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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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angenehm ruhig verlief, stellte er fest, dass die Straßen kaum befahrener waren als eine Dreiviertelstunde zuvor.
    Sein Haus stand, von einem etwa achttausend Quadratmeter großen Grundstück umgeben, mitten in einer bewachten Wohnsiedlung auf einer Anhöhe: ein flacher, futuristisch anmutender Bau aus kunstvoll arrangierten quadratischen und rechteckigen Würfeln, die Mauern zum Teil aus glattem, in situ gegossenem Beton, zum Teil mit einer schwarzen Granitfassade verkleidet, mit freischwebenden Terrassen, weit auskragenden Dachflächen, Bronzetüren und geschosshohen Fenstern, die so groß waren, dass sich die Vögel nicht nur vereinzelt, sondern gleich in Scharen die Köpfe daran blutig schlugen.
    Das Haus hatte ursprünglich ein Jungunternehmer für sich bauen lassen, der es durch den Börsengang seiner InternetDirektverkaufsfirma zu unermesslichem Reichtum gebracht hatte. Bis es fertig gestellt war, hatte er jedoch seine Liebe zum Baustil der Südweststaaten entdeckt, um dann ein Architektenbüro zu beauftragen, ihm irgendwo in Arizona einen Viertausend-Quadratmeter-Klotz aus Lehmziegelimitat im Pueblo-Stil hinzustellen. Das erste Anwesen hatte er zum Verkauf angeboten, ohne es je bewohnt zu haben.
    Der Arzt parkte den Mercedes in der Tiefgarage, in der Platz für achtzehn Wagen war, und fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss.
    Die großzügig geschnittenen Zimmer und Flure waren mit schwarzen Granitfußböden ausgelegt. Den herrlichen Perserteppichen – in schimmernden Tauben-, Pfirsich-, Jade- und Rubintönen – sah man an, dass sie sehr alt und sehr kostbar waren; sie schienen über dem schwarzen Granit zu schweben wie fliegende Teppiche, das Schwarz unter ihnen nicht Stein, sondern der tiefe Abgrund der Nacht.
    In den Fluren und Haupträumen flammten bei seinem Eintreten die Lichter auf wie eine Bühnenbeleuchtung, ausgelöst durch Bewegungssensoren, deren Elektronik von Atomuhren gesteuert wurde. In den kleineren Zimmern reagierten die Lichter auf Stimmsignale.
    Der junge Internet-Milliardär hatte die gesamte Haustechnik bis ins letzte Detail computerisieren lassen. Wahrscheinlich hatte er, als er 2001: Odyssee im Weltraum gesehen hatte, Hal für den wahren Helden des Films gehalten.
    Von seinem mit filigran geschnitztem Holzpaneel verkleideten Arbeitszimmer aus rief Ahriman in seiner Praxis an und hinterließ der Sekretärin eine Nachricht auf Band, mit der er sie bat, seine Vormittagstermine auf die nächste Woche zu verlegen. Nachmittags sei er dagegen in der Praxis.
    Für den Mittwochnachmittag standen bislang aber keine Therapiesitzungen in seinem Terminkalender. Er hatte ihn für Dustin und Martine Rhodes freigehalten, die ihn am Morgen verzweifelt anrufen und um Hilfe bitten würden.
    Vor achtzehn Monaten war Ahriman auf den Gedanken gekommen, Martie zur wichtigsten Schachfigur in einer fantastischen Partie zu machen, die komplizierter sein würde als alle, die er bis dato gespielt hatte. Vor acht Monaten hatte er ihr sein teuflisches Drogengebräu im Kaffee serviert, garniert mit einem Schokoladenbiscotto, wie es sich gehörte, und sie bei drei aufeinander folgenden Gelegenheiten während Susans Therapiesitzung ebenso programmiert, wie er es mit Susan schon lange zuvor gemacht hatte.
    Seither wartete Martie auf ihren Einsatz, ohne zu ahnen, dass sie Ahrimans Sammlung einverleibt worden war.
    Am gestrigen Dienstagvormittag, vor nunmehr achtzehn Stunden, als Martie mit Susan in seine Praxis gekommen war, hatte er sie endlich ins Spiel gebracht, indem er sie in ihre innere Kapelle geführt und ihr dort die Überzeugung eingepflanzt hatte, dass sie sich selbst nicht trauen durfte, dass sie eine tödliche Gefahr für sich und andere war, ein Ungeheuer, das fähig war, unaussprechliche Schreckenstaten zu verüben.
    Sie musste einen interessanten Tag erlebt haben, nachdem er sie in Gang gebracht und zusammen mit Susan Jagger aus seiner Praxis entlassen hatte. Er war gespannt darauf, die bizarren Einzelheiten zu erfahren.
    In sexueller Hinsicht hatte er Martie bis jetzt nicht angetastet. Sie war zwar nicht so schön wie Susan, aber doch recht attraktiv, und er freute sich schon darauf herauszufinden, wie hemmungslos obszön sie werden konnte, wenn sie sich Mühe gab. Noch war ihr Leidensdruck nicht so stark, dass sie ihn erotisch besonders gereizt hätte.
    Aber bald.
    Gegenwärtig befand er sich in einer gefährlichen Stimmung – und er wusste es. Die Regression, die er durchlief, während er in ein Spiel

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