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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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TKKG-Bande hat schon viele Fälle
geknackt und dabei so manches erlebt. Unter anderem wissen wir, daß Ganoven
immer dann zuschlagen, wenn man nicht damit rechnet. In diesem Haus übernachte
ich nur, wenn Tim jetzt alle Räume absucht.“
    Sie standen inzwischen in der Diele — mit
Blick durch einen Torbogen in das riesige Kaminzimmer.
    Tim stellte fest, daß Paulines
Einrichtung viel eleganter war als bei Holmann. Die Möbel stammten aus Italien,
viel Schleiflack und Gold, dazu Jugendstil-Lampen sowie bildhauerische
Kunstwerke in Kupfer und Marmor.
    „Gaby hat recht“, meinte Tim. „Schnell
schleicht sich der Dieb ein, der Unhold, der Frauenmörder.“
    „Na, meinetwegen such. Ich hoffe, du
störst dich nicht an der Unordnung.“
    „Falls sie nicht so arg ist, daß ein
Eindringling sich dahinter verstecken könnte“, lachte er. „Schlimmer als in
unserer Internatsbude Adlernest, Frau Pauline, kann’s gar nicht sein. Übrigens
wundert mich Ihr Gleichmut. Der Taxi-Chauffeur hat uns nämlich erzählt, daß Sie
in der Nacht zum 17. Juli vor fünf Jahren bestohlen wurden. Schmuck im Wert von
einer Million Mark.“
    „Das ist richtig. Es waren die
wunderbaren Kostbarkeiten, die mein Mann mir im Lauf unserer 35jährigen Ehe
geschenkt hat. Herrliches Geschmeide. Es lag in einer großen Stahlkassette.
Ausgerechnet in jener Nacht stand sie nicht in ihrem Versteck, sondern oben in
meinem Schlafzimmer auf der Frisiertoilette. Pech! Wißt ihr, wie ich meinen
Schmuck genannt habe? Den eiskalten Schatz. Weil ich die Kassette immer in der Tiefkühltruhe
versteckt hatte, im Keller, unter gefrorenem Seefisch, Fleischportionen und
Gefrier-Gemüse. Wer sieht dort nach! Tja, und ausgerechnet in dieser Nacht...
Danach hatte ich nur noch, was ich bei mir trug. Aber inzwischen“, sie drehte
lächelnd die Hände, daß die Armreifen klirrten, „bin ich wieder gut versorgt.
Alles Geschenke von Sigi.“
    „Nobel von ihm“, meinte Gaby. „Hätte
ich ihm gar nicht zugetraut.“
    „Er ist ein großartiger Kerl“, verriet
Pauline, „aber nicht der großzügigste. Mit diesen Geschenken verfolgt er eine
Taktik. Jedesmal, wenn ich ein Schmuckstück bekomme, macht er mir einen
Heiratsantrag.“
    „Ach“, meinte Tim verblüfft. „Er — Ihnen?“
    „Umgekehrt bestimmt nicht“, lachte sie.
„Natürlich lehne ich immer ab. Er ist mir noch zu ungestüm. Aber ich habe ihm
die Hoffnung gemacht, daß ich ihn nehme, wenn er 80 ist.“
    „Ist ja nicht mehr lange hin.“
    Sie lachte und knuffte Tim in die
Seite. „Für euch sind wir Fossilien (Überreste aus früheren Epochen), wie? So, und nun durchsuch das Haus, damit Gaby ins Bett kann. Sie braucht ja
schon Streichhölzer, um ihre schönen langen Wimpern zu stützen.“
    Tim beeilte sich.
    Er ließ keinen Winkel aus, staunte über
das tolle Haus und sah auch im Gerümpelkeller hinter die Berge leerer Kartons,
alter Zeitungen, abgelegter Garderobe und ausgesonderter Kleinmöbel.
    „Habe alle Eindringlinge gefesselt“,
verkündete er im Kaminzimmer, wo beide warteten, „und in die Tiefkühltruhe
gelegt. Wissen Sie übrigens, Pauline, daß jener Mensch, der im Verdacht steht,
Ihren Schmuck gestohlen zu haben, morgen aus dem Gefängnis entlassen wird?“
    „Tatsächlich? Nein, wußte ich nicht. Du
meinst Oswald Flinkfinger.“
    „Wir wissen auch das von dem
Taxi-Chauffeur.“
    „Man konnte Flinkfinger damals nichts
nachweisen. Mein Schmuck wurde nirgendwo gesehen oder angeboten. Wer weiß, wo
der ist. Flinkfinger stammt aus Bad Fäßliftl. Seine Mutter wohnt dort. Eine
alte Hexe, wie die Leute behaupten. Ihr Mann war ein berüchtigter Ganove.“
    „In jener Nacht wurde auch bei Dr.
Holmann eingebrochen?“
    Pauline nickte. „Vermutlich war das
derselbe Täter. Er hat nur etwas Geld erbeutet. Aber Sigi regte sich auf, als
wäre sein Haus abgebrannt.“
    „Ich habe“, sagte Gaby, „drüben
angerufen. Karl und Klößchen kommen dir entgegen, Tim. Sie wollen helfen, den
Wagen auf die Straße zu schieben.“
    Tim wünschte Pauline eine gute Nacht.
    Gaby brachte ihn hinaus, wo es jetzt so
still war, daß man den Nachtwind in den Gräsern hörte.
    „Das sind Leute!“ seufzte sie und
kuschelte sich an ihren Freund. „Ich frage mich, wie die hier überleben. Total
chaotisch geht es zu. Einbrüche. Zweifelhafte Sicherheitsmaßnahmen. Der Nachbar
Mair-Chateaufort wird niedergeschlagen und beraubt. Holmann erhält telefonisch
eine Morddrohung. Susi Welmhoff könnte in Gefahr sein,

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