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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wehe,
dein Magen knurrt.“
    Der Ganove wechselte die Pistole in die
andere Hand, nahm den Hörer ab und wählte.

19. Rache für den Tod der Freundin
     
    Tim lief zur Haustür und öffnete.
    Gaby trug eine weiße Latzhose zum
blauen T-Shirt; sie hatte gründlich ausgeschlafen. Keine Schatten mehr unter
den Kornblumen-Augen. Freilich war der Pony über Nacht ein Stück länger
geworden. Aber da half Pusten, falls er die Sicht verhängte.
    Tim umarmte seine Freundin und begrüßte
dann Pauline, die — offenbar angespornt durch Gaby — geradezu chic aussah; im
sahnefarbenen Sommeranzug mit schwarzer Seidenbluse und — o Wunder - einem
rahmfarbenen Band im Haar anstelle der Wäscheklammer.
    „Donnerwetter!“ meinte Tim bewundernd. „Sie
haben Anspruch, Frau Pauline, daß man Sie zur bestgekleideten Dame vom
Mittelriß-Tal ernennt.“
    „Und wenn ich das nicht schaffe“,
lachte sie, „ist mir der zweite Platz sicher. Dann wäre nämlich Susi Welmhoff
die Nummer eins. Eine dritte Frau gibt’s hier nicht.“
    „Zwei sind mehr als genug“, rief Sigi
aus dem Bauernzimmer.
    „Wir laden uns zum Frühstück ein“,
sagte Gaby. „Eigentlich wollten wir gleich in den Ort fahren. Aber dann dachten
wir: Für die beiden Blumensträuße müssen wir uns bedanken. Bei wem, bitte?“
    Tim lachte. „Den einen, Frau Pauline,
habe ich in Sigis Auftrag für Sie gepflückt. Der andere, Pfote, ist für dich.“
    „Wieso Pfote?“ fragte Gabys
Gastgeberin.
    „Ist mein Spitzname“, erklärte Tims
Freundin. „Weil mir alle Hunde die Pfote geben. Selbst böse. Das heißt, böse
Hunde gibt’s von Natur aus nicht. Der Mensch ist daran schuld, wenn ein Hund
sich zum Beißer entwickelt. Durch falsche Erziehung, meistens durch
Lieblosigkeit. Ich mag alle Hunde, Tiere überhaupt. Die bellenden Vierbeiner
merken das, deshalb begrüßen sie mich.“
    Gemeinsam frühstückten sie weiter. Gaby
und Pauline hatten nur eine Tasse Tee getrunken. Die Industriellen-Witwe aß
nicht viel, knusperte endlos an einem Toast herum. Morgens, erklärte sie, sei
ihr Magen immer nervös. Sigi meinte, das sei auch eine Folge des Rauchens, aber
noch die harmloseste.
    „Warte nur, bis man dir ein Raucherbein
amputiert“, meinte er, „oder einen Lungenflügel rausschneidet. Spätestens dann
tut’s dir leid.“
    „Wenn es so weit ist“, lachte sie, „bitte
ich dich um ärztlichen Beistand. Was haltet ihr davon, wenn wir zusammen in den
Ort fahren und ein bißchen einkaufen.“
    Die Jungs stimmten zu.
    Einkaufen, dachte Tim, werde ich
allerdings nicht, sondern diesem Grobky nachspüren.
    Klößchen war von Sigi für den
Küchendienst eingeteilt worden. Ohne zu maulen und obwohl er noch nicht satt
war, begann Tims dicker Freund mit dem Abräumen.
    Tim erzählte, was sich bei Susi
Welmhoff abgespielt hatte. Und die beiden Damen gerieten völlig aus dem
Häuschen.
    „...waren Wondraschek und sein Assi da“,
sagte Tim, „haben Rüdiger Klawim mitgenommen. Er bleibt vorläufig festgenommen.
Aber auch Wondraschek meint, daß er die Wahrheit sagt und Marcel
Mair-Chateaufort nicht niedergeschlagen hat. Unser Verdacht konzentriert sich
jetzt — aus Gründen, die ich euch gleich erkläre — auf eine bestimmte Person.
Grobky, so nennen wir ihn vorläufig, weil...“
    Tim erzählte alles.
    „Aber“, rief Gaby, „wenn dieser Grobky
sich rächen will an Mair-Chateaufort — und das bereits getan hat mit der
Gewalttat — warum ruft er außerdem Sie an, Sigi, und droht mit Mord?“
    Oheim Sigi hob die Achseln.
    „Uns ist kein einleuchtender Grund
eingefallen“, sagte Tim. „Man kann natürlich vermuten. Entweder Grobky weiß,
daß Sigi und Marcel befreundet sind, und dehnt seine Rache ein bißchen aus — zum
Spaß, oder um von der Tat abzulenken. Oder aber es handelt sich gar nicht um
dieselbe Person, und ich habe mich getäuscht — was die vermeintliche
Ähnlichkeit der Stimmen betrifft.“
    Holmann stand auf. „Wir fahren. Wird
höchste Zeit, daß ich Marcel im Krankenhaus besuche.“
    Als er hinter dem Tisch hervorkam,
klingelte das Telefon. Sigi fluchte, setzte sich schräg auf die Bank und nahm
den Hörer ab.
    Tim beugte sich vor und hielt ein
Lauschrohr in Richtung Muschel.
    „Was ist los?“ knurrte der Arzt, ohne
einen Anflug von Freundlichkeit.
    „Das wirst du gleich merken,
Quacksalber.“
    Tim spannte sich. Da war sie wieder — die
zischende Stimme, böse, hinterhältig, drohend.
    Der TKKG-Häuptling glitt auf die Bank
und rückte noch

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