kennenlernte. Sunny verliebte sich auf Anhieb in Sneg, und Exley – der nichts von Vlads Motiven ahnte – lud ihn auf einen Drink zu ihnen nach Hause ein. Er wurde ein regelmäßiger Besucher. Vlad heuchelte Interesse an Nick und seiner Arbeit, doch seine Aufmerksamkeit galt stets Caroline.
    Seine absurden Verführungsversuche, fast schon erfrischend hemmungslos präfeministisch, amüsierten sie wider Willen, und ihr Ehebett war ja nun nicht gerade eine wilde Lustwiese. Der Sex mit Nick war nie besonders leidenschaftlich gewesen, und nach Sunnys Geburt wurde er beiläufig, kurz, flüchtig. Eher Pflicht als Vergnügen.
    Also ließ sie sich eines Tages von Vlad mit in sein Haus nehmen, ein lächerlich protziger Kasten, der bedenklich am Berghang klebte. Er sagte ihr, er und seine Frau (ihr Name wurde niemals ausgesprochen) hätten ein »Arrangement« und wohnten in getrennten Flügeln der weitläufigen Abscheulichkeit. Die Gattin war verreist, machte eine Kur in der Schweiz.
    Sie landeten schließlich in Vlads Schlafzimmer, auf seinem riesigen Bett mit dem kunstvoll geschnitzten Kopfende, die Luft geschwängert von Balkanzigarren und altem Leder und karnivorem Mann. Sie kam mehrmals, während er ihr roten Kapwein und slawische Flüche ins Ohr hauchte. Der Geruch seines Schweißes, der durch das Eau de Cologne drang, erinnerte sie an die Metzger ihrer Kindheit in England: Blut vermischt mit Sägemehl. So ganz anders als Nicks geruchloservegetarischer Körper. Gott, es tat gut, mal so richtig durchgevögelt zu werden. Falls sie hinterher, wund und befriedigt, Schuldgefühle hatte, so änderten auch die nichts daran, dass sie gar nicht genug von Vlad kriegen konnte.
    Sie empfindet keine Zuneigung für Vlad – ja, sie kann ihn nicht mal leiden –, aber wenn er in ihr drin ist, hart und beharrlich, lösen sich die Ängste, die sie verfolgen, in nichts auf, und sie braucht ihn jetzt mehr denn je, um sich zu erden.
    Sie biegt um eine Kurve, und da ist sie, die Aussicht, die Millionen Ansichtskarten ziert: Der Lion’s Head hängt wie ein Basuto-Hut über Camps Bay, flankiert den wuchtigen Tafelberg mit seinen weißen Wolkenklecksen, und das schicke Kapstadt duckt sich zu

Weitere Kostenlose Bücher