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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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geschlagen und vergewaltigt haben, vor allem in der Nacht, in der Leighton Duff ermordet wurde. Sind Rhys und sein Vater zusammen oder getrennt dorthin gefahren, wissen Sie das?« fragte er.
    »Getrennt, Sir. Dafür haben wir die Aussagen der Droschkenfahrer.«
    »Gut. Bei dieser Gelegenheit ist Leighton Duff seinem Sohn anscheinend also gefolgt. Wahrscheinlich hatte er Grund zu argwöhnen, was Rhys tat. Es wäre wünschenswert, wenn Sie in Erfahrung bringen könnten, was das war. Möglicherweise weiß die Ehefrau etwas, aber ich denke, daß einige Geschicklichkeit dazu gehören dürfte, ihr diese Dinge zu entlocken.« Runcorns Miene war nicht anzusehen, ob er sich auch nur im leisesten vorstellen konnte, wieviel Leid diese Entwicklung für Sylvestra Duff mit sich bringen würde. Evan selbst wagte kaum daran zu denken, was es für sie bedeuten würde. Er hoffte aus ganzem Herzen, daß ihre Beziehung zu Dr. Wade ein wenig mehr als oberflächliche Freundschaft enthielt. Sie würde jetzt seine ganze Unterstützung brauchen.
    »Aber Sie sollten es wenigstens versuchen«, fuhr Runcorn fort. »Seien Sie sehr vorsichtig, wenn Sie sie befragen, Evan. Wenn es zur Verhandlung kommt, wird sie eine wichtige Zeugin sein. Natürlich werden Sie das Haus durchsuchen. Vielleicht finden Sie ja Kleider mit Blutflecken von seinen früheren Überfällen. Sie müssen überdies schlüssig beweisen, daß er bei jeder Gelegenheit, die Sie ins Feld führen wollen, außer Haus war. Lassen Sie sich nicht von Einzelheiten zu Fall bringen! Wenn er die Tat nicht gesteht und es zu einem größeren Prozeß kommt, wird seine Mutter wahrscheinlich den besten Anwalt nehmen, den sie für seine Verteidigung finden kann.« Runcorn preßte die Lippen aufeinander. »Obwohl ich wahrhaftig nicht weiß, warum irgend jemand sich auf einen solchen Kampf einlassen sollte. Wenn Sie Ihre Sache richtig machen, kann er nicht gewinnen.«
    Evan sagte nichts. Soweit es ihn betraf, konnte niemand bei dieser Sache gewinnen.
    »Was hat Sie eigentlich auf diese Spur gebracht?« fragte Runcorn neugierig. »War es einfach Beharrlichkeit? Die richtige Frage zur richtigen Zeit?«
    »Nein, Sir.« Evan wußte nicht, warum es ihm ein solches Vergnügen bereitete, Runcorn diesen Schlag zu versetzen. Es mußte etwas mit der selbstzufriedenen Ausstrahlung seines Vorgesetzten zu tun haben. »Es war Monk, der es herausgefunden hat. Er hat die Vergewaltigungsfälle bearbeitet, und die haben ihn zu Rhys Duff geführt.«
    Runcorn riß den Kopf hoch, und seine Miene verdüsterte sich. Er schien drauf und dran zu sein, seinem Sergeant ins Wort zu fallen, änderte dann jedoch seine Meinung.
    »Er hat mich gestern am späten Nachmittag aufgesucht und mir einfach die notwendigen Informationen gegeben«, fuhr Evan fort. »Ich habe alles überprüft.« Evan sah Runcorn freundlich an, als hätte er nicht die geringste Ahnung davon, wie sehr seine Eröffnung Runcorn ärgern mußte. »Ein Glück für uns, daß er die Sache so hartnäckig verfolgt hat«, setzte er noch hinzu, um das Maß voll zu machen. »Ansonsten hätte ich vielleicht immer noch Mrs. Duff bedrängt und nach einem Liebhaber Ausschau gehalten.«
    Runcorn starrte ihn wütend an, und eine matte Röte stieg ihm in die Wangen.
    »Monk bearbeitet seine Fälle um des Geldes willen, Evan«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Daß Sie mir das nicht vergessen! Sie bearbeiten Ihre Fälle, weil Sie ein Diener der Gerechtigkeit sind, ohne Furcht oder Verpflichtung, dessen Loyalität einzig Ihrer Majestät gilt, deren Gesetz Sie repräsentieren.« Er beugte sich über den Tisch, die Ellbogen auf die blanke Holzfläche gestützt. »Sie denken, Monk sei ein unglaublich cleverer Bursche, und in gewisser Weise ist er das tatsächlich. Aber Sie wissen nicht alles. Sie wissen nicht alles über ihn, ganz gewiß nicht! Beobachten Sie und lernen Sie von ihm, unbedingt, aber ich warne Sie: Machen Sie ihn sich nicht zum Freund! Sie würden es bedauern!« Die letzten Worte begleitete er mit einem Stirnrunzeln, das nicht Gehässigkeit vermittelte, sondern eine Warnung zu sein schien, als sei er um Evan besorgt, nicht um sich selbst. Der Schatten des alten Kummers huschte über sein Gesicht.
    »Hat Monk Sie verraten, Sir?« fragte er laut und wünschte schon im nächsten Moment, geschwiegen zu haben. Er wollte im Grunde nichts davon wissen. Aber nun ließ es sich nicht mehr vermeiden.
    Runcorn starrte ihn an.
    »Ja, er hat mich verraten. Ich habe ihm

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