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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Blick von seinen Augen zu dem BonsaiBäumchen, aber es war nicht ein vom Bewusstsein gesteuerter Ungehorsam, denn sie sah ihn sofort wieder an, als er es ihr befahl.
    »Sag mir, ob du glaubst, dass es lustig wäre«, sagte er mit Nachdruck.
    »Ja, Daddy. Sehr lustig.«
    Er befahl ihr, sich auf alle viere niederzulassen, worauf sie sich auf den Boden kniete.
    »Komm zu mir gekrochen, Susan!«
    Wie eine aufgezogene Spielzeugfigur, als hätte sie eine Münze zwischen den Zähnen und müsste einer vorgeschriebenen Spur zum Einwurfschlitz folgen, kroch sie auf den Sessel zu, naturalistisch aufgemalte Tränen im Gesicht, ein herrliches Exemplar ihrer Art, ein Prunkstück, bei dessen Anblick das Herz jedes Sammlers höher geschlagen hätte.

33. Kapitel
    Der »Moment, in dem er den dösenden Hund bemerkte« war wie abgeschnitten von dem ihm vorausgegangenen »Moment, in dem das Küchentelefon klingelte«, und so oft Dusty die Szene auch im Geist abspulte, es gelang ihm nicht, die Enden der beiden zertrennten Fäden seines Tages wieder zu verknoten.
    Er ließ das Geschehen eben zum x-ten Mal ablaufen und bemühte sich, die Erinnerungslücke zu schließen, indem er sich ganz auf das schwarze Loch konzentrierte, das zwischen dem Hörerabnehmen und dem Auflegen klaffte, als Martie im Schlaf zu stöhnen begann.
    »Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Ganz ruhig«, flüsterte er und legte ihr sachte die Hand auf die Schulter, um durch seine sanfte Berührung und die leisen Worte den Albtraum zu vertreiben und sie wieder in einen friedlichen Schlaf zu lullen, wie er es zuvor auch mit Valet getan hatte.
    Aber sie war nicht zu beschwichtigen. Ihr Stöhnen ging in Wimmern über, ein Zittern durchlief sie, während sie mit kraftlos zuckenden Füßen die Zudecke abzustreifen versuchte, und dann wurden aus dem Gewimmer gellende Schreie, und als sie, wild um sich schlagend und die Decke von sich schleudernd, senkrecht in die Höhe fuhr, schrie sie nicht mehr vor Angst, sondern sie würgte krampfhaft, als müsste sie sich erbrechen, und wischte sich dabei, wie angeekelt von einer Speise, die man ihr bei einem Traumbankett vorgesetzt hatte, immer wieder mit beiden Händen über den Mund.
    Dusty, der fast so abrupt aufgesprungen war wie Martie und jetzt um das Bett herum lief, registrierte aus den Augenwinkeln, dass Valet ebenfalls hellwach war.
    Sie fuhr zu ihm herum. »Bleib weg von mir!«
    In ihrer Stimme schwang eine so heftige Erregung, dass Dusty augenblicklich stehen blieb, während der Hund mit gesträubtem Rückenfell zu zittern begann.
    Martie hörte auf, sich über den Mund zu wischen, und betrachtete stattdessen ihre Hände, als fürchtete sie, dass Blut daran klebte – das vielleicht nicht ihr eigenes war. »O Gott, o mein Gott.«
    Dusty wollte auf sie zugehen, aber sie flehte ihn noch heftiger als zuvor an, keinen Schritt näher zu kommen. »Du darfst mir nicht trauen, bleib weg von mir, glaub ja nicht, du könntest in meine Nähe kommen!«
    »Es war nur ein Albtraum.«
    »Das hier ist der Albtraum.«
    »Martie …«
    Sie krümmte sich zusammen, und die Erinnerung an ihren Traum löste ein neuerliches krampfhaftes Würgen aus, dann stieß sie in ihrer Qual und ihrem Ekel einen verzweifelten Seufzer aus.
    Dusty schlug ihre Warnung in den Wind und trat zu ihr. Als er jedoch die Hand nach ihr ausstreckte, zuckte sie heftig zurück und versuchte ihn von sich zu stoßen. » Trau mir nicht! Sei vorsichtig, um Himmels willen!«
    Um nicht an ihm vorbeilaufen zu müssen, kroch sie wie ein Affe auf allen vieren über das zerwühlte Bett, sprang auf der anderen Seite heraus und stürzte ins Badezimmer.
    Der Hund gab einen kurzen, durchdringenden Klageton von sich, der Dusty durch Mark und Bein ging und ihn mit einer Angst erfüllte, wie er sie noch nie erlebt hatte.
    Es erschreckte ihn mehr als beim ersten Mal, sie in diesem Zustand zu sehen. Einmal konnte man einen solchen Anfall als ein sich nicht wiederholendes Vorkommnis abtun. Beim zweiten Mal ergab es ein Muster. Ein Muster deutete in die Zukunft.
    Er folgte Martie ins Badezimmer und sah sie dort am Waschbecken stehen. Die Tür des Arzneischränkchens, das sie zuvor offensichtlich geöffnet hatte, fiel gerade von allein zu.
    »Es muss wohl schlimmer gewesen sein als sonst«, sagte er. »Was?«
    »Der Albtraum.«
    »Es war nicht derselbe, nicht annähernd so harmlos wie der vom Blättermann«, sagte sie, hatte aber offensichtlich nicht die Absicht, näher auf das Thema

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