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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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einbildete, daß jemand darauf reagieren könnte. Aber Sie sind Geschäftsmann, das heißt, zumindest MacPherson ist einer. Sie wollen dasselbe wie ich.
    Sie werden warten, bis ich es habe, bevor Sie mir etwas antun.«
    »Manchmal könnte ich mir direkt vorstellen, Sie zu mögen« sagte Snaith, offensichtlich selbst überrascht. »Eins muß ich Ihnen lassen, scheinheilig waren Sie noch nie. Das jedenfalls haben sie Runcorn voraus.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Monk sarkastisch. »Also, wo finde ich diese Wee Minnie?«
    Es war eine qualvolle Stunde, und Monk verirrte sich dreimal, bevor er endlich durch ein Tor schlüpfte, über einen gepflasterten Hof ging und an die Hintertreppe kam, die Snaith ihm beschrieben hatte. Die Treppe führte zu einer Reihe von Räumen, die ihn zu dem stickigen, überhitzten Salon führten, in dem er Wee Minnie fand. Sie saß auf einem Kissenstapel, ihr verhutzeltes Gesicht zu einem zahnlosen Lächeln verzogen, während die schwieligen Hände Stricknadeln aus Knochen klappern ließen. Sie arbeitete, ohne ihr Strickzeug ansehen zu müssen.
    »Sie haben’s also gefunden«, bemerkte sie mit einem trockenen Kichern. »Ich dachte schon, Sie hätten sich verirrt. Sie wollen was über die Vergewaltigungen wissen, habe ich gehört?«
    Er hätte wissen müssen, daß die Nachricht sie vor ihm erreichen würde.
    »Ja.«
    »Es waren zwei. Es war schlimm, so schlimm, daß nie eine ein Wort gesagt hat.«
    »Das verstehe ich nicht. Wenn es so schlimm war, hätten die Frauen doch um so mehr Grund gehabt, etwas deswegen zu unternehmen, die Leute zu warnen, zusammenzubleiben… irgend etwas.«
    Wee schüttelte den Kopf, ohne daß ihre Finger auch nur einen Augenblick lang ihren Rhythmus verloren hätten.
    »Wenn man sie verprügelt, reden die drüber. Das ist nichts Persönliches. Aber Vergewaltigung, das ist was anderes.«
    »Woher wissen Sie dann davon?«
    »Ich weiß alles.« In ihren Worten schwang Befriedigung mit. Dann verhärtete sich ihre Stimme plötzlich, und ihre Augen nahmen einen grausamen Ausdruck an. »Vernichten Sie sie. Geben Sie sie uns, und wir werden sie vierteilen, wie man das in den alten Tagen gemacht hat. Mein Großvater hat mir davon erzählt. Man knüpft sie auf, und beim Tor der Hölle, genau das werden wir mit denen machen!«
    »Ob ich wohl mit den Frauen sprechen könnte, die vergewaltigt worden sind.?«
    »Ob Sie was könnten?« fragte sie ungläubig.
    »Kann ich mit den Frauen sprechen?« wiederholte er. Wee fluchte leise.
    »Ich muß sie über die Männer befragen. Ich muß sicher sein, daß es dieselben waren. Sie könnten sich an irgend etwas erinnern, an ein Gesicht, eine Stimme, vielleicht sogar einen Namen, den Stoff der Kleider, irgend etwas.«
    »Es waren dieselben Männer«, sagte Wee mit absoluter Gewißheit. »Sie waren zu dritt. Ein großer, einer etwas schwerer und einer eher auf der mageren Seite.«
    Monk versuchte, das Gefühl des Triumphes aus seiner Stimme herauszuhalten. »Wie alt waren sie?«
    »Wie alt? Keine Ahnung. Wissen Sie es denn nicht?«
    »Ich glaube, daß ich es weiß. Wann waren diese Überfälle?«
    »Was?«
    »Vor dem Mord in der Water Lane oder danach?«
    Wee sah Monk mit leicht schiefgeneigtem Kopf an wie ein verhutzelter alter Spatz.
    »Davor natürlich. Seither ist nichts mehr vorgefallen. Kein Wunder, oder?«
    »Ja, ich denke, Sie haben recht.«
    »Dann war es also einer von denen, der, der getötet wurde?« fragte sie mit Befriedigung.
    »Einer von ihnen.« Monk machte sich nicht die Mühe, ihren Irrtum zu korrigieren. »Ich will die beiden anderen.«
    Sie grinste ihr zahnloses Grinsen. »Da sind Sie nicht der einzige.«
    »Wo genau haben diese Überfälle stattgefunden? Ich muß es wissen. Ich muß mit Leuten sprechen, die sie vielleicht kommen oder gehen sehen haben, Leuten auf der Straße, Händlern, Bettlern, vor allem Droschkenfahrern, die sie hergebracht oder anschließend wieder weggefahren haben.«
    »Wozu soll das gut sein?« Wee war ehrlich verwirrt, das konnte Monk in ihrem Gesicht lesen. »Sie wissen doch, wer die Männer sind, oder?«
    »Ich glaube es, aber ich muß es beweisen.«
    »Wozu?« fragte sie noch einmal. »Wenn Sie glauben, das Gesetz wird sich um so was kümmern, sind Sie nicht ganz bei Trost! Sie mögen so manches sein, aber dumm sind Sie nicht, das würde Ihnen nicht mal Ihr schlimmster Feind nachsagen.«
    »Wollen Sie, daß die Männer geschnappt werden?« fragte er.
    »Glauben Sie, daß die nach St. Giles

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