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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bestimmte Lösung hingedeutet, aber nicht auf die, die er sich wünschte. Er selbst hatte kein Interesse an Rhys Duff, aber er wußte, wie sehr das Ganze Hester berührte. Das hätte für ihn nicht von Belang sein dürfen. Was zählte, war die Wahrheit. Wenn Rhys Duff schuldig war, dann war er einer der brutalsten und gefühllosesten Männer, die Monk je gekannt hatte. In diesem Falle mußte er von einer Schlechtigkeit sein, von der man ihn unmöglich freisprechen konnte. Und was im Augenblick von noch größerer Bedeutung war, obwohl er selbst mit der Zeit durchaus genesen konnte, waren seine Spießgesellen. Er war nicht allein schuldig. Wer auch immer ihn begleitet hatte, war nach wie vor auf freiem Fuß und hatte wahrscheinlich immer noch Grausamkeiten und Gewalttaten im Sinn. Selbst wenn der Angriff auf Rhys die anderen vorübergehend eingeschüchtert hatte, würden die Verbrechen irgendwann von neuem beginnen. Ein solch ungeheuerlicher Sadismus ließ sich nicht durch ein einziges Ereignis, wie einschneidend es auch gewesen sein mochte, einfach auslöschen. Das Bedürfnis, anderen Gewalt anzutun, würde wieder aufleben und wieder befriedigt werden.
    Snaith betrachtete Monk mit wachsendem Interesse.
    »Sie haben sich verändert«, bemerkte er und nickte leicht.
    »Keine Ahnung, ob es mir gefällt. Vielleicht ja. Sie sind nicht mehr so ein scharfer Hund wie damals und auch nicht mehr so hungrig. Mein Gott, waren Sie lästig. Viel mehr als Runcorn, der arme Teufel. Der hatte noch nie eine Nase für Lügen, der nicht. Aber er hat Ihnen geglaubt, wenn Sie die Wahrheit rochen. Und jetzt haben sie Ihre Nase verloren, wie?«
    »Schwierige Fälle brauchen länger«, sagte Monk angespannt.
    »Und wir alle verändern uns. Sie sollten Runcorn nicht unterschätzen. Er ist ebenfalls beharrlich, er setzt nur seine Schwerpunkte anders, das ist alles.«
    Snaith grinste. »Der hat immer die größten Happen im Auge , das weiß ich, während Sie… Sie sind wie ein Hund mit einem Knochen. Würden niemals loslassen. Wenn man Ihnen den Kopf abschnitte, wären Ihre Zähne immer noch fest aufeinandergebissen! Sie mögen ein elender Bastard sein, aber Ihnen versalzt niemand zweimal die Suppe, nicht mal Ihre eigenen Leute.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt!« fuhr Monk auf. Seine Hilflosigkeit machte ihn reizbar. »Habe ich Runcorn irgend etwas angetan, das er nicht verdient hätte?« Er formulierte die Frage mit einem aggressiven Unterton, als kenne er die Antwort nur allzugut, aber sein Magen krampfte sich zusammen, während er Snaith’s Gesicht im Gaslicht musterte und auf seine Erwiderung wartete. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor der andere sprach. Man konnte spüren, wie die Sekunden dahinglitten, und er hörte das Hämmern seines eigenen Herzens.
    Snaith erwiderte Monks Blick ohne einen Wimpernschlag, ein Schatten lag über seinen runden, haselnußbraunen Augen, und seine Stirn war leicht gerunzelt. Noch bevor er sein Schweigen brach, wußte Monk, daß seine Antwort die sein würde, die er gefürchtet hatte.
    »Ja, ich denke schon. Einen Feind vor sich zu haben, ist eine Sache, ihn im Rücken zu haben, ist was ganz anderes. Ich weiß nicht, was Sie ihm angetan haben, aber es hat ihn kaputtgemacht, und er hatte es nicht von Ihnen erwartet. Ich habe eine Menge daraus gelernt – über Sie. Danach habe ich Sie nie mehr unterschätzt. Sie sind ein harter Mistkerl, und das ist die Wahrheit.« Er holte Atem. »Aber wenn Sie das Schwein suchen, das über die Frauen in Seven Dials hergefallen ist, dann werde ich Ihnen helfen. Ich bin nicht wählerisch, wenn’s darum geht, jemanden auszunutzen. Fragen Sie mal Wee Minnie. Die alte Bertha weiß nichts. Suchen Sie Wee Minnie, und sagen Sie ihr, ich hätte Sie geschickt.«
    »Sie wird mir nicht glauben«, wandte Monk ein.
    »Doch, wird sie, denn wenn ich Ihnen nicht erkläre, wo Sie sie finden können, würden Sie den Rest ihres Lebens zwischen den Mietskasernen rumlaufen!«
    »Das ist wahr«, pflichtete MacPherson ihm bei.
    »Na schön, erklären Sie’s mir«, antwortete Monk.
    Snaith schüttelte den Kopf. »Haben Sie eigentlich niemals Angst, Monk? Ist es Ihnen nie in den Sinn gekommen, daß wir Ihnen die Kehle durchschneiden könnten, nur um der alten Zeiten willen?«
    Monk erwiderte sein Grinsen. »Oh doch, mehrmals, und wenn Sie es tun, kann ich Sie nicht daran hindern. Ich habe mich zu tief nach St. Giles hineingewagt, um Hilfe zu schreien, selbst wenn ich mir

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