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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hatte.
    „Doch, es schmeckt gut“, murmelte der
Dieb. „Leider eine Magenverstimmung. Bringen Sie mir noch ein Bier und einen
doppelten Birnengeist.“
    „Wie Sie wünschen“, meinte der
Befrackte.
    Sein Ton verriet, daß er dieses
flüssige Heilmittel nicht für angezeigt hielt bei Magenverstimmung.
    Susi und Tanja nebenan redeten längst
von was anderem. Sie aßen in Ruhe, und jede bestellte einen zweiten Schoppen
Wein.
    Rüdiger Klawim schmorte im eigenen
Saft.

9. Wer droht da mit Mord?
     
    Dr. Sigismund Holmann hatte noch den
Hörer am Ohr.
    Pauline, Gaby, Karl und Klößchen hatten
ihr Gespräch unterbrochen, aber offensichtlich nichts von der Drohung des
Anrufers verstanden.
    Sie saßen nicht so nah bei Holmann wie
Tim. Außerdem hat der TKKG-Häuptling Ohren wie ein Luchs.
    Es klickte. Das Freizeichen. Der
Anrufer hatte aufgelegt.
    Hinter Tims Stirn wirbelten Gedanken.
    Diese Stimme! Sie kam ihm bekannt vor.
Der Mann hatte geflüstert — nach der ersten viersilbigen Frage. Trotzdem! Da
war so ein Schlangen-Zischen in der Stimme. Das kannte er. Wer... Natürlich!
Der Mittelscheitel-Typ aus dem Gasthaus ,Zur Traube 4 ! Der
Wurstbrotesser, mit dem er sich gestritten hatte.
    Freilich — Tims Erkenntnis stand auf
wackligen Beinen. Einen Eid hätte er nicht darauf geschworen.
    Nur drei oder vier Sekunden waren
vergangen.
    Holmann legte den Hörer zurück.
    Gespannt blickte Tim in das kernige
Gesicht. Ihre Blicke trafen sich.
    „Hast du’s gehört?“ fragte der Arzt.
    „Jedes Wort.“
    „Vergiß es. Hat keine Bedeutung.“
    „Wer war denn das?“ fragte Pauline.
    Holmann stopfte sich Parmaschinken
zwischen die Zähne. „Irgendein Spinner.“
    „Was wollte er?“
    „Hat mich bedroht. Hab’ schon
vergessen, was er sagte.“
    „Ich weiß es noch“, sagte Tim: „Bereite
dich auf dein Ende vor, Quacksalber. Du entgehst meiner Rache nicht.“ Er machte
eine Pause und blickte in verblüffte Gesichter. „Also, Doktor Holmann, ich
finde...“
    „Wir wollen uns mal gleich darauf
einigen, daß ihr Sigi zu mir sagt. Das ist kein Vorrecht für Pauline. Häh,
meine Schöne?“ Er grinste sie an. „Und Willi sagt: Oheim Sigi. Alles klar?“
    „Ich finde, Sigi“, setzte Tim seine
Rede fort, „das war ein schweres Geschütz. Eine unverhüllte Morddrohung. Ist so
was hier normaler Umgangston? Oder weshalb meinen Sie, es hätte keine
Bedeutung?“
    „Um Himmels willen!“ flüsterte Pauline.
    Sie war blaß geworden und aß nicht
weiter, obwohl sie ein Stück Bauernbrot mit Ziegenkäse im Mund hatte. Es wölbte
die linke Wange. Pauline sah aus, als müsse sie zum Zahnarzt.
    „Erstens“, Sigi hielt Tim einen Daumen
vor die Nase, um jedes Mißverständnis auszuschließen, „lasse ich mich nicht
einschüchtern. Zweitens“, ein Zeigefinger folgte, „nehme ich solche feigen
Telefonterroristen nicht ernst. Drittens“, bei der Streckung des Mittelfingers
hatte er Schwierigkeiten, die alten Knöchel wollten nicht mehr, „sind solche
Umgangsformen hier nicht üblich. Wir leben zwar in der Provinz, aber friedlich.“
    „Sigi!“ Pauline kaute wieder und beugte
sich vor. „Tim hat recht. Das ist eine Morddrohung. Du mußt Inspektor
Wondrascheck verständigen.“
    „Kommt nicht in Frage! Mit dem bin ich
verfeindet.“
    „Ach?“ meinte Gaby. „Ausgerechnet.
Weshalb denn? Er ist doch gemütlich und nett.“
    „Er hat behauptet, ich hätte seine Frau
falsch behandelt, als sie Ziegenpeter hatte.“
    „Mein Gott!“ seufzte Pauline. „Das ist
doch 40 Jahre her. Kriemhilde Wondrascheck war damals acht Jahre alt, hieß noch
Hinterblixenmüller und lernte den Wondrascheck erst zwölf Jahre später kennen.
Woher will der Inspektor wissen, daß du sie falsch behandelt hast?“
    „Eben!“ nickte Sigi und machte ein
bärbeißiges Gesicht. „Der Witz ist, ich habe sie überhaupt nicht behandelt. Die
Hinterblixenmüllers waren gar nicht meine Patienten. Aber Wondrascheck hat zum
Bürgermeister gesagt, mit meiner Ziegenpeter-Behandlung könnte ich einen Gaul
umbringen. Das wisse Wondrascheck von Kriemhilde. Die wäre damals fast taub
geworden.“
    „Und deshalb, Sigi“, Gaby verbiß sich
ein Lachen, „wollen Sie ganz auf Polizeischutz verzichten?“
    „Mit Wondrascheck rede ich kein Wort.“
    „Macht ja nichts“, Tim klatschte eine
Faust in den Handteller, „wir sind hier. Das ist Schutz genug. Der Inspektor
und sein Assi sind sicherlich nett, aber langsam. Außerdem verrät dieser Anruf
schon

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