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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Wissen Sie es?«
    Evan erinnerte sich an einen Gesprächsfetzen, an einen Namen.
    »Ja, ich denke schon. Aber die Sache liegt lange zurück, fünfzehn oder sechzehn Jahre, vielleicht noch länger. Ich glaube, ihr Name war Ellen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Die Droschke bog in den Oxford Circle ein. In wenigen Sekunden würden sie am Ziel sein. Danach ging es zu Fuß weiter, durch Gassen und Hinterhöfe, treppauf, treppab, in eiskalte Zimmer, in denen Monk seine Fragen wiederholen und Evan sich Notizen für die Beweisführung machen würde. Für eine Fortsetzung ihres Gespräches blieb keine Zeit mehr.
    Monk atmete tief ein und stieß die Luft mit einem leisen Seufzen wieder aus.
    Am nächsten Nachmittag hatte Evan alles, was er brauchte. Die Beweise waren erdrückend. Evan schickte eine Nachricht nach oben, daß er Runcorn zu sprechen wünsche, und um fünf nach drei klopfte er an dessen Bürotür.
    »Ja?« Runcorn blickte von den Papieren, in denen er gelesen hatte, auf. »Ich hoffe, diese Neuigkeiten beruhen auf Tatsachen? Ich möchte keine Gefühle mehr. Manchmal sind Sie weicher, als es Ihnen selbst guttut, Evan. Wenn Sie sich als Geistlicher betätigen wollen, hätten Sie zu Hause bleiben sollen.«
    »Wenn ich hätte Pfarrer werden wollen, Sir, hätte ich es getan!« erwiderte Evan und sah Runcorn herausfordernd an. Er entdeckte bei sich selbst die gleiche Gereiztheit, die er von Monk kannte, das gleiche Verlangen zu siegen, die Versuchung zu streiten, nur um des Streites willen. Runcorn forderte bei ihm genauso wie bei Monk die unschönsten Eigenschaften heraus.
    »Kommen Sie zur Sache«, sagte Runcorn mit geschürzten Lippen. »Was haben Sie herausgefunden? Ich nehme an, wir reden über den Mord an Leighton Duff? Sie kämpfen doch wohl keinen Kreuzzug für Monk?« Sein Blick war hart, als hätte er zumindest teilweise den Wunsch, Evan bei einem solchen Vergehen zu ertappen. Er hätte Evan gern gemocht, und instinktiv tat er es auch. Nur die Tatsache, daß Evan und Monk einander so nahestanden, trübte seine Sympathie.
    »Ja, Sir.« Evan stand stramm, zumindest, soweit es einem Mann von seiner natürlichen Unbefangenheit möglich war. »Ich habe Zeugen dafür, daß Rhys Duff und seine beiden Freunde in St. Giles Prostituierte aufgesucht haben. Eine der Frauen hat sein Bild erkannt. Ich habe ihre Aussage. Sie kennt sogar seinen Namen. Rhys ist kein häufiger Vorname, Sir.«
    Runcorn beugte sich vor und schob die anderen Papiere beiseite.
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Ich habe ebenfalls die Aussage der letzten Frau, die vergewaltigt wurde, Sir. In der Mordnacht. Ihre Beschreibung der drei Täter paßt genau auf Rhys Duff und seine beiden Freunde, Arthur und Marmaduke Kynaston.« Runcorn stieß langsam den Atem aus, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über seinem Bauch.
    »Irgendwelche Beweise dafür, daß die Brüder Kynaston in den Mord verwickelt waren? Ich meine Beweise, keine nachvollziehbaren Mutmaßungen. Wir müssen absolut sicher sein.«
    »Das weiß ich, Sir. Und was Ihre Frage betrifft – nein, wir haben keine Beweise. Wenn wir Rhys Duff verurteilen können, würden die anderen möglicherweise folgen.« Es machte ihn wütend, daß die beiden anderen Männer bis dahin in Freiheit sein würden. Wer auch immer Leighton Duff tatsächlich getötet hatte, die beiden anderen waren einer Reihe von Verbrechen schuldig, die dem Mord vorangegangen waren. Wenn sie im letzten Augenblick weggelaufen waren, war dies ein Akt der Feigheit gewesen und nicht des Mitleids oder der Aufrichtigkeit. Jeder anständige Mensch wäre eingeschritten und hätte den Gipfelpunkt der Tragödie verhindert.
    »Können Sie beweisen, daß diese Männer dort waren?« fragte Runcorn scharf.
    »Ich kann beweisen, daß sie zusammen mit Rhys in St. Giles Huren aufgesucht haben, aber nicht, daß sie in jener Nacht dort waren. Rhys war mit zwei anderen Männern in St. Giles, auf die die Beschreibung der Brüder Kynaston passen würde. Das ist alles bisher. Das schlimmste ist, daß keiner der beiden verletzt zu sein scheint, was darauf hindeuten würde, daß sie mit dem letzten Kampf mit Leighton Duff nichts zu tun hatten.«
    »Nun, wir klagen sie nicht wegen Vergewaltigung an!« sagte Runcorn entschieden. »Da Duff ohnehin nicht in Frage kommt, brauchen Sie diese Möglichkeit nicht weiter zu verfolgen. Was wir haben, sind Beweise, daß drei junge Männer, von denen einer Rhys Duff war, in St. Giles Frauen

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